Drum Kits erstellen: Worauf sollte man achten?

Eigene Drum Kits erstellen: Darauf kommt es an

Selbst wenn es unzählige hervorragende Drum-Libraries gibt, möchte man hin und wieder seine ganz eigene Compilation. Sei es, weil ihr kommerzielle Produkte ablehnt, ebensolche anbieten möchtet, oder schlicht, weil ihr eine Best-Of-Library für die Groovebox unterwegs benötigt. Falls ihr vorhabt eigene Drum Kits zu erstellen, könnte dieser kurze Leitfaden für euch spannend sein.

Drum Tuning: Ein essentieller Part für den homogenen Mix

Ein häufig übersehener Fehler bei einem unausgewogenen Mix ist das nicht korrekte Drum Tuning. Das kann funktionieren und mitunter interessante Dissonanzen erzeugen. In der Regel werden euch nicht aufeinander abgestimmte Drum Tunings aber eher das homogene Gesamtbild des Mix versauen.

Eigene Drum Kits erstellen: Tuning aufeinander abstimmen
Das Tuning der einzelnen Instrumente des Drum Kits sollte aufeinander abgestimmt sein

Die einzelnen Instrumente des Drum Kits sollten einigermaßen vom Pitch aufeinander abgestimmt werden. Das muss nicht auf die Oktave hin sein, aber zumindest in harmonisch sinnvollen Intervallen (Terz, Quinte, Septime), sofern möglich. Ansonsten versucht, das tonale Element weitgehend zu eliminieren. Also eine Snare mit viel Rauschanteil zu wählen, statt der akustischen Variante die einen klaren tonalen Body hat.

Wie ihr beim Drum Tuning im Detail am besten vorgeht, erklärt euch der Artikel Techno produzieren: Drums und Percussion Sounds richtig tunen

Die Frequenzen der einzelnen Instrumente aufeinander abstimmen

Ebenso wichtig wie das korrekte Tuning ist es, die Frequenzen der einzelnen Instrumente einigermaßen gut vorzubereiten. Ihr gebt also jedem einzelnen Instrument im Kit seinen Platz im Frequenzspektrum. In der DAW ist das meistens nicht so entscheidend, weil man die einzelnen Instrumente hier gut im Mixing weiter bearbeiten kann. Wenn ich aber vorhabe, Kits für externe Instrumente wie Grooveboxen oder Drum Machines zu erstellen, mache ich das gerne vorab.

Also die unteren Mitten und tiefe Frequenzen bei der Snare wegzuschneiden, wenn die Kick hier dominant sein soll etc. Das spart mir später lästigen Klangmatsch oder Nachbearbeitung im Gerät. Ebenso verfahre ich mit lästigen Resonanzen bei Percussion-Instrumenten oder zu harschen Höhen bei HiHats. Wichtig ist, dass der Gesamteindruck am Ende stimmt und das Kit ausgewogen ein breites Frequenzspektrum abdeckt.

Lautstärken und Stereoposition anpassen

Lautstärken anpassen! Kein Instrument sollte mit seiner Grundlautstärke deutlich aus dem Kit herausstechen. Dabei verlasse ich mich nicht auf das Normalisieren, sondern mache finale Abstimmungen lieber nach Gehör. Ein Trick wäre hierbei, das Kit durchgängig mit einer Velocity von 100 durchzufahren und ganz leise abzuhören. Wenn in diesem Modus einzelne Instrumente deutlich hervortreten, solltet ihr deren Lautstärke absenken.

Zusätzlich könnt ihr an dieser Stelle die Instrumente im Stereopanorama verteilen. Gerade bei Percussions entstehen so später schöne Stereoeffekte. Aber Vorsicht: Euer Instrument sollte natürlich Stereo ausgelegt sein. Ansonsten ist das Instrument einfach nur leiser. Alternativ könnt ihr die Samples auch im Gerät selber im Panorama verteilen, wenn es diese Funktion gibt.

Decay-/Release-Zeit beachten

Ebenso kann die Länge der Decay-(Release-)Zeit eine wichtige Rolle Spielen. Zu kurze Ausklingphasen sind in der Regel kein Problem, solange ihr nicht essentielle Teile des Sounds abschneidet, oder diesen zu früh enden lasst. Guckt dafür einfach, ob das Sample am Ende knackt oder abrupt endet. Wenn ihr es wirklich sauber haben wollt, empfehle ich am Ende jedes Samples einen kurzen Fade-Out auf 0dB.

Fade Out Kick Sample
Fade Outs verhindern Knackser am Ende des Samples

Schwieriger wird es, wenn jedes Sample eines Kits über eine sehr lange Ausklingzeit verfügt. Macht euch also klar, was der primäre Einsatzzweck eures Drum Kits sein soll und stimmt die Instrumentenlängen individuell aufeinander ab. Wenn alle Instrumente extrem lang ausklingen, wird das Set im Zusammenspiel mehrerer gleichzeitig gespielter Noten nicht mehr richtig funktionieren.

Den optimalen Startpunkt treffen und Nulldurchgänge beachten

Die einzelnen Instrumente eures Drum Kits sollten exakt am Start und hier im 0-Durchgang geschnitten werden. Dadurch sitzen die Instrumente später exakt auf dem Beat und erzeugen keine Phasenschweinereien im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten.

Nulldurchgänge am Anfang des Samples
Nulldurchgänge am Anfang des Samples

Wenn ihr nicht ganz so exakt an die Sache gehen wollt, kann ein nicht exakt auf den Zeitpunkt Null geschnittenes Sample auch für einen gewissen Groove sorgen. Das hört man unter anderem in vielen sample-basierten Produktionen der 80er und 90er, bei denen noch sehr viel (teilweise unsauber) nach Gehör geschnitten wurde. Wenn ihr wie ich aber eher pedantisch unterwegs seid, bleibt euch nur die volle Kontrolle. Immerhin könnt ihr den Groove bei vielen Drum Machines über Microtiming-Variationen hinzufügen.

Umfang, Größe und Auswahl eures Drum Kits

Hierbei geht es in aller Linie um persönliche Präferenzen, wenngleich euch manche Drum Machines und Sampler von Haus aus Beschränkungen mitgeben. Wenn ihr nur begrenzten Speicherplatz zur Verfügung habt oder nur Monosamples geladen werden können, sollte diese Limitierung von vornherein berücksichtigt werden, statt später noch einmal alles neu zu konfigurieren.

Ähnlich verhält es sich, wenn die Unit intern die Samples konvertiert. Ist der Speicherplatz arg begrenzt und die Drum Machine in der Lage, verschiedene Formate abzuspielen, solltet ihr probieren, einzelne Samples vorab in geringerer Auflösung zu exportieren, solange der Klang darunter nicht leidet. Im Gegenteil können gerade HiHats oder Claps von einer geringeren SampleRate oder BitRate profitieren: Das Ausgangssignal wird crunchier, setzt sich besser im Mix durch und die Größe wird gleichzeitig geringer.

Bei der Zusammenstellung eurer Auswahl empfehle ich, unabhängig vom verfügbaren Speicherplatz, es nicht mit einzelnen Samples zu übertreiben. Lieber eine runde Zusammenstellung mit z.B. ein bis zwei Kick, zwei Snares / Claps, 2-4 Open/Closed HiHats, Ride/Crash , sowie 2-4 Percussion Sounds für tonale Elemente. Maximal sechzehn Instrumente finde ich sinnvoller, als große 64-er Kits. Aber das ist letztlich mein persönlicher Geschmack.

Software, die euch beim Erstellen eures Drum Kits unterstützt

Möchtet ihr von Grund auf neu samplen, ist spezialisierte Software wie zum Beispiel Sample Robot eine großartige Hilfe. Viele Sampling-Funktionen sind hier von Haus aus automatisierbar.

Mit der Freeware Audacity lassen sich einzelne Samples gut bearbeiten
Mit der Freeware Audacity lassen sich einzelne Samples gut bearbeiten

Wenn ihr recht einfach aufgebaute Drum Kits erstellen wollt, gehen Grundfunktionen wie Trimmen, Lautstärke anpassen, Exportieren etc. auch gut mit der Freeware Audacity von der Hand. Spätestens aber, wenn ihr umfangreiche Velocity-Layer einplant (also mehrere Instrumente auf einem Pad, die bei unterschiedlicher Anschlagstärke getriggert werden), sind Programme wie Sample Robot extrem hilfreich.

Korrekte Benennung der Instrumente und Kits

Am Ende bekommt das Kit neben einer beschreibenden Bezeichnung dann noch eine Kennzeichnung über die Tonhöhe. So wisst ihr gleich, was euch erwartet, wenn ihr in einer Live-Situation schnell mal ein paar Samples einprogrammieren wollt. Etwa „Techno Kit 1 Dmin“. Ähnlich solltet ihr auch bei der Benennung der einzelnen Instrumente verfahren, also „Ambient_Conga_C“ oder „Deep_808_Kick_Fmin“

Rechtliche Beschränkungen bei kommerziellen Packs

Solltet ihr vorhaben, eure Drum Kits und Sample Packs kommerziell anzubieten, dürft ihr natürlich kein Material aus anderen kommerziellen Sample Packs verwenden. Manchmal ist auch das Absamplen von Instrumenten selbst untersagt. In dem rechtlichen Thema bin ich aber nicht tief genug drin um klare Ratschläge zu geben. Am ehesten seid ihr aber auf der sicheren Seite, wenn ihr die einzelnen Instrumente eures Drum Kits von Grund auf selbst zusammenbaut.

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