Behringer 2-XM Test: Oberheim Two Voice zum Budget-Preis?

Mit dem Behringer 2-XM liefert das Unternehmen nun einen Synth aus, der in der Tradition des legendären Oberheim Two Voice stehen soll. Wie gut der analog aufgebaute Desktop-Synth ist, und ob er auch SEM-Fans überzeugen kann, erfahrt ihr im Behringer 2-XM Test.
Behringer 2-XM auf einen Blick
- Zwei unabhängige Synth Voices, inspiriert vom Oberheim SEM
- Voll analoger Signalweg mit insgesamt vier (2 x 2) VCOs, und 2 Multimode-Filtern
- Rudimentär ausgestattete Patch-Sektion
- Unisono und Duo-Mode, Möglichkeit zum Poly-Chaining
- Keine internen Effekte oder Sequencer
- Interessante Stereo-Effekte durch Panning
Inhaltsverzeichnis
Behringer 2-XM Test: Erster Eindruck
Wie schon viele andere Behringer-Synths, kommt auch der 2-XM im kompakten Desktopformat. Bei Bedarf lässt sich der 2-XM in ein Eurorack-System einbauen, wobei der Umzug nur als Kompletteinheit möglich ist. Besser wäre gewesen, wenn man die beiden Synths-Voices einzeln ausbauen könnte.

Bei der Verarbeitungsqualität gibt es nicht viel zu meckern. Die Potis haben einen angenehmen Widerstand, wenngleich sie für gezieltes Sounddesign manchmal etwas zu klein geraten sind. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn man versucht, beide Synthvoices gezielt aufeinander abzustimmen. Etwas Abhilfe könnten größere Potikappen schaffen, wodurch der Regelweg größer wird.
Auch fiel auf, dass beide Module ab Werk nicht wirklich aufeinander bezogen kalibriert wurden. Das ist nicht weiter tragisch, wenn man die Feineinstellungen per Gehör vornimmt. Wer sich beim Sounddesign aber gerne auf reine Wertangaben verlässt, wird sich beim 2-XM erst einmal umgewöhnen müssen. Hier sei aber erwähnt, dass das bei sehr vielen analogen Geräten der Fall ist, und gerade auch im Vintage-Bereich eher die Regel ist.

Die Oszillatoren des Behringer 2-XM
Pro Synthesizer-Modul stehen insgesamt zwei Oszillatoren und Rauschen am Anfang der Signalkette. Die VCOs erzeugen jeweils Sägezahn und Puls (mit variabler Pulsbreite). Das Mit einem Potentiometer stellt man wie beim Original die jeweilige Lautstärke ein. Ganz nach links ist der Sägezahn auf Maximum, bei 12 Uhr hört man nichts, und bei Rechtsanschlag ist der Puls voll zu hören.
Zum Sägezahn gibt es eigentlich nicht viel zu sagen: Mit Obertönen und kräftigem Bass erzeugt er genug Schub, um sich im Mix gut durchzusetzen. Das weiße Rauschen lässt sich alternativ zu externen Signalen hinzumischen, steht aber leider nicht als Quelle in der Patchbay zur Verfügung. Trotzdem könnte man hier etwas improvisieren, indem man für diesen Zweck das zweite Modul als reine Noise-Quelle opfert.
Die Pulswelle erzeugt mit etwas Fingerspitzengefühl ein herrlich bauchiges Rechteck, das klanglich etwas zwischen Roland-esquer Perfektion und dem Moog-Pulse liegt. Geht man den Regelbereich weiter, oder moduliert den Puls per LFO, erreicht man auch extrem spitze Werte, perfekt für drahtige Bässe oder percussive Leads. Hier geht der 2-XM sogar etwas weiter als das Oberheim-Original.

Zwei Multimode-Filter im SEM-Stil
Beide Module bieten ein SEM-Multimode-Filter. Dabei handelt es sich um ein 12dB State-Variable-Filter mit Tiefpass-, Hochpass-, Bandpass- und Notch-Modi. Während sich der Tiefpass stufenlos über Notch hin zu, Hochpass morphen lässt, wird der Bandpass-Modus per Schalter aktiviert. Das ist beim SEM-Filter normal und sorgt für eine breite Klangpalette. Vermisst habe ich hier ganz klar die Möglichkeit, den Status zu modulieren. Das ist beispielsweise beim Sequential OB-6 möglich und hätte hier über die Patch-Bay realisiert werden können.
Das Filter greift mittelmäßig stark in den Sound ein. Ich hatte manchmal auch das Gefühl, dass das Filter hier nicht ganz so heiß angefahren wird, wie beim Oberheim SEM und dadurch weniger satt klingt. Eventuell finden sich hier noch Modder, die sich dem Thema annehmen.
Die Resonanz reicht nicht ganz so weit wie beim SEM, auch neigt der 2-XM bei höheren Werten eher zu einem Pfeifen. Andere SEM-Filter (OB-6, TEO-5, Doepfer SEM) fügen bei hohen Resonanzwerten dem Signal einen Glanz hinzu, was klanglich an einen Exciter erinnert und zumindest für mich ein wesentliches Argument für das SEM-Multimode-Filter ist. Trotzdem klingt das Filter keinesfalls schlecht, aber da es sich hier um einen essentiellen Baustein des SEM-Sound handelt, wird hier etwas kritischer hingeschaut. Wer in erster Linie vorhat, sein Studio um eine weitere Filter-Nuance zu erweitern, macht mit dem 2XM nichts verkehrt.

Hüllkurven und LFOs: Bewegung in den Klang bringen
Hüllkurven
Beide Module verfügen pro Stimme jeweils über zwei ADS-Hüllkurven, eine per Default aufs Filter bzw. die Tonhöhe von VCO2, die andere auf den VCA, bzw. die Frequenz von VCO1 geroutet. Die Hüllkurvenintensität wird in den entsprechenden Sektionen festgelegt und per Kippschalter alternativ zum LFO aktiviert. Das geht in der Praxis schnell, nur hätte ich mir hier wieder eine parallele Nutzung gewünscht. Immerhin lässt sich die Envelope-Intensität bei Bedarf per Anschlagdynamik steuern.
LFO
Um zyklische Bewegung in den Klang zu bringen, bietet der Behringer 2-XM pro Voice einen LFO. Wie beim Original ist dieser sehr rudimentär ausgestattet und bringt lediglich einen Sinus hervor.
Für leichte Filtermodulationen und Vibratos mag das ausreichend sein, aber hier hätte ich mir nicht nur mehr Schwingungsformen gewünscht, sondern hätte mich auch über eine größere Range gefreut, die es auch weit in den hörbaren Bereich schafft. Dadurch wäre das Klangspektrum noch einmal stark erweitert worden; so muss man sich mit der Patchbay behelfen.
Die Patchbay bringt (etwas) Modular-Vibes
Ganz auf der rechten Seite des Panels gibt es für beide Synthvoices getrennt eine kleine Patchbay. Jeweils 16 Anschlüsse laden zum Experimentieren ein und erweitern das klangliche Spektrum des 2-XM. Hierüber sind Dinge wie Filter FM, Crossmodulation, oder AM möglich, wodurch auch experimentelle Sounds schnell von der Hand gehen. Für gezieltes Ssounddesign wird man allerdings häufig eine der beiden Stimmen als „Modulationsgenerator“ zweckentfremden müssen, was an der mitunter eigenartigen Auswahl der Anschlüsse liegt.

Gefehlt hat mir am meisten ein CV-Eingang für die LFO-Rate, sowie dedizierte Ausgänge für den Rauschgenerator, oder die einzelnen Schwingungsformen der VCOs. Weitere Abschwächer oder ein kleiner Mixer wären ebenfalls hilfreich, um die Patchbay sinnvoll zu erweitern. All das hätte aber auch ein größeres Gehäuse zur Folge, welches dem Desktop-Standard von Behringer nicht entspricht. Durch so eine Entwicklung würden wieder Mehrkosten entstehen, die am Ende der User zahlt. So muss man mit den Kompromissen leben, oder sich eben ein größeres System um den 2-XM herum aufbauen.
Behringer 2-XM Alternativen
Gebrauchte Oberheim SEM steigen seit ein paar Jahren konstant im Preis und liegen jetzt schon bei rund 2000 € für eine Unit, vom Two-Voice ganz zu schweigen. Mit etwas Glück kann man noch einen SEMtex oder Tinysizer ergattern, die ebenfalls auf dem SEM aufbauen. Aber die sind mitunter noch seltener zu finden, als das Original. Insofern ist die Auswahl verfügbarer Alternativen begrenzt.

Für etwas mehr Geld gibt es heute noch TEO-5 und Sequential OB-6, die ebenfalls auf der SEM-Struktur aufbauen. Wer Polyfonie anstrebt, hat gerade mit dem TEO-5 eine flexiblere Alternative, die zudem noch über Preset-Speicher verfügt. Verzichten muss man auf die organischen Feinheiten die entstehen, wenn man die Module einzeln einstellt. Bei mehreren Stimmen muss man das Fein-Gekurbel aber auch echt wollen.
Behringer 2-XM Test: Fazit
An manchen Stellen zeigt der Behringer 2-XM Schwächen, vor allem bei hoher Filterresonanz, der mitunter starken Abweichungen zwischen den beiden Einheiten, oder der nicht immer ganz durchdachten Ausstattung der Patch-Matrix.
Für viele Dinge gibt es zum Glück bereits Lösungen, etwa größere Potikappen, um den Regelweg zu erweitern. Auch bin ich mir sicher, dass viele Modder nur darauf warten, den Synth weiter zu optimieren.
Darauf bin ich gespannt und kann bis dahin allen empfehlen, sich das Dual-Voice-System mit SEM-Flair einmal näher anzusehen. Vielleicht lohnt es sich aber auch zu warten, bis der Preis wieder etwas sinkt. Denn auch wenn der 2-XM preiswert ist, handelt es sich bei den derzeit aufgerufenen rund 350 € nicht mehr unbedingt um ein Schnäppchen.