ESI XSynth Test – Synth mit Stärken und Schwächen

ESI Xsynth Test

Mit dem Xsynth erweitert ESI das Portfolio um einen kompakten Synthesizer, der sich an Musiker richtet, die unterwegs flexibel bleiben wollen. Er kombiniert eine samplebasierte Synthese-Engine mit bis zu zehn Stimmen, einer Tastatur mit 25 Tasten und polyfonem Aftertouch, sowie integrierte Effekte – und das alles in einem tragbaren Format. Auf dem Papier wirkt das Gerät wie ein echtes Schnäppchen. Im ESI Xsynth Test zeigt sich jedoch ein gemischtes Bild.

Sound 5
Features 7
Bedienung 7
Preis/Leistung 6
PROS
  • Polyphoner Aftertouch
  • Kompaktes, robustes Design
  • USB-Audiointerface
CONS
  • Samplebasierte Engine mit klanglichen Inkonsequenzen
  • Aliasing bei Sync und Filter-Resonanz
  • Hörbare Stufen bei PWM
  • Mittelmäßige Effekte (v. a. Reverb & Overdrive)
  • Makro-System nicht voll durchdacht

Tastatur & Hardware

Die verbaute Tastatur bietet 37 Tasten mit fein einstellbarem polyphonem Aftertouch – ein echtes Alleinstellungsmerkmal in dieser Preisklasse. Die Anschlagdynamik benötigt etwas Eingewöhnungszeit, und auch an den Aftertouch muss man sich aufgrund des sehr kurzem Hub erst einmal gewöhnen. Dafür lässt sich sich das Verhalten über einen Expertenmodus im kostenlosen Editor individuell anpassen.

esi Xsynth

Zusätzlich gibt es Pitch-Bend- und Modulations“räder“. Beide sind beim ESI XSynth allerdings druckempfindliche Gummitaster auf der linken Seite der Tastatur ausgeführt. Was sich erstmal suboptimal anhört, lässt sich mit etwas Übung überraschend präzise steuern. Jedenfalls etwas besser, als der polyfone Aftertouch, bei dem ich auch nach mehreren Stunden noch nicht herausgefunden habe, warum er manchmal besser, manchmal schlechter reagiert.

Anschlüsse & Audio-Interface-Funktion

Der XSynth kann über USB-C auch als 2-in/2-out Audio Interface fungieren – mit 24-bit/96 kHz Auflösung. Praktisch: Die interne Synth-Engine lässt sich direkt über den USB-Audioausgang aufnehmen, was ihn für einfache Produktions-Setups interessant macht.

Auf der Rückseite des XSynth finden sich die folgenden Anschlüsse:

  • 1x 3,5  mm Stereo-Line-Out (Miniklinke)
  • 1x 3,5 mm Kopfhörerausgang (Miniklinke)
  • 1 x 3,5 mm Stereo-Line-In
  • MIDI In/Out über 3,5 mm Miniklinke (Adapter wird mitgeliefert)
  • USB-C Port für Stromversorgung, MIDI und Audio
esi Xsynth: Anschlüsse auf der Rückseite
esi Xsynth: Anschlüsse auf der Rückseite

Verwendung als MIDI-Controller

In DAWs oder modularen Setups funktioniert der XSynth problemlos als Class-Compliant USB-MIDI-Controller. Besonders erwähnenswert: Er sendet polyphonen Aftertouch, was ihn ideal für MPE-fähige Software oder Hardwaremodule macht.

Oszillatoren & Klangerzeugung

Der XSynth nutzt drei samplebasierte Oszillatoren mit einer festen Auswahl an Wellenformen – darunter klassische VA-Wellen (Sägezahn, Rechteck, Dreieck), digitale Formen und einige perkussive oder experimentelle Sounds. Leider sind die Wellenformen teilweise schlecht normiert – manche sind eine Oktave zueinander versetzt, was das Layern etwas erschwert.

PWM ist vorhanden, jedoch grobstufig umgesetzt, was sich besonders bei langsam modulierten Sounds negativ bemerkbar macht. Einige Wellenformen verändern zudem ihre spektrale Zusammensetzung über verschiedene Oktaven hinweg. So kann etwa ein „F“ mitunter mal deutlich mehr Obertöne besitzen, als das direkt daneben liegende „G“. Ich kenne das Verhalten, wenn ich – um Speicherplatz zu sparen – nicht jede einzelne Note sample, sondern z.B. nur jede Oktave. Oder wenn man beim Sampling nicht ganz sauber arbeitet.

Hard Sync ist implementiert, aber derzeit noch ziemlich verbuggt. So erzeugt Hard Sync in manchen Einstellungen starkes digitales Aliasing – besonders bei höheren Tonhöhen oder Modulationen – was sich in einem aggressiven Rauschen äußert.

Zwar kann man per FM auch Noise zur Modulation des Oszillatoren einsetzen. Ebenso wie beim LFO basiert die Noise-Quelle aber leider auf einem Sample. Das mag zwar für einfache Effekte brauchbar sein, liefert aber keine lebendige oder „echte“ Textur wie man es vom klassischen weißen oder rosa Rauschen kennt.

esi Xsynth
esi Xsynth

Filter

Das digitale Multimode-Filter bietet Tief-, Hoch- und Bandpass-Modi mit umschaltbarer Flankensteilheit (12 dB und 24 dB/Okt). Klanglich ist es solide für einfache Filterungen, stößt aber bei höheren Resonanzwerten schnell an seine Grenzen: Das Signal wird rau und „digital“, mit hörbaren Artefakten und Aliasing. Für experimentelles / extremes Sounddesign oder komplexe Filtermodulationen ist es also eher ungeeignet. Möglicherweise kann hier ein Firmware-Update Abhilfe schaffen.

Modulation & Makros im ESI Xsynth

Die Modulationssektion umfasst drei LFOs mit unterschiedlichen Wellenformen, deren Geschwindigkeiten aber nicht tief genug für subtile Modulationen reicht und nicht hoch genug für Audio-Rate-Modulation sind. Damit ist z. B. FM oder AM nur sehr eingeschränkt möglich. Envelopes sind ADSR-typisch, aber relativ grob aufgelöst, was sich besonders bei perkussiven Sounds bemerkbar macht.

Die Makrosteuerung ist ein gut gemeinter Ansatz, aber viele relevante Parameter sind nicht zuweisbar – darunter wichtige FX-Funktionen, oder die Möglichkeit, die Attack-und Releasezeit gleichzeitig für alle Hüllkurven zu steuern. Schade, denn hier verschenkt ESI viel Potenzial für den Live-Einsatz.

Effektsektion

Die interne FX-Engine bietet einfache Effekte wie Chorus, Delay, Reverb, Overdrive und einen LoFi-Prozessor. Während Chorus und Delay durchaus musikalisch einsetzbar sind, wirken Reverb und Overdrive zu metallisch und digital. Der LoFi-Effekt hingegen ist gelungen – er verleiht dem Klang Schmutz ohne übertrieben aggressiv zu werden.

esi Xsynth
ESI Xsynth in der Flunder-Perspektive

ESI Xsynth Test -Fazit

Der ESI XSynth ist ein ungewöhnlicher Hybrid aus polyphonem Aftertouch-Controller, einfacher samplebasierter Synth-Engine und USB-Audiointerface. Sein Konzept ist ambitioniert, aber nicht in allen Bereichen überzeugend umgesetzt. Zudem sind in der derzeitigen Version einfach noch zu viele Bugs enthalten, als dass ich den Xsynth live einsetzen würde. Hoffentlich wird ESI hier mit einem Firmware-Update reagieren und damit vor allem die Kinderkrankheiten beseitigen.

Solange diese nicht gefixt sind, würde ich von einem Kauf abraten. Es sei denn, ihr könnt auf Features wie Sync und hohe Resonanz verzichten, habt kein Problem mit stufiger Wiedergabe der Pulsbreitenmodulation, und auch keine Angst davor, hin und wieder Audio-Dropouts zu bekommen, wenn der Synth an seine Ressourcengrenze kommt. Vom Sound her versprüht der Xsynth definitiv 90er-Rompler-Charme. Und dass er Charakter hat, sei hier bitte nicht als Euphemismus zu verstehen, sondern ist ernst gemeint.

Wer in erster Linie nach einem polyphonen Aftertouch-Controller mit Bonus-Synth sucht – und mit einigen Eigenheiten leben kann – könnte hier fündig werden. Besonders als Poly-AT-Controller oder zur DAW-Steuerung bietet er einen interessanten Einstieg. Nur: Als gut klingender Synth fürs Studio oder für komplexes Sounddesign? Da gibt’s deutlich stärkere Alternativen.

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