Techno und Ambient abmischen: Stereobreite verbessern
Dein Mix ist insgesamt ausgewogen, die Kick setzt sich gut durch und die oberen Frequenzbereiche sind schön smooth. Aber irgendwie ist die Mischung immer noch nicht rund. Der Track klingt flach und langweilig. Ein möglicher Grund dafür ist häufig, dass die Instrumente alle mehr oder weniger in der Mitte platziert wurden und der Produktion dadurch die Breite fehlt. Der Schlüssel zu einem spannenden Track ist nun, den Mix breiter zu machen. Mit den folgenden sechs Tipps lässt sich mit geringem Aufwand bei jedem Mix die Stereobreite verbessern.
1. Bestimmte Elemente müssen in die Mitte
Bevor wir den Mix in die Breite ziehen, müssen wir uns erst einmal klarwerden, welche Elemente unbedingt in die Mitte gehören. Ganz vorne in dieser Liste steht natürlich die Kick, die man nicht links oder rechts im Panorama haben möchte. Zusätzlich sollte auch der Sub- und Bassbereich der Kick nicht mit Stereoverbreiterungstools bearbeitet werden, da das unnötig Probleme mit sich bringt. Ebenso gehören zentrale Elemente eines Tracks wie Gesang oder Lead-Spuren in die Mitte.
Was man allerdings durchaus mal probieren kann, ist lediglich die oberen Frequenzen eines eigentlich in die Mitte gehörenden Instruments zu bearbeiten. Das kann man entweder mit einem M/S-Frequenz-Splitter machen. Dabei wird nur der Bereich oberhalb einer bestimmten Frequenz in die Breite gezogen. Oder man stellt das Instrument durch das Schichten einzelner Layer so zusammen, dass nur die Layer der höheren Frequenzanteile mit den Stereotools bearbeitet werden.
2. Panning intelligent einsetzen
Der einfachste Weg einen Mix breiter klingen zu lassen, geht über die Verteilung der einzelnen Instrumente im Stereopanorama. Hierbei ist es wichtig, dass der Mix insgesamt ausgewogen bleibt. Das heißt Instrumente, die eher links im Panorama sitzen sollten immer einen Gegenspieler auf der rechten Seite haben. Hast du etwa deine Toms links, kannst du Congas oder andere Percussion auf der rechten Seite platzieren.
Besonders wichtig ist es, die Lautstärken entsprechend anzupassen. Nur auf diese Weise stellst du sicher, dass nicht etwa plötzlich eine scharfe HiHat ständig von links zischelt, während rechts kaum etwas passiert. Zudem solltest du nach jedem Panning die Lautstärkeverhältnisse kontrollieren. Das Entfernen eines Instruments aus der Stereomitte hat nicht selten zur Folge, dass das Instrument viel dominanter wahrgenommen wird. Eine Absenkung um ein paar dB behebt das aber recht schnell.
Ein anderer Weg ist es, einfach eine Zufallsmodulation auf das Panorama zu legen. Viele Plugins liefern so eine Funktion gleich mit, wie hier zum Beispiel der Simpler von Ableton.
3. Spuren doppeln für mehr Stereobreite
Dieser Trick eignet sich besonders gut für Pads oder Sounds, die eher im Hintergrund platziert werden. Dazu duplizierst du die Spur mit dem Pad und ziehst die zweite, duplizierte Spur ein paar Millisekunden nach hinten (Track Delay). Jetzt wird jeweils eine der Spuren hart nach links, die andere Spur hart nach rechts gepannt. Das sollte schon einen großen Unterschied machen.
Damit dieser Trick aber erst richtig gut funktioniert, bietet es sich an, die einzelnen Spuren mit Effekten zu versehen. Dafür eignen sich EQs oder Hallräume gut. Die Effekte stellst du nun jeweils minimal anders ein, sodass dem Ohr vorgegaukelt wird, es handle sich um zwei unterschiedliche Aufnahmen.
4. Minimale Verstimmungen nutzen (Pitch-Shifting)
Ähnlich wie bei dem eben beschriebenen Trick duplizieren wir wieder unsere Spur und platzieren beide Spuren ganz links und ganz rechts im Stereopanorama. Im Unterschied zur zeitlichen Versetzungen erzeugen wir dieses Mal aber Schwebungen, indem wir beide Spuren ganz leicht gegeneinander verstimmen. Wenige Cent reichen hierfür völlig aus. Diese Verstimmung sorgt für einen Choruseffekt, der in Zusammenhang mit dem Panning eine unheimlich breite Bühne erzeugt. Wen du es noch extremer möchtest, kannst du auch die Tricks 3 & 4 miteinander kombinieren.
5. Spezielle Tools um die Stereobreite zu verbessern
Auch wenn man beim Mixen der Stereobreite in erster Linie über Panorama und eine optimale Tiefenstaffelung gehen sollte, können spezialisierte Plugins manchmal das gewisse Extra liefern oder schlicht Zeit sparen.
Gute Werkzeuge um die Stereobreite zu verbessern sind zum Beispiel die Freeware Ozone Imager von iZotope oder das ebenfalls kostenlose Stereo Tool V3 von Flux. Praktischerweise verfügen beide Plugins über ein Vector Scope, das dir eine visuelle Unterstützung liefert.
6. Stereo-Delay verwenden
Zugegebenermaßen liegt dieser Tipp direkt auf der Hand: Mit einem Stereo- oder PingPong-Delay können wir selbst Monosignalen eine spannende Stereobreite verschaffen, ohne dabei große Anstrengungen auf uns zu nehmen. Für subtile Effekte ist das Stereo-Delay der optimale Kandidat, wenn die Delay-Wiederholungen rhythmisch im Panorama wandern sollen, geht das besser mit einem Ping Pong Delay.
Tipp: Wählt man sehr kurze Delay-Zeiten wird aus dem Delay ein Choruseffekt. Möchte man die Stereobreite erzielen, ohne aber den typischen Delay-Effekt zu erhalten, ist das eine einfache Möglichkeit. Oder man nimmt einfach direkt einen Chorus für diesen Zweck.
Stereobreite verbessern – Behalte die Phasen im Auge!
Bei all den Maßnahmen für einen breiteren Mix solltest du unbedingt immer auf die Phasenlage der einzelnen Instrumente und Spuren achten. Gerade Techniken wie Dopplungen und der Einsatz von Tools um die Stereobreite zu verbessern, erhöhen die Gefahr, die Phasen einzelner Spuren mitunter stark zu verschieben. Manchmal kommt es dadurch zu Auslöschungen oder Überbetonung einzelner Frequenzen. Das äußert sich dann durch unerwünschtes Phasing oder Flanging bis hin zu kompletten akustischen Löchern im Mix.