Welches USB Audio Interface für elektronische Musik?

Elektronische Musik produzieren - das sind die besten Audio Interfaces für Techno, Ambient, House und co

Neben DAW und Studiomonitoren gehört eine gute Soundkarte zur Grundausstattung, wenn man elektronische Musik am Rechner machen möchte. Welche Soundkarte benötigt man zum Produzieren von Techno, Ambient, Electronica etc.? Welche Eigenschaften sollte ein USB Audio Interface für elektronische Musik mitbringen? Und warum sollte man sich überhaupt ein AudioInterface kaufen statt die interne Soundkarte des Computers zu nutzen?

Das ist ein berechtigter Gedanke und wenn man noch ganz am Anfang steht, kann man bereits mit den Bordmitteln des Computers experimentieren. In diesem Fall sollte zumindest ein gutes Paar Studiokopfhörer angeschafft werden um seinen Mix vernünftig beurteilen zu können. Sobald man aber externe Klangerzeuger oder MIDI-Controller nutzen möchte, wird das Thema MIDI-Latenz immer wichtiger. Sehr vereinfacht gesagt ist MIDI Latenz die Zeit, die zwischen Tastenanschlag und dem Erklingen der Note liegt. Je geringer die Latenz (ms) ist, umso natürlicher ist das Spielgefühl.

Und hier haben professionelle USB Audio-Interfaces immer noch die Nase vorn. Gute Treiber und Hardware sind neben anderen Dingen genau darauf ausgelegt, niedrige Latenzen zu ermöglichen.

Spätestens jedoch, wenn externe Signale wie Synthesizer, Drum Machines oder Gesang aufgenommen werden sollten, ist die Anschaffung eines Audio-Interface dran. Sehen wir uns mal drei mögliche Szenarien an:

DAW basiertes Studio – Elektronische Musik im Computer produzieren

Diese Variante eignet sich gut für die ersten Schritte oder Studios, die nur wenig Platz oder Budget zur Verfügung haben, denn sie kommt mit einem kleinen Audiointerface und einer Musiksoftware eurer Wahl aus. Theoretisch könnte man sogar so weit gehen und ein Audio-Interface kaufen, das lediglich zwei Ausgänge für die Studiomonitore und einen separaten Kopfhörerausgang bietet.

Dann hätte man zwar etwas Geld gespart, sich aber zugleich die Möglichkeit genommen, auch mal externe Signale aufzunehmen. Ist man sich sicher, dass das in absehbarer Zeit nicht ansteht – kann man diesen Weg gehen. In diesem Fall empfehle ich die Scarlett-Serie von Focusrite. Für gerade mal 140 € bekommt man mit dem Scarlett Solo 4th Gen ein sehr solides Audio-Interface für elektronische Musik, das nicht nur gute Latenzwerte liefert, sondern auch ordentlich klingt. Leider kann man die Lautstärke des Kopfhörerausgangs und des Line-Outs für die Studiomonitore nur zusammen regeln, was im Studioalltag echt nervt.

Das Scarlett 2i2 von Focusrite bietet alle essentiellen Funktionen und wird mit einem soliden Softwarepaket für elektronische Musikproduktion ausgeliefert
Genau die richtige Ausstattung für Einsteiger: Das Scarlett 2i2 von Focusrite bietet alle essentiellen Funktionen und wird mit einem soliden Softwarepaket für elektronische Musikproduktion ausgeliefert

Für gerade mal rund 60 € mehr bietet das Scarlett 2i2 genau diese Funktion und schickt zudem zwei vollwertige Eingänge mit ins Rennen. Für kleine Budgets wäre das also meine klare Empfehlung. Zusätzlich liegt beiden Soundkarten noch ein umfangreiches Softwarepaket bei, mit dem man sofort starten kann, elektronische Musik zu produzieren: Unter anderem enthält das Paket Ableton Live Lite, sowie gute Mixing-PlugIns von Softube und Focusrite.
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Klanglich ganz weit vorne, aber definitiv keine Budgetlösung mehr ist das Duet Audio-Interface von Apogee. Die USB-Soundkarte lässt sich mit Windows, Mac OSX und iOS-Geräten betreiben, liefert extrem niedrige Latenzen und klingt wie schon erwähnt einfach hervorragend. Mit dem großen Drehregler auf der schicken Oberfläche lässt sich z.B. die Monitorlautstärke schnell und gezielt einstellen.
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Audio Interface für elektronische Musik: Projektstudios und kleine Live-Setups

Mit mehreren Instrumenten und anderem Outboard-Equipment steigen die Anforderungen an die Soundkarte. Neben guten Treibern (und langfristiger Unterstützung durch den Hersteller) ist die Anzahl der Ein- und Ausgänge das entscheidende Kriterium. Praktisch wäre zudem, wenn das Interface per USB mit Spannung versorgt wird, denn das spart auf Reisen etwas Gewicht und im Studio eine Steckdose.

Um nicht zu schnell an die Grenzen zu kommen, sollte das Audio Interface mindestens über sechs, besser noch acht Audio-Eingänge verfügen. Bei den Ausgängen sind vier das absolute Minimum, um Outboard-Equipment und externe Effekte in der DAW zu nutzen. Wenn es Platz und Budget zulassen, kann mit vier Ausgängen auch ein zweites Paar Studiomonitore zum Gegenhören angeschlossen werden. Möchte man die Ausgänge lieber für Effektwege nutzen, kann man sich hier später allerdings immer noch mit einem Monitorcontroller behelfen.

Viele Features für unter 300 €: Focusrite Scarlett 816 und MOTU M4

Aus dem Angebot der derzeit erhältlichen Varianten empfehle ich als Budgetlösung das M4 von MOTU, sowie das Focusrite Scarlett 8i6. MOTUs M4 ist ein 4-Kanal-Audiointerface für 260 € mit tollen Wandlern und Spannungsversorgung über USB, wodurch es unterwegs ein verlässlicher Partner ist. Besonders gelungen in der Preisklasse ist die Monitoringanzeige auf der Vorderseite, die man beim Scarlett 8i6 vermisst.

Ideal für kleinere Studios mit ein oder zwei Hardware-Geräten: Das M4 Audio Interface von MOTU
Ideal für kleinere Studios mit ein oder zwei Hardware-Geräten: Das M4 Audio Interface von MOTU

Dafür bekommt man für gerade mal rund 270 € bei dem Focusrite Scarlett 8i6 acht Eingänge, sechs Ausgänge und ein 5-Pin-MIDI-Duo, um ältere Synthesizer ohne weiteres ins Setup zu integrieren. Das eben erwähnte Softwarepaket inklusive Ableton Live Lite und Mixing PlugIns ist ebenfalls enthalten. Einziger Wermutstropfen hier: Der Betrieb erfordert ein Netzteil, Spannungsversorgung über den USB-Port ist also nicht möglich.

RME Babyface Pro FS

Hier punktet die zweite Empfehlung. Nicht nur, dass das Babyface Pro FS mit USVB-Spannung auskommt, das kleine Kraftpaket liefert direkt zwölf Ein- und Ausgänge mit. Allerdings steht die volle Kanalanzahl nur unter Zuhilfenahme eines AD/DA-Wandlers bereit. Denn an Bord der kompakten Unit finden sich nur vier Ein- und Audioausgänge, plus ADAT-I/O, sowie ein MIDI I/O. Ich empfehle es trotzdem für folgendes Setup:

Im Studio steht ein 8-Kanal AD/DA Wandler und stellt die weitern acht Kanäle bereit. Unterwegs nutzt man das Babyface Pro FS als Audiointerface dann als Zentrale für ein kleines bis mittelgroßes Live-Setup. Hervorzuheben ist neben dem präzisen Klang der RME Interfaces auch der herausragende Treibersupport von RME. Selbst für Interfaces, die es seit über zehn Jahren nicht mehr zu kaufen gibt, werden noch Treiber entwickelt. Sicherlich wirkt ein RME-Interface auf den ersten Blick teurer. Dafür kann man sich aber sicher sein, sich nach kurzer Zeit mangels Support ein neues Interfaces anschaffen zu müssen.

Audio Interface für elektronische Musik: professionelle Lösungen mit mindestens acht Ein- und Ausgängen

Kommen wir nun zur Königsklasse der Soundkarten. Ein gutes Audio Interface für elektronische Musik in dieser Kategorie schlägt bereits mit rund 1500- 2500 € ein Loch ins Konto. Andererseits ist das eine Investition in die nächsten fünf bis zehn Jahre, denn in der Regel sind a) die Produktlebenszyklen – also die Zeit, bis ein Nachfolger auf den Markt kommt – deutlich länger, b) der Support mit aktuellen Treibern auf lange Sicht besser, und c) die verwendeten Bauteile hochwertiger als bei Budgetlösungen. Darüber hinaus erfüllen professionelle Audio-Interfaces noch ein paar Bedingungen, die nicht immer uneingeschränkt bei den günstigen Interfaces vorhanden sind. Dazu gehören:

  • gute Wandler
  • hervorragende Latenzwerte
  • ausreichend Ein- und Ausgänge
  • flexible Ausstattung an Anschlüssen (symmetrisch, gute Pre-Amps, sowie digitale Schnittstellen)
  • sowie gute Routing-Möglichkeiten, um nicht ständig per Hand alles neu verkabeln zu müssen.

Meine Empfehlungen in dieser Kategorie sind zum einen das RME Fireface UFX II, sowie das UAD Apollo X6. Beide Audio-Interfaces bieten zahlreiche Ein- und Ausgänge, eine ausgefuchste Routingmatrix, sowie gute Wandler. RME hat tendenziell einen etwas analytisch klareren Klang, während die UAD Soundkarten Signale leicht (positiv) färben.

Das UFX II von RME bietet viele Anschlüsse und hervorragende Treiber
Das UFX II von RME ist die ideale Komplettlösung für Studios mit zahlreichen Synthesizern und Outboard-Effekten

Welche Variante man hier bevorzugt, ist letztlich Geschmacksache. Ein Vorteil der UAD sind die internen DSPs zur Berechnung spezieller PlugIns, wodurch der Computer entlastet wird. Viele der erhältlichen PlugIns klingen ausgezeichnet, was einer der Hauptgründe für den Erfolg der UAD-Apollo-Serie sein dürfte. Ebenso wie die Audio-Interfaces lässt sich UAD die PlugIns aber auch gut bezahlen. Wenn nicht gerade eine Aktion läuft, liegen die Preise gerne mal 40-60 % über denen vergleichbarer VST-PlugIns.

UAD Apollo X6 PlugIns
Interne DSPs der UAD Apollo X6 berechnen die gut klingenden PlugIns

Fazit: Welches Audio Interface für elektronische Musik?

Hoffentlich hat euch dieser Artikel dabei geholfen, eine Vorauswahl zu treffen. Als Einsteiger wird man in der Regel kein umfangreich ausgestattetes Interface benötigen, das neben der Budgetfrage häufig einfach auch von den Features her überdimensioniert ist. Die Scarlett-Serie con Focusrite bietet hier einen hervorragenden Kompromiss. Soll es klanglich noch eine Nummer drüber sein, sind die Duets von Apogee eine gute Empfehlung.

Als jahrelanger Nutzer von RME bin ich ziemlich überzeugt von den Audiointerfaces. Die Verarbeitung ist top, die Features umfangreich und das Preis-Leistungsverhältnis überzeugend. Falls die Soundkarten auf den ersten Blick teuer erscheinen, möchte ich an dieser Stelle noch einmal den einzigartigen Support des Herstellers betonen: Meine Hammerfall hatte über 12 Jahre ihren Dienst verrichtet und wurde ständig mit neuen Treibern versorgt. Selbst dann noch, als diese Produktserie längst aus den Läden verschwunden war. Daher empfehle ich RME-Interfaces gleichermaßen als Interfaces für ambitionierte Produzenten und Profis.

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