Diese EQ-Fehler solltet ihr beim Mixing elektronischer Musik vermeiden

EQ einstellen: Diese Fehler solltet ihr beim Mixing von elektronischer Musik vermeiden

Equalizer gehören zu den am meisten eingesetzten Tools im Mixing. Mit ihnen entfernt man störende Frequenzen, betont wichtige Bereiche oder nutzt sie flächendeckend, um den Mix aufzuräumen. Allerdings kann man selbst beim Einsatz von EQs einiges verkehrt machen. Wie ihr ein paar der größten EQ-Fehler vermeidet, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Tiefe Frequenzen nicht aufgeräumt

Der Bass- und untere Mittenbereich ist wohl einer der problematischsten Kandidaten, wenn ein Mix professionell klingen soll. Zum einen hat dieser Bereich recht viel Energie, was sich schnell negativ auf die mögliche Gesamtlautstärke des Mix auswirken kann, wenn man es hier übertreibt. Diese ist wiederum essentiell, damit der Track im Club gegen andere Produktionen mithalten kann.

Fast noch wichtiger ist allerdings, dass unaufgeräumte unteren Mitten fast immer hauptverantwortlich für einen matschigen Mix sind. Häufig liegt es daran, dass sich ein Großteil der Instrumente diesen Frequenzbereich teilt, seien es Drum- und Percussion-Sounds, Pads, Bässe oder Vocals. Lässt man alle einzelnen Spuren unbearbeitet passieren, schichten sie sich zu einer undefinierten Gesamtmasse auf, die am Ende den ganzen Mix überlagert.

(Abb.: Weiss EQ): Lowcut und eine Absenkung der unteren Mitten bei 200-350 Hz schaffen Platz im Mix

Die effektivste Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, ist eine Radikalkur mit dem Low Cut. Diesen wendet ihr auf alle Spuren an, bei denen die unteren Mitten nicht unmittelbarer Bestandteil des jeweiligen Instruments sind. Und das dürften einige sein. Geht beim Einstellen der Low-Cut-Frequenz so vor, dass ihr langsam die Frequenz immer höher zieht, bis sich dieses Instrument „eigenartig“ anhört. Wichtig dabei ist, die Bearbeitung immer im Gesamtmix zu analysieren. Denn beim solo abgehörten Instrument tritt dieser Zeitpunkt recht früh ein, während man im Kontext des Gesamtmix den LowCut durchaus noch ein paar Hertz weiter oben ansetzen kann, ohne dass am Ende etwas fehlt.

Boosten statt Absenken

Einer der häufigsten Fehler den man am Anfang macht, ist das Boosten von einzelnen Frequenzen um einzelne Instrumente hervorzuheben, ohne die weniger wichtigen Bereiche abzusenken. Früher oder später führt diese Technik dazu, dass ihr euren Mix zumüllt und am Ende nur noch miteinander konkurrierende Instrumente ab.

Zielführender ist es, statt einen Frequenzbereich mehrere dB lauter zu machen, die Lautstärke der anderen Bereiche abzusenken. Der akustische Effekt ist derselbe: Durch die Absenkung arbeitet ihr den Charakter des Instruments heraus und nehmt weniger wichtige Bestandteile zurück.

Die Phasen ignoriert

Als Phase eines Audiosignals wird die Lage des Signals auf der Zeitachse im Verhältnis zu einem anderen Audiosignal bezeichnet. Ist diese verschoben oder invertiert, kann es zu Auslöschungen kommen. Klanglich äußert sich das in Phasing, Flanging oder gar dem kompletten Signalverlust dieser Spur.

Manche PlugIns bieten verschiedene Möglichkeiten zum Handling von Latenzen an. Hier Fabfilter Q3

Je nach eingesetztem Equalizer tritt dieser Effekt mal mehr, mal weniger auf. Ohne zu sehr in technische Details abzudriften empfehle ich daher für die meisten Anwendungen einen Linear Phase EQ. Da dieser immer auch eine leichte Verzögerung mit sich bringt, ist es wichtig, dass du die Latenzkompensation in deiner DAW aktivierst. Auf diese Weise wird die Verzögerung des EQs ausgeglichen, und die Spur die mit dem EQ bearbeitet wird zeitgleich mit dem Rest wiedergegeben.

Frequenzstaffelung ignoriert

Für jedes Musikgenre haben sich über die Jahre Hörgewohnheiten herausgebildet, die es beim Mixing zu beachten gilt. Bei elektronischer Musik sind dies vor allem ein starkes Bassfundament inklusive Subbassbereich, ein homogener Gesamteindruck und nicht zu dominante Höhen. Um so einen Mix zu erzielen, sollte jedes Instrument gemäß seines Frequenzbereichs optimal im Mix platziert werden.

Diese Regel ist natürlich nicht auf elektronische Musik beschränkt, sondern gilt als Leitfaden allumfassend für Produktionen. Kann man bei „handgemachter“ Musik mit traditionellen Instrumenten die wichtigsten Frequenzbereiche noch klar abgrenzen, ist das bei der Dominanz von synthetisch erzeugten Sounds bei elektronischer Musik nicht immer ganz klar.

Daher lohnt es sich, in Gedanken einzelne Sounds klanglich bestimmten Instrumentengattungen zuzuordnen, um später im Mix eine klare Mixingstruktur zur Hand zu haben. Dabei kann man sich gut an vorhandenen Frequenzdiagrammen orientieren. Diese geben einen Überblick, in welchen Frequenzbereichen die Instrumente später im Mix sitzen sollen.

Habt ihr eure Sounds klanglich vorsortiert, fangt ihr an, alles Überflüssige wegzuschneiden. Bei dieser Radikalkur dürft ihr ruhig ordentlich zupacken, denn es geht bei dieser Übung darum, den Mix schlanker zu machen. Setzt EQs flächendeckend ein und schneidet im ersten Schritt mit einem recht steilflankigen (24 dB) LoCut überall die Bässe und unteren Mitten heraus, wo sie nicht benötigt werden.

Im zweiten Schritt knüpft ihr euch die Höhen vor, wobei ihr hier sowohl HiCut als auch Hi-Shelf ausprobieren würde. Auch bei der Flankensteilheit würde ich beim Absenken der Höhen nicht ganz so hoch ansetzen und eher bei 6-12 dB landen. Dadurch vermeidet ihr, dass der Mix schnell zu dumpf klingt.

Höhen zu stark geboostet

Je länger man im Mixing-Prozess steckt, umso stärker werden am Ende die Höhen geboostet. Klar kann man das nicht ganz so krass verallgemeinern, aber mit zunehmender Zeit im Studio ermüden auch die Ohren.

Als Folge nimmt unser Hörapparat Höhen immer weniger gut wahr, was dazu führt, dass man gegen diesen Effekt abmischt und die Höhen immer stärker betont. Am Ende hat man einen Mix, der unangenehm zischt und häufig auch unerwünscht kalt klingt. Ganz zu schweigen von dem Effekt, den ein Mix mit überpräsenten Höhen auf einer großen Anlage im Club hat.

Hier sind zwei Dinge empfehlenswert: Erstens solltet ihr darauf achten, regelmäßig Pausen zu machen; mindestens alle zwei Stunden, besser noch jede Stunde. In dieser 30-60 Minuten langen Pause ist Lärm tabu. Also keine Musik, kein akustischer Stress von der Baustelle nebenan, einfach nur angenehme Stille.

Zweitens solltet ihr immer auch mal flüsterleise abhören. Dominante Elemente treten in diesem Fall besonders deutlich hervor. Habt ihr über der Hörschwelle nur noch zischelnde Hihats, solltet ihr diese Spur höchstwahrscheinlich ein paar dB absenken.

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