Erica Synths SYNTRX Test und Sounddemo: Modularer Synthesizer

Erica Synths SNYTRX Test

Das lettische Unternehmen Erica Synths hat mit dem SYNTRX einen spannenden Analogsynthesizer im Angebot, der direkt Assoziationen mit dem legendären Synthi AKS von EMS weckt. Und das ist natürlich nicht dem Zufall geschuldet, denn beim SYNTRX wollte man den experimentellen Charakter des Synthi AKS in die Gegenwart holen. Wie sich der modulare Synthesizer für elektronische Musik schlägt, erfahrt ihr im Erica Synths SYNTRX Test.

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Erica Synths SYNTRX Demovideo

Äußerlichkeiten: Verarbeitung und Anschlüsse

Gleich beim ersten Kontakt mit dem Erica Synths SYNTRX wird klar, dass es sich hierbei um ein hervorragend verarbeitetes Instrument handelt: Die griffigen Regler sitzen fest, der Joystick unten rechts bietet einen angenehmen Widerstand und die Kippschalter versprühen den soliden Charme eines alten Funkgeräts. Allerdings sollte das bei einem derart hohen Anschaffungspreis auch selbstverständlich sein.

Erica Synths SYNTRX: Rückseite mit Anschlüssen
Erica Synths SYNTRX Test: Die Anschlüsse auf der Rückseite

Auf der Rückseite stehen jeweils zwei Audioein- und Ausgänge nebst MIDI-In / Thru, sowie einem Gate- und zwei CV-Eingängen zur Verfügung. Auf eine MIDI-Verbindung über USB wurde hier verzichtet, was ich etwas schade finde. Denn so ist für den Einsatz in kleinen Studios immer noch ein MIDI-Interface notwendig, falls das nicht schon vorhanden sein sollte.

Die Klangerzeugung des SYNTRX

Damit kommen wir zum entscheidenden Teil des Tests: Wie ist der SYNTRX aufgebaut und vor allem, wie klingt der Synth? Um dem SYNTRX überhaupt einen Klang zu entlocken, muss man sich erst einmal über eine Sache klarwerden: Dieser Synth ist ein in sich geschlossenes Modularsystem. Das ermöglicht einem zwar Flexibilität beim Sounddesign. Andererseits bleibt der SYNTRX solange stumm, bis die notwendigen Patch-Verbindungen über die Matrix hergestellt werden.

Das Herzstück: Die programmierbare Mod-Matrix

Daher beginnen wir auch bei der Mod-Matrix. Hier werden alle Verbindungen zwischen den einzelnen Segmenten hergestellt. Dafür stehen in der vertikalen Ebene insgesamt 16 Quellen zur Verfügung, die auf der horizontalen Ebene 16 Zielen zugewiesen werden können. Falls ihr wie ich vor allem mit Eurorack-Modularsystemen Erfahrungen gemacht habt, ist die Matrixbedienung erstmal ungewohnt. Sobald man diese aber einmal verinnerlicht hat, gehen eigene Konfigurationen recht schnell von der Hand.

Erica Synths SYNTRX: Über die Matrix werden alle Patchpunkte hergestellt
Erica Synths SYNTRX: Über die Matrix werden alle Patchpunkte hergestellt

Wenn man mit der Konfiguration zufrieden ist, lässt sich diese in einem von 254 User-Speichern ablegen und später wieder aufrufen. Allerdings bezieht sich dieser Schnappschuss lediglich auf das Modulations-Routing: Einstellungen der Regler und Schalter bleiben davon unbeeinflusst. Das ist dem rein analogen Aufbau des SYNTRX geschuldet und verhält sich damit wie bei den meisten klassischen Modularsystemen. Mit dem Unterschied natürlich, dass man bei diesem zumindest jedes Mal die Patchkabel neu stecken muss.

In der Praxis legt man sich am besten zehn Basiskonfigurationen zurecht. Also zum Beispiel ein klassisches Routing wie 3 VCO / Noise -> Filter -> VCA -> Output, eins für Drones, ein weiteres für einen Klang der auf Ringmodulation basiert usw. Im Alltag sind diese Konfigurationen echte Zeitsparer. Da man theoretisch jede der 16 Quellen frei den 16 Zielen zuordnen kann, ersetzt diese Matrix zugleich auch eine Menge Multiples. Bei den bis zu 256 Verbindungen bestimmt man per Tastendruck zudem noch die Modulationsintensität in drei Stufen – praktisch!

Die Oszillatorensektion des SYNTRX

Fürs Sounddesign bietet der SYNTRX drei sauber trackende Oszillatoren. Der erste Oszillator stellt die Schwingungsformen Sägezahn und Sinus inklusive Waveshaping bereit, bei Oszillator 2 und 3 finden sich jeweils Dreieck und Pulswelle. Bei beiden wird per Drehregler die Pulsbreite frei eingestellt, wobei bei Oszillator 2 der gleiche Regler parallel die Form des Sägezahns von fallend über Dreieck bis hin zu aufsteigend definiert. Zusätzlich lässt sich der zweite Oszillator bei aktiviertem Kippschalter noch zum ersten Oszillator synchronisieren. Oszillator 3 fehlt diese Möglichkeit zwar. Dafür lässt sich dieser vom Keyboard entkoppeln und z.B. als LFO nutzen.

Über die Matrix können sich alle Oszillatoren gegenseitig oder auch Ziele wie Filter FM, Amplitude etc. modulieren. Dadurch wird das klangliche Spektrum erheblich erweitert und von Effektsounds bis hin zu knallharten Bässen geht damit einiges.

Bei soviel Licht ist leider auch etwas Schatten: Ich hätte mir gewünscht, dass man auch die Parameter Pulsbreite und Waveshaping als Modulationsziele über die Matrix auswählen kann. Dass ausgerechnet diese beiden Ziele fehlen will sich mir echt nicht erschließen, da damit klanglich noch so viel mehr möglich gewesen wäre.

Noise und Ring Modulator

Ergänzend zu den Oszillatoren finden sich noch Noise und Ringmodulator zur Erzeugung von geräuschhaften Klängen. Der Rauschgenerator bietet einen Regler für die Färbung, mit dem per Filter Obertöne entfernt werden.

Ring Modulation ist immer dann eine gute Wahl, wenn man hölzerne oder metallische Sounds generieren möchte. Normalerweise werden dabei zwei Signalquellen miteinander kombiniert. Beim SYNTRX geht das aber noch einmal deutlich weiter. Denn durch die freie Verschaltung über die Matrix kann man deutlich mehr Signale in den Ringmodulator schicken, unter anderem auch Noise, das Filtersignal oder alle drei Oszillatoren gleichzeitig. Dazu kommt, dass man für jede Signalquelle frei bestimmen kann, a) wie stark das Signal in den Ringmodulator gespeist und b) in welchen Eingang (A / B) das Signal geführt werden soll. In der Praxis landet man hier allerdings sehr schnell bei extremem Noise, insofern lohnt es sich, die Pegel im Auge zu behalten.

Filtersektion und EQs

Das 24 dB Filter mit Resonanz (bis zur Selbstoszillation) ist definitiv eher ein roher Vertreter. Selbst mit viel Fingerspitzengefühl ist es kaum möglich, mit dem SYNTRX auch watteweiche Sounds zu erstellen. Das muss auch nicht sein, denn auf der anderen Seite überzeugt der SYNTRX durch aggressiv mittige Sounds mit solidem Bass, die sich problemlos durch den Mix schneiden. Genau das kann perfekt für härtere Genres wie Industrial oder Techno sein.

Ergänzend zum Filter kann man den Klang noch mit einem stufenlos überblendbaren Low/Hi-EQ formen. Der EQ greift überraschend stark in den Sound ein und liefert mehr als nur subtiles Andicken von Bässen oder Abschleifen allzu spitzer Höhen. Besonders gelungen finde ich, dass es sich hierbei um eine Stereoausführung handelt. Mit leicht unterschiedlichen Settings und maximalem Panning der Ausgänge sind hiermit richtig breite Stereosounds möglich.

Modulationsquellen

Neben dem bereits erwähnten dritten VCO, der sich von der Tonhöhe entkoppeln lässt, bietet der SYNTRX noch weitere Möglichkeiten zur Automatisierung der Parameter. Neben einer flexiblen S&H-Einheit steht dafür eine flexible Hüllkurve zur Verfügung.

Der „Trapezoid-Generator“ entspricht dem des EMS Synthi und dieser arbeitet etwas anders, als man es vom klassischen ADSR-Aufbau kennt. Per Wahlschalter lässt sich zwischen den Modi „Attack – Decay“ und „Attack – Sustain -Decay“ wechseln. Bei letzterer Variante entspricht die Hüllkurvenform einem Trapez, wobei man sowohl die Dauer von Attack und Release, als auch die Verweildauer auf den Plateaus (oben und unten) bestimmen kann. Mit dem Regler „On“ legt man die Haltedauer des Maximalwerts fest, mit „Off“ wird bestimmt, wie lange die Hüllkurve in der Talsohle verharrt, bevor sie wieder Fahrt aufnimmt. Möchte man verhindern, dass die Hüllkurve geloopt wird, muss dazu der Regler „Off“ auf manual stehen.

Die Hüllkurve ist schnell genug für perkussive Sounds und lässt sich im Loopmodus bis in den hörbaren Bereich fahren. Dadurch kann man sie ebenfalls als Oszillator nutzen, wenn man zum Beispiel mehrstimmige Drones mit dem SYNTRX erstellen möchte.

Federhall und Speaker

Die internen Speaker lassen sich per Kippschalter aktivieren, sind in erster Linie aber eher ein nettes Extra, denn richtiger Druck kommt nicht raus. Trotzdem wirken die Speaker im Einsatz auch auf den internen Federhall, wodurch interessante Rückkopplungen zustande kommen.

Der Federhall klingt schön blechern warm, wie man es von diesem Effekt erwartet. Allerdings neigt er auch dazu, sehr schnell ins Feedback und in die Selbstoszillation abzugleiten. Bei den meisten Klängen war das bereits bei 30 % des Regelwegs der Fall. Hier hätte ich mir ein etwas großzügigeres Spektrum gewünscht.

Erica Synths SYNTRX Test – Fazit

Erica Synths hat mit dem SYNTRX einen exzellent verarbeiteten Synthesizer mit eigenem Klang und nahezu einmaligem Konzept im Angebot. Für knapp 3000 € muss man dessen Sound allerdings auch wollen. Denn trotz der umfangreichen Möglichkeiten drängt sich der rohe, mittenbetonte Charakter immer sehr nach vorne. Das ist für elektronische Genres wie Industrial, IDM, härteren Techno oder Electro ideal, ist dann aber für Ambient oder fluffig kommerzielle Sounds häufig zu dominant.

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