Behringer Model 15 Test: Mini-Modularer mit Moog-Sound?

Behringer Model 15 Test

Lesezeit: 9 Minuten

Mit dem semimodularen Synth Model 15 orientiert sich Behringer an dem legendären Moog Model 15 Modularsynth und dem aktuell noch erhältlichen Grandmother. Zwar hatte ich nie die Gelegenheit, den raren Moogthusalem zu probieren, die Grandmother kenne ich aber. Model 15 verfügt über 2 VCOs im Moog-Stil, ein MOOG-Ladder-Filter, und eine nützliche Modulationsmatrix. Wie gut sich der Synth schlägt, erfahrt ihr im Behringer Model 15 Test. Zuerst gibt es aber wie immer ein Demovideo mit Patches für elektronische Musik.

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Demovideo Behringer Model 15

Behringer Model 15 in Kürze

  • Semianaloger Synth, inspiriert von Moog Model 15 / Grandmother
  • Überzeugender Vintage-Analogsound
  • Flexible Patchmatrix für Klangexperimente
  • Interner 256-Step-Sequencer und Arp

Behringer Model 15: Erster Eindruck

Der Model 15 kommt im typischen Behringer-Desktop-Gehäuse und bietet auf der Vorderseite – neben der Patchbay – einen MIDI-In, während der MIDI-Out/Thru-Ausgang auf der Rückseite sitzt. Dort finden sich auch ein USB-MIDI-Anschluss, ein 6,3mm-Mono-Line-Out und ein Kopfhörer-Anschluss mit regelbarer Lautstärke.

behringer model-15 anschluesse
Behringer Model-15 Anschlüsse auf der Rückseite

Wie bereits bei den anderen Desktopvarianten geht auch beim Model 15 die Verarbeitung absolut in Ordnung. Die insgesamt 28 Potis weisen einen angenehmen Drehwiderstand auf, die Kipp-Schalter erscheinen auch solide. Einzig die wabbligen Gummittaster erscheinen in dem ansonsten robusten Kontext etwas deplaziert.

Die Oberfläche ist logisch aufgebaut, allerdings gehören die Credits hierfür dann doch Moog zugesprochen. Denn wenn man Grandmother und Model 15 miteinander vergleicht, scheint es recht offensichtlich, woran sich Behringer hier orientiert hat. Aber ich verspreche, dieses Türchen nicht weiter zu öffnen. Im Behringer Model 15 Test geht es in erster Linie um den Synth.

Oszillatoren

Am Anfang der Signalkette stehen zwei Oszillatoren mit jeweils vier Schwingungsformen, jeweils mit Dreieck, Sägezahn und Rechteck mit variabler Pulsbreite.

Der zweite VCO lässt sich bei Bedarf als flexibler Suboszillator betreiben, für den ebenfalls vier verschiedene Schwingungsformen zur Verfügung stehen. Zusätzlich finden sich noch Hard Sync und Rauschen (weiß / rosa), etwa um dem Klang etwas Schmutz mitzugeben, Perkussives, oder für experimentelle Sounds.

Behringer Model-15 VCOs, Sequencer und LFO
Behringer Model-15 VCOs, Sequencer und LFO

Die VCOs sind komplett analog aufgebaut und überzeugen durch ihren runden, satten Sound. Moog-typisch tendiert dieser eher zu dominanten Mitten und Bässen, die man erst einmal im Mix zähmen muss.

Die Filtersektion mit der typischen Moog-Kaskade

Eine erste Möglichkeit, die Klanggewalt der VCOs unter Kontrolle zu bringen, bietet die Filtersektion. Neben der typischen 24dB Moogkaskade findet man hier auch ein Hochpassfilter ohne Resonanz, mit dem man das Signal bei Bedarf ausdünnt.

Das Ladder-Filter packt kräftig zu und klingt auch bei hoher Resonanz ausgezeichnet. Die Resonanz lässt sich zwar bis zur Selbstoszillation fahren. Allerdings steht dem Einsatz als Sinusoszillator das nicht ganz saubere Tracking entgegen, das den sinnvollen tonalen Bereich bei meinem Modell auf 2,5 bis 3 Oktaven begrenzte.

Modulationsquellen: LFOs und Hüllkurven

Die Hüllkurve ist beim Model 15 als klassische ADSR-Variante ausgeführt. Standarmäßig ist sie auf das Filter und den VCA geroutet. Beim Filter kann die Intensität positiv oder negativ variabel eingestellt werden.

Behringer Model-15 Schrägansicht
Behringer Model-15

Im linken Bereich befindet sich der überraschend flexibel ausgestattete LFO mit den Schwingungsformen Sinus, Saw, Ramp und Rechteck mit variabler Pulsbreite. Vorverdrahtet und im direkten Zugriff sind die Modulationsziele Pitch und Filter, über die Modulationsmatrix ist aber noch mehr drin.

Die Frequenz des LFOs kann bis in den hörbaren Bereich aufgedreht werden, was sich hervorragend für FM-Experimente eignet. Dasselbe gilt für die Cross-Modulation, wenn zwei VCOs (oder LFOs) über die Matrix auf der rechten Seite gepatcht werden.

Digitaler Federhall

Zur Klang“veredelung“ besitzt der Model-15 noch einen echt digitalen Federhall, dessen Klang mich allerdings nicht abholen konnte. Häufig ist ein Federhall technisch bedingt sehr dominant in den Mitten und das ist auch bei dieser Simulation nicht anders. Da aber auch der Model-15 sehr präsente (untere) Mitten hat, werden diese durch den Federhall noch zusätzlich betont. Ein echt simuliertes BBD-Delay hätte ich an dieser Stelle ergiebiger empfunden, aber vielleicht kommt das ja noch mit einem Update.

Behringer Model-15 Draufsicht
Behringer Model-15 Draufsicht

Behringer Model 15 bietet Sequencer und Arp

Der Sequenzer ist einfach zu bedienen und kann daher eine schöne Inspirationsquelle sein. In drei Speicherplätzen können Sequenzen mit bis zu 256 Steps abgelegt werden. Die Programmierung ist deutlich intuitiver gelöst, als bei anderen Behringer-Synths wie z.B. Crave oder Poly-D.

Man schaltet einfach auf Rec, gibt über eine angeschlossene MIDI-Tastatur die Noten ein und fügt per Gummitaster auf der Oberfläche gehaltene Noten, Accent und Pausen ein. Zusätzlich kann man hier noch die Abspielrichtung variieren.

Der Arpeggiator kommt vergleichsweise rudimentär daher, ist aber dennoch eine nützliche Dreingabe. Hier kann man ebenfalls die Art der Wiedergabe ändern und den Umfang auf bis zu drei Oktaven festlegen.

Die Modmatrix – ein Highlight im Behringer Model 15

Mit insgesamt 48 Patch-Punkten lädt die Modulaationsmatrix auf der rechten Seite zum Experimentieren ein. Zwar wird es bei komplexen Patches in dem Bereich schnell etwas eng. Dafür hat man beim Performen keine Patchkabel im Bedienfeld, was in der Praxis für mich einen guten Kompromiss ergibt. Auf all die Möglichkeiten explizit einzugehen, würde den Rahmen des Tests sprengen. Aber gerade für diejenigen, die erste Schritte an einem günstigen semimodularen Synth machen wollen, ist der Model 15 eine ideale Option.

Behringer Model-15 Patchfeld
Behringer Model-15 Patchfeld

Ich habe es bei meinem Testexemplar nicht geschafft, den S&H so zum Laufen zu bringen, wie ich es von dieser Mod-Quelle erwartet hätte. Es scheint sich eher wie rosa Rauschen zu verhalten, das direkt auf das Mod-Ziel geroutet wird, ohne Sample und Hold. Keine große Sache, aber dennoch erwähnenswert für all diejenigen, die getaktete randomisierte Texturen lieben.

Anm.: Mittlerweile hat sich Behringer diesem Problem angenommen und bietet eine Modifikation an. Solltet ihr aber auf dem Gebrauchtmarkt nach einem günstigen Model 15 suchen, wäre das der erste Punkt, den ich checken würde.

Behringer Model 15 Alternativen

Da sich Behringer bereits am Moog Grandmother orientierte, wäre die nächste Alternative natürlich das Original. Zwar liegt hier der Anschaffungspreis um einiges drüber. Man hat aber einen recht stabilen Wiederverkaufswert und einen Analogsynth mit Tastatur, der auf der ganzen Linie Retrocharme versprüht.

Als zweite Alternative kommt mir der Behringer D in den Sinn. Denn wenn man auf die Patchpunkte verzichten kann, liefert dieser auch einen recht eindrucksvollen Moog-Sound. Wenig überraschend, da der D auf Spuren des Model D wandert.

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Falls ihr eine flexible Soundengine mit Moogcharakter sucht, aber nicht auf Presets verzichten könnt, sei euch abschließend noch der Roland SE-02 ans Herz gelegt. Dieser Synth klingt ebenfalls hervorragend, seine (austauschbaren) kleinen Potis schrecken aber viele ab. Lasst euch davon bitte nicht täuschen! Der SE-02 klingt fantastisch und geht von der Soundpalette noch etwas in die aggressivere / modernere Richtung.

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Behringer Model 15 Test: Fazit

Eine umfangreich ausgestattete Modulationsmatrix, guter Analogsound und ein intuitiver Sequencer für deutlich unter 300 €: (nicht nur) für den geforderten Preis ist das Model-15 ein großartiger Synthesizer. Zudem ist der Model 15 gut verarbeitet. Man sollte nur aufpassen, nicht eines der Modelle mit dem S&H-Fehler zu erwischen.

Ich finde den Model 15 besser als Behringers Model D, wenn man den Vintage MOOG-Sound anstrebt UND eine flexible Sound-Engine sucht. Das ist natürlich immer Geschmackssache und andere wiederum bevorzugen den direkten Zugriff und die Reduktion auf das Wesentliche eines Behringer D.

Sound 9
Features 10
Bedienung 8
Preis/Leistung 10
PROS
  • Flexible Sound-Engine
  • Kräftiger Analogsound
  • Intuitiver Sequencer
CONS
  • Modulationsmatrix mitunter etwas fummelig
  • Federhall-Emulation klanglich nicht überzeugend

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