Techno produzieren: Drums und Percussion Sounds richtig tunen
In dieser Folge unserer Reihe „Techno produzieren“ widmen wir uns einem Thema, das gerne mal übersehen wird. Dabei kann man mit überschaubarem Aufwand sehr viel zum Positiven verändern. Die Rede ist vom korrekten Tuning der Drum- und Percussion-Sounds. Denn häufig trägt eine verstimmte Drum-Sektion entscheidend dazu bei, dass ein Mix am Ende unaufgeräumt klingt.
Drums- und Percussion tunen: die Basics
Eventuell stellt sich der ein oder andere die Frage, warum man diese Elemente überhaupt stimmen sollte. Denn wenngleich bei Percussion-Sounds wie Toms oder Conga der tonale Anteil recht deutlich wahrnehmbar ist, tritt spätestens bei Becken, Snares, oder selbst bei vielen Kicks, das Tuning nur minimal hervor.
Aber es sind genau diese Instrumente, die deswegen gerne mal übersehen werden. Und eine schlecht auf den Bass abgestimmte Kick kann den ganzen Track zumatschen. Ebenso führt eine disharmonisch klingende Becken-Sektion dazu, dass eine konstante Spannung über dem Track liegt, die als unangenehm empfunden wird.
Die Lösung: So stimmt ihr Drum- und Percussion-Sounds
Wie geht man beim Drum-Tuning also am besten vor? Im ersten Schritt müsst ihr ermitteln, was der Grundton der jeweiligen Instrumente ist. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten.
Ermittlung des Grundtons
a) Ihr nutzt ein Tuning-Plugin
Ein Tuning-PlugIn ist in der Lage den Grundton des Instruments darzustellen, sobald es wiedergegeben wird. Das ist an sich eine gute Sache, scheitert aber häufig daran, dass entweder die Wiedergabelänge zu kurz, oder der geräuschhafte Anteil zu groß ist. In diesem Fall könntet ihr die Wiedergabezeit verlängern, indem ihr zur Ermittlung des Grundtons vorübergehend Timestretching einsetzt, bzw. Sustain oder Decay-Zeit kurz hochzieht.
Dadurch wird die Wiedergabezeit lang genug, damit das Tuning-Plugin adäquat arbeiten kann. Allerdings ist dieser Weg für eine komplette Percussion-Sektion auch ziemlich aufwändig. Sehen wir uns also andere Möglichkeiten an.
b) Ihr verwendet einen Analyzer zur Darstellung der Frequenz
Ein recht einfacher Weg, den Grundton zu ermitteln ist die Nutzung eines Analyzers. Da der Grundton meistens das lauteste Element in einem Sound darstellt, genügt hier ein Blick auf die Anzeige des Analyzers. Dort wo der höchste Ausschlag ist, liegt der Grundton. Da das Frequenzdiagramm bei den meisten Analyzern in Hertz angezeigt wird, muss man es allerdings erst einmal in einen Notenwert umwandeln. Eine gute Hilfe liefert die Tabelle in diesem Wikipedia-Artikel.
Noch einfacher geht es natürlich, wenn ihr die Darstellung des Analyzers von Hertz auf Notenwert umschalten könnt, wie in diesem Beispiel der integrierte Analyzer des FabFilter Q3.
Einstellen der korrekten Tonhöhe
Wie schon bei der Ermittlung des Grundtons eurer Drum-Instrumente gibt es auch für das Tuning mehrere Ansätze. Das Tuning selbst erfolgt am einfachsten über die Parameter „Tune“ und „Finetune“. Mit Finetune nehmt ihr die Feinabstimmung in Cent vor, während Tune gröber in Halbtonschritten erfolgt.
a) Ihr tuned nach Gehör
Wenn ihr ein gut trainiertes Gehör habt, lohnt es sich, das Tuning der Drums nach Gehör vorzunehmen. Dazu spielt ihr einfach das jeweilige Druminstrument ab und legt unter jede Note eine weitere Spur, in der parallel zum Druminstrument ein Sinus- oder Dreieckozillator läuft.
Dabei sollte man darauf achten, dass die Tunings direkt auf dem Grundton, oder zumindest in harmonischen Intervallen dazu vorgenommen werden. Im ersten Schritt nähert ihr euch mit Tune dem Grundton. Je näher ihr diesem kommt, umso stärker erzeugt das Signal aus Stimmoszillator und Drumsound Schwebungen. An dieser Stelle könnt ihr nun mit Finetuning das Tuning präzise vornehmen. Das Ziel habt ihr erreicht, sobald so gut wie kein Phasing oder Flanging mehr hörbar ist.
b) Ihr geht vom dargestellten Grundton aus
Wenn ihr die oben skizzierte Variante mit dem Equalizer oder Tuning-Plugin bevorzugt, könnt ihr auch rein rechnerisch vorgehen. In diesem Fall nutzt ihr einfach den Tuning-Parameter des Drum-PlugIns oder Samplers und verschiebt das Tuning entsprechend in Richting Grundfrequenz des Tracks.
Hier muss man allerdings aufpassen. Denn häufig stimmt die Tonhöhe des Samples nicht mit der angegebenen Tonhöhe im Sampler-Plugin überein. Stellt dieser das Tuning eures Kick-Sample beispielsweise auf C2 dar, bedeutet das noch lange nicht, dass das Kick-Sample auch wirklich auf C2 getuned ist. Hier müsst ihr einfach etwas rechnen.
Wenn euch der EQ oder das Tuning-Plugin sagt, dass die Kick den Grundton „A1“ besitzt, der Grundton eues Track aber bei „C“ liegt, müsst ihr das Kick-Tuning um drei Halbtöne nach oben verschieben. Also verschiebt ihr die Frequenz in eurem Drum-Sampler von C2 um drei Halbtöne nach oben und landet so bei D#2. Nun noch etwas Feintuning und die Kick passt perfekt zum Rest.
Tipp: Behaltet die Intervalle im Auge!
Beim Tuning empfehle ich, immer den geringstmöglichen Abstand zum Grundton zu nutzen. Liegt dieser beispielsweise auf der Note C2 und eure Kickdrum auf D1, solltet ihr das Tuning nicht in Richtung C2 verschieben, sondern lieber exakt eine Oktave darunter auf C1 tunen. Statt 10 Halbtöne nach oben, verschiebt ihr die Frequenz also nur zwei Halbtöne nach unten.
Auf diese Weise klingt die Kick natürlicher, da sich mit dem Tuning auch die Formanten verschieben oder die Kick je nach Tuning-Richtung langsamer (Tuning nach unten) oder schneller (Tuning nach oben) wiedergegeben wird.
Sind die Abstände zu groß, z.B. weil die Kick ihren Grundton bei der Note Fis 1 hat, der Track aber in „C“ produziert wurde, kann es sich lohnen, auf harmonische Intervalle zu gehen. Besonders bewährt haben sich Quinten und (große / kleine) Terzen. Ohne jetzt zu sehr in Musiktheorie abzudriften müsst ihr euch eigentlich nur merken, dass ihr in solchen Fällen einfach mal probiert, die Kick um 3 bzw. 5 Halbtonschritte nach oben zu verschieben.
Spannung erzeugen mit ungenauen Tunings
Wir sind schon wieder am Ende dieses Tutorials angekommen. Abschließend möchte ich noch einmal alles über Bord werfen, was ich bis hier geschrieben habe. Denn ihr könnt disharmonisches Tuning umgekehrt auch nutzen, um subtil Spannung im Track zu erzeugen. Im Endeffekt verstimmt ihr einfach einzelne Drum-Instrumente so, dass sie harmonisch nicht zueinander passen. Eine Abweichung von wenigen Cents erzeugt Schwebungen (aber evtl. auch Phasenschweinereien), eine Abweichung von 1-2 Halbtönen zu einer unangenehmen Spannung.
Wichtig ist hierbei allerdings, dass ihr es nicht übertreibt und die Technik der Disharmonie nur auf kurze Passagen in einem Arrangement anwendet. Anschließend löst ihr die Spannung auf, indem ihr wieder das korrekte Tuning nutzt. Zusätzlich solltet ihr in diesen Passagen auch immer den gesamten Mix im Ohr haben, denn schließlich ist der Hauptgrund für all die Tuning-Arbeit ein sauberer Mix.
SUUUUUPERRRRR!!!! VIELEN VIELEN DANKKKKK!!!!!