Die besten Synthesizer für Trance
Lesedauer: 13 Minuten
Egal ob Progressive Trance, klassischer Trance oder PsyTrance: In diesen Spielarten der elektronischen Musik kommt man an einem Synthesizer nicht vorbei. Und auch wenn sich grundsätzlich nahezu jeder Synthesizer für elektronische Musik eignet, ist man mit einigen Vertretern dann doch deutlich schneller am Ziel. In diesem Artikel geht es um die besten Synthesizer für Trance. Um genauer zu sein: Um die besten Hardware-Synthesizer. Software-Empfehlungen für Trance-Produktionen werden in einem anderen Artikel behandelt.
Synthesizer für Trance: Worauf sollte man beim Kauf achten?
Dieser Artikel richtet sich vor allem an Einsteiger, weshalb wir erstmal ein paar grundsätzliche Dinge klären. Allen voran steht natürlich die Frage, welche Features ein Synthesizer für Trance mitbringen sollte.
- Welche Features sollte ein Synthesizer für Trance liefern?
- Die Oszillatoren
- Flexible Filtersektion
- Modulationsmatrix
- Gute Effekte
- Synthesizer für Trance: Kaufempfehlungen
Welche Features sollte ein Synthesizer für Trance liefern?
Eines der Hauptmerkmale ist eine flexible Klangerzeugung. Auch wenn es da draußen etliche gute Spezialisten gibt: Die zentrale Syntheseeinheit im Studio sollte möglichst vielseitig sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorerst keine weiteren Anschaffungen geplant sind. Wenn man sich die Preise eines Virus oder Iridiums ansieht, könnte man natürlich darüber nachdenken, sich ein kleines Setup aus Spezialisten zusammenzustellen.
Da übernimmt dann ein Behringer Pro-1 den Basspart, ein Dreadbox Typhon die Leads und vielleicht ein Modal Cobalt8 die Pads. Und auch wenn das durchaus ein gangbarer Weg wäre: Hier muss man meistens Mixer, größere Soundkarten, MIDI-Interface oder USB HUB mit einkalkulieren. Letztlich ist mit so einem Multi-Setup häufig auch ein höherer Lernauwand verbunden. Denn alle Geräte mit ihrer Bedienphilosophie muss man sich seperat erarbeiten.
Zu den Features die ein Synthesizer für Trance mitbringen sollte gehören neben einer ausreichend dimensionierter Polyphonie (also wie viele Noten man gleichzeitig spielen kann), auch vielseitige Oszillatoren. Hinzu kommen flexible Routing-Möglichkeiten, sowie eine gut klingende Filtersektion.
Die Oszillatoren
Für breite Trance-Flächen und Hooklines hat sich in den letzten fünfundzwanzig Jahren die sogenannte Supersaw vor allem im Progressive Trance als Quasistandard etabliert. Der bekannteste Vertreter dürfte hier Rolands JP 8000 (oder als Rack JP8080) sein. Und das zurecht: Denn die geschichtete und leicht verstimmte Sägezahnbatterie des schicken VA-Synths klingt wahnsinnig weich, obertonreich und im besten Sinne künstlich.
Glücklicherweise gibt es diese Oszillatorenart mittlerweile in vielfältiger Form in etlichen Geräten. Zudem verfügen viele Synthesizer über Möglichkeiten, bestehende Schwingungsformen in diese Richtung zu schichten. Sei es durch Unisono, Stacking, Pulsbreitenmodulation oder andere Verfahren. Klanglich ist das auch meistens sehr nah am Original, wenngleich hier manchmal dann doch das letzte Quäntchen Sternenstaub fehlt.
Zusätzlich kann es nicht schaden, wenn bereits in der Oszillatorenebene zahlreiche Möglichkeiten zur Klangformung vorhanden sind. Zu nennen sind hier unter anderem Waveshaper, Ringmodulation, FM oder additive Synthese.
Flexible Filtersektion
Da das Filter in der subtraktiven Synthese einen entscheidenden Beitrag zum Sound leistet, ist eine gut ausgestattete Filtersektion unverzichtbar. Damit ihr klanglich möglichst flexibel seid, sollte der Synth neben dem obligatorischen Tiefpassfilter auch noch Bandpass und Highpass an Board haben. Wenn das Filter zudem noch mehrere Modelle (Korg MS, Moog-Kaskade, SEM usw.) bereitstellt, umso besser.
Natürlich ist letztlich der Klang des Filters entscheidend, aber guten Klang setze ich hier einfach mal voraus. Und was guten Klang definiert, ist immer auch eine Frage des Geschmacks. Während der eine den leicht verwaschenen Sound eines Cobalts schätzt, bevorzugen andere vielleicht den kräftigen und definierten Klang eines Peak-Filters. Daher sollte man sich erstmal einen direkten Eindruck machen und sich seinen Favoriten heraushören.
Modulationsmatrix
Trance, und hier ganz besonders die Spielarten Goa und Psytrance, zeichnet sich auch durch das Vorhandensein stark modulierter Sounds aus. Um einem Klang möglich viel Bewegung zu verpassen, ist eine gut ausgestattete Modulationsmatrix wichtig.
Dabei ist einerseits die Anzahl möglicher Verknüpfungen wichtig. Und hier gilt ganz stumpf: Je mehr, umso besser. Andererseits ist es hier ebenso entscheidend, welche Ziele und Quellen zur Modulation vorhanden sind. Es bringt also nichts, wenn man 30 Modulationsslots zur Verfügung hat, dieser aber nur eine kleine Auswahl an Quellen und Zielen gegenübersteht.
Neben den typischen Routings, bei denen Controller wie Aftertouch oder das Modulationsrad, etwa dem Filter zugewiesen werden, machen vor allem „Metamodulationen“ Sinn. Hiermit meine ich die Möglichkeit, die Intensität einer Modulationsquelle durch eine weitere Modulationsquelle zu steuern. Hierdurch entstehen komplexe Schichtungen, die einen Sound über lange Zeit spannend halten.
Gute Effekte
Beim Trance ist es wie bei den meisten Musikproduktionen: Am Ende verpassen gute Effekte dem Signal noch den letzten Schliff. Ob diese von einem externen Effektgerät kommen, in der DAW addiert werden, oder Teil des Synths sind, ist im Produktionsprozess nicht entscheidend. Für Live-Situationen kann eine brauchbare interne Effektsektion jedoch sinnvoll sein. Denn dadurch erspart man sich unnötige Schlepperei.
Zu den wichtigsten Effekten gehören hier Delay und Reverb, dicht gefolgt von Modulationseffekten wie Chorus, Phaser und Flanger. Gate-Effekte, Overdrive etc. sind nette Zugaben, lassen sich mitunter aber auch durch geschicktes Sounddesign simulieren.
Die besten Synthesizer für Trance: Aktuelle Kaufempfehlungen
Vorweg: Mit vielen Synthesizern erhält man recht schnell die Genre-typischen Sounds. Wenn dabei nicht alles aus einem Gerät kommen soll, ist vielleicht auch eine Zusammenstellung sinnvoll. Denkbar wäre dann ein spezialisierter Synthesizer für Bässe und Leads, sowie ein weiterer Synthesizer für Flächen (Pads). Wenn ihr aber erstmal alles mit einem Synth abdecken wollt, solltet ihr euch die folgenden Empfehlungen mal näher ansehen.
Novation Peak und Summit
Mit Peak und Summit hat Novation einen hervorragend klingenden Digital-/Analoghybriden geschaffen, der sogar rudimentäre Wavetable-Synthese beherrscht. Das analog aufgebaute Multimodefilter packt kräftig zu, was super für Bässe und Leads ist. Im 12dB-Modus sind damit aber auch weiche Pads und verträumte Arpeggiator-Linien möglich.
Die teilweise loopbaren Hüllkurven haben einen sehr musikalischen Verlauf, so dass man beim Peak / Summit recht schnell zum Ziel kommt. Die Modulationsmatrix lässt kaum Wünsche offen, und auch die internen Effekte klingen richtig gut.
Ein kleiner Mixing-Tipp an dieser Stelle: Der polyfone Analogsynth profitiert maßgeblich von einer leichten Absenkung von 2-3 dB bei 250-400 Hz. Anschließend lassen sich die Sounds noch einfacher in bestehende Arrangements integrieren.
Der Summit ist nahezu identisch aufgebaut wie der Peak. Die größten Unterschieden liegen hier, neben der Tastatur, in einem zweiten Filter. der doppelten Stimmenanzahl und einer zweifachen Multitimbralität. Letztere ermöglicht unter anderem beeindruckende Arpeggiator- und Padkombinationen, sowie einen noch etwas flexibleren Einsatzbereich für Live-Performer. Dafür muss man hier allerdings auch den Platz einer 61-Tasten Klaviatur mit einplanen. Selbst wenn sich diese hervorragend spielen lässt, beansprucht sie dennoch ihren Platz im Studio.
Oszillatoren | Digitale Wavetable-Oszillatoren |
Filter | 1 analoges 12dB/24dB Multimodefilter (2 x Multimode beim Summit) |
LFOs | 4 |
Hüllkurven | 4 |
Effekte | Reverb, Delay, Modulationseffekte, analoger Overdrive |
Sequencer / Arp | Arpeggiator |
Polyphonie / Multitimbralität | 8 (Peak), 16 (Summit, der auch 2 x multitimbral ist) |
Modulationsmatrix | 16 Slots |
Korg Modwave II
Der modwave II ist ein flexibler Synth, der Wavetable-Synthese mit VA kombiniert. (Zum Test Korg modwave). Durch den duotimbralen Aufbau mit jeweils zwei Layern sind komplexe Soundschichtungen möglich. Dadurch gelingen mit dem modwave vor allem Pads und Lead-Sounds. Aber auch Bässe und experimentelle Sounds überzeugen dank guter Filter und durch Kombination mit Samples.
Zwar fehlt dem modwave II im Vergleich zu anderen Synth etwas an Charakter. Andererseits lässt er sich dadurch wiederum problemlos in unterschiedlichsten Settings unterbringen.
Sehr gelungen ist beim modwave II auch die konsequente Ausrichtung auf Live-Performances. Neben einem extrem vielseitigen Modulationssequencer laden etliche Performance-Controller wie das XYZ-Touch-Pad zum Soundschrauben ein.
Oszillatoren | Digitale Wavetable-Oszillatoren und Samples |
Filter | 12, darunter umfangreiche Multimodefilter, und Emulation von Polysix und MS-20 |
LFOs | 5 |
Hüllkurven | 4 |
Effekte | Reverb, Delay, Modulationseffekte, Overdrive, EQ, Kompressor etc. |
Sequencer / Arp | Arpeggiator, komplexer Modulationssequencer |
Polyphonie / Multitimbralität | 60-fach polyfon, 2-fach multitimbral |
Modulationsmatrix | 32 Slots |
Access Virus TI2
Die Access Virus Serie wurde 1997 mit dem Access Virus (heute Virus A) eingeleitet. Und das Urmodell war damals gerade im Goa- und Psytrance extrem verbreitet. Aber auch in etlichen kommerziellen Trance-Produktionen ist eine der Virus-Varianten zu hören.
Der markante Grundsound wird von der umfangreich ausgestatteten Oszillatorebene erzeugt, die anschließend durch zwei unabhängige Multimodefilter inklusive emulierter Moogkaskade laufen. Weiter geformt wird der Sound dann über drei LFOs und zwei Hüllkurven. Diese können in einer Modulationsmatrix mit sechs Slots jeweils bis zu drei Zielen zugewiesen werden.
Damit ist der Virus TI2 flexibel genug, um ein breites klangliches Spektrum abzudecken: Von warmen Pads, über Plug-Sounds bis hin zu durchsetzungsfähigen Bässen ist der Virus TI2 ein verlässliches Arbeitstier im Studio. Die typischen Trance-Leads beherrscht er natürlich spielend.
Oszillatoren | Digitale VA-, Formant-, Granular- & Wavetable-Oszillatoren |
Filter | 2 unabhängige Multimodefilter, Moog-LP (digital emuliert) |
LFOs | 3 |
Hüllkurven | 2 |
Effekte | Reverb, Delay, Modulationseffekte |
Sequencer / Arp | Programmierbarer Arpeggiator |
Polyphonie / Multitimbralität | Je nach Komplexität des Presets: 20 – 90 Stimmen bei 16-facher Polyfonie |
Modulationsmatrix | 6 Slots mit je bis zu drei Zielen |
Modal Cobalt8-Serie
Mit dem Cobalt8 (Test Modal Cobalt8) hat Modal ebenfalls einen sehr guten Synthesizer für Trance im Angebot. Zwar ist der virtuell analoge Cobalt8 kein Allrounder wie die meisten anderen Synths dieser Liste. Allerdings ist der leicht verwaschene Grundklang hervorragend zur Erzeugung von Trance-Hooks und Flächen geeignet.
Auch wenn Bässe und Leads gefragt sind, kann der Modal Cobalt8 abliefern. Wenngleich ihm im Vergleich dann doch etwas an zackigem Punch fehlt. Da er in der Desktopvariante aber auch der günstigste Synth in dieser Liste ist, könnte man ihm dafür noch einen analogen Bass-Synth zur Seite stellen.
Die Cobalt-8-Serie liefert also einen perfekt verträumten Sound, der sich gut in die meisten Spielarten des Trance einfügt. Trotzdem empfehle ich, den Cobalt-8 vorab einmal ausgiebig anzutesten: Denn der charaktervolle Grundklang trifft nicht zwingend jeden Geschmack.
Oszillatoren | Digitale Extended VA-Oszillatoren |
Filter | 1 Multimodefilter (stufenlos morphbar) |
LFOs | 3 |
Hüllkurven | 3 |
Effekte | Reverb, Delay, Modulationseffekte, Overdrive |
Sequencer / Arp | Arpeggiator & 128 Step-Sequencer |
Polyphonie / Multitimbralität | 8 Stimmen |
Modulationsmatrix | 12 Slots, 8 davon frei zuweisbar |
Waldorf Iridium
Und damit kommen wir zum letzten Kandidaten, dem Waldorf Iridium. Trotz seiner durchdachten Oberfläche bin ich allerdings vorsichtig, den Iridium auch kompletten Einsteigern bedenkenlos zu empfehlen. Denn der Iridium ist in dieser Liste mit Abstand der komplexeste Synthesizer. Dafür liefert er eine klangliche Flexibilität, die es in sich hat.
Zum einen ist da die Oszillatorebene. Hier stehen pro Oszillator (!) bereits fünf verschiedene Klangerzeugungsverfahren zur Auswahl. Neben klassischer VA- und Wavetable-Synthese, beherrscht der Iridium Granularsynthese, FM mit bis zu sechs Operatoren, sowie Physical Modelling über Resonatoren. Und all diese Verfahren lassen sich im sogenannten Kernel-Model sogar noch miteinander kombinieren.
Zum anderen besitzt der Iridium zwei gut klingende Multimodefilter mit etlichen Modellen, sowie eine umfangreiche Modulationsmatrix mit bis zu vierzig Slots. In dieser können u.a. die sechs LFOs und noch einmal so viele Hüllkurven frei einer Vielzahl an Zielen zugewiesen werden.
Diese Klangerzeugungstiefe will erstmal beherrscht werden. Wer sich da langsam rantasten möchte, kann aus hunderten von Presets auswählen. Hat man sich dann näher mit der Architektur vertraut gemacht, ist der Waldorf Iridium ebenfalls ein hervorragender Synthesizer für Trance. Er deckt nicht nur die komplette Palette an typischen Sounds ab, sondern geht noch viel weiter.
Oszillatoren | Digitale Wavetable-Oszillatoren, VA, Granular-Sampling, 6 Operatoren FM, Resonator und Kombinationen |
Filter | 2 Multimodefilter |
LFOs | 6 |
Hüllkurven | 6 |
Effekte | Reverb, Delay, Modulationseffekte, Kompressor, EQ, Overdrive, plus Master Kompressor |
Sequencer / Arp | Arpeggiator |
Polyphonie / Multitimbralität | 16 Stimmen, 2-fach multitimbral |
Modulationsmatrix | 40 Slots |
Fazit: Die besten Synthesizer für Trance
Alle der hier vorgestellten Synthesizer kann ich zur Produktion von Trance empfehlen. Ob ihr den Klang eines Access Virus TI, eines Summit oder eines anderen Vertreters dieser Liste bevorzugt, ist letztlich wie immer eine Geschmacksfrage. Egal für welchen ihr euch letztlich entscheidet: Mit den Synths aus dieser Liste seid ihr auf der sicheren Seite.