5 Sounddesign Tricks, die man kennen sollte

Sounddesign mit Synthesizern - 5 Tipps

Wenn man ganz am Anfang steht, wird man manchmal von den Möglichkeiten vieler Synthesizer erschlagen. Aber auch fortgeschrittene Sounddesigner vergessen gerne mal Routinen im Workflow oder probieren neue Dinge. Im folgenden stelle ich fünf einfache Sounddesign Tricks vor, die sich mit nahezu jedem Synthesizer umsetzen lassen.

Pulsbreitenmodulation für fettere Sounds

Pulsbreitenmodulation war eigentlich mal als Low-Budget-Lösung gedacht, Synthesizer mit nur einem VCO „größer“ klingen zu lassen. Der Effekt ähnelt in seiner Wirkung der Verstimmung zweier Oszillatoren gegeneinander (s.u.), wobei hier nur ein Oszillator verwendet wird.

Um das zu nutzen, legt man entweder einen LFO oder eine Hüllkurve auf die Pulsbreite. LFOs sind meistens für Flächen, Stringsounds und Bässe die bessere Wahl, für Brass-Sounds und Leads ist möglicherweise die Steuerung durch eine Hüllkurve besser – gerade wenn es darum geht den Klang einmalig von Zustand A bis Zustand C zu bewegen.
Je nach möglichem Umfang der Pulsbreitenmodulation muss man mit der Dosierung etwas aufpassen.

Viele Synthesizer ermöglichen Extremwerte, sodass bei (nahezu) maximaler Modulationsintensität die Pulsbreite „null“ sein kann. Mitunter ist das fürs Sounddesign großartig. Nicht jedoch wenn unser Ziel ist, fettere Klänge zu erstellen. Bei einer Pulsbreite von Null erklingt nämlich nichts mehr, bei Werten kurz davor ist lediglich ein spitzer Impuls zu hören. Am besten ist, man tastet sich an den optimalen Klang heran, indem man langsam die Modulationsintensität hochzieht.

Analogere Klänge durch Zufall

Viele VA-Synthesizer und Software-Emulationen haben das Problem, dass ihre Oszillatoren zu statisch klingen. Neben Detune und Pulsbreitenmodulation gibt es noch einen wunderbaren Trick, analoges Klangverhalten zu emulieren. Analogsynthesizer deren Oszillatoren nicht digital gesteuert werden (VCOs), klingen bei jedem Tastaturanschlag minimal anders. Temperaturunterschiede und das Zusammenwirken unterschiedlicher Bauteile sorgen dafür, dass die Tonhöhe leicht driftet.

Dieses Verhalten lässt sich sehr einfach reproduzieren. Weise dafür einfach der Tonhöhe (Pitch, besser noch Finetune) eine sehr langsame Zufallsspannung zu (meistens Random oder S&H in der LFO-Sektion). Noch besser ist es, wenn dein LFO über One-Shot verfügt, also bei jedem Tastenanschlag nur einmal auslöst. Die Modulationsintensität sollte möglichst gering ausfallen, sonst klingt es schnell nach 70er Sci-Fi Sounds. Ein guter Startpunkt ist eine Intensität von +/- 7 Cent.

Mehr Bass durch Hochpassfilter

Was erstmal wie ein Widerspruch klingt, ist eine tolle Möglichkeit Bass-Sounds mehr Schub zu verpassen ohne gleichzeitig den Mix zu ruinieren. Gleichzeitig ist das einer der Sounddesign Tricks, die man ebenfalls für Kickdrums und im Mixing verwenden kann.

Hierfür benötigt man nur ein Hochpassfilter mit Resonanz. Die Eckfrequenz, also den Punkt ab dem das Hochpassfilter einsetzt, stellst du auf eine niedrige Frequenz ein, z.B. 80 Hz. Wenn du nun langsam die Resonanz hochziehst merkte du, die der Bass um diese Frequenz immer stärker betont wird. Es empfiehlt sich, das Hochpassfilter auf die Frequenz deiner Grundtonart einzustellen. Liegt diese zum Beispiel bei C2, solltest du den Cutoff bei 65 Hz ansetzen.

Tipp: Wenn du die Cutoff-Frequenz noch zu 100 % an die Tonhöhe koppelst (KeyFollow), wird immer genau die Frequenz der gespielten Note betont.

Diese Methode nimmt dir auch beim Mixing etwas Arbeit ab: Durch den gesetzten LowCut befreist du den Sound von nicht genutzten Subbässen und schaffst dadurch wieder mehr Luft im Mix.

Schwebende Pads mit Detuning

Ein simpler Trick für schwebende Pads ist, die Oszillatoren leicht gegeneinander zu verstimmen. Ähnlich der Zufallsmethode werden hier Schwebungen erzielt, indem die leicht unterschiedlichen Frequenzen gegeneinander laufen und dadurch teilweise ausgelöscht werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Synthesizer mehr als einen Oszillator besitzt.

Für diesen Effekt muss man lediglich einen Oszillator um 7-15 Cent verstimmen. Am besten funktioniert es jedoch, wenn man einen Oszillator um 5-10 Cent nach oben und den anderen um die gleiche Zahl nach unten verstimmt. Manche polyfone Synthesizer haben eventuell nur einen Oszillator an Bord, bieten aber mit Unison die Möglichkeit, alle einzelnen Stimmen leicht gegeneinander zu verstimmen.

An die Grenzen gehen

Wie tief lassen sich Oszillatoren stimmen? Wie schnell schwingen LFOs? Welche Modulationsmöglichkeiten habe ich?

Extrem tief gestimmte Oszillatoren geben irgendwann nur noch Klicklaute von sich. Das ist nicht nur gut für Effektsounds – auch Percussion und interessante FM-Experimente lassen sich damit erzeugen. Hier sollte man aus den Vollen der Klangerzeugung schöpfen: Mit zusätzlichen LFOs und Hüllkurven auf die Tonhöhe, Sync usw. lässt sich das Spektrum noch einmal erheblich aufbohren.

Umgekehrt wird aus einem LFO ein VCO, wenn er in der Lage ist, im hörbaren Bereich zu schwingen. Viele semimodulare Synths wie Crave oder Mother 32 haben nicht nur flexible LFOs an Bord – man kann ihre Schwingungsform auch über das Patchfeld abgreifen und dem Mixer hinzufügen. Koppelt man die LFO-Geschwindigkeit dann noch an die Tonhöhe, hat man im Handumdrehen einen zweiten Oszillator.
Aber selbst wenn der Synth vorverdrahtet ist und sich der LFO nicht separat abgreifen lässt – mit hörbar schnell schwingenden LFOs eröffnet man sich die Welt der FM und AM. Einfach mal ausprobieren.

Wenn euch die Sounddesign Tricks in diesem Artikel gefallen haben, guckt euch gerne das Patching Tutorial mit dem Behringer Crave an. Viele der hier gezeigten Tricks lassen sich problemlos auf andere Synthesizer übertragen.

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