Behringer System 100 Test inklusive Sounddemo

Behringer System 100 Test und Sound Demo

Mit dem System 100 bringt Behringer nach dem Moog 55 Clone nun die zweite Modularlegende als Clone auf den Markt. Und das bei gerade mal 500 € Anschaffungspreis für die fünf Basismodule plus noch einmal 200 – 300 € für ein gutes Case. Damit ermöglicht Behringer allen Modularinteressierten einen verhältnismäßig günstigen Einstieg in die spannende Welt der Modularsynthesizer. Wie sich das in der Praxis schlägt, erfahrt ihr in dem Behringer System 100 Test. Zuerst gibt es aber ein Videodemo zur Einstimmung.

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Behringer System 100 Demo

Bevor wir uns die einzelnen Module im Detail ansehen, noch ein paar Worte zu diesem Test. Da ich noch nie mit einem originalen System 100 M von Roland gearbeitet habe, möchte ich nicht beurteilen, wie akkurat das System 100 von Behringer diese Aufgabe übernimmt. Als Basis zur Beurteilung nehme ich meine Erfahrung mit anderen Roland-Synthesizern wie dem SH-09, SH-101 und noch ein paar anderen Kandidaten aus diesen Jahren. Dabei ist es mir vor allem wichtig, wie gut die einzelnen Komponenten sind und ob dieser klassische „runde“ Sound auch hier wiederzufinden ist.

Mit Erscheinen anderer Module wird dieser Test voraussichtlich in Zukunft noch erweitert. In dieser ersten Fassung habe ich das für mich kleinste, sinnvolle System zusammengestellt. Das besteht aus den Modulen 112 Dual VCO, 121 Dual VCF, 130 Dual VCA, 140 Dual Envelope / LFO, sowie dem Kombimodul 150, das Ringmodulator, Rauschen und einen weiteren LFO beherbergt.Bis auf letzteres sind alle Module als Dual-Variante ausgeführt. Dadurch lässt es sich mit einem geeigneten MIDI-Interface zweistimmig polyphon spielen und komplett stereo betreiben. Alleine dafür müsste man bei vielen anderen Kombinationen locker das doppelte bis dreifache bezahlen.

Verarbeitung

Die Module fühlen sich allesamt okay bis gut an. Es gibt sicherlich hochwertigeres im Modularsynthbereich, aber zu diesem Preis ist mir das noch nicht begegnet. Fairerweise muss man an dieser Stelle aber auch sagen, dass Behringer durch seine Infrastruktur ganz andere Preise machen kann, als der Boutique-Hersteller, der sich mit viel Herz in seiner Garage ein Business aufbaut.

Die Buchsen sitzen fest, obwohl sie nicht fest mit der Oberfläche verschraubt sind. Inwiefern das im Dauereinsatz ein Nachteil ist, wird die Zeit zeigen. Die Fader lassen sich trotz ihrer geringen Größe recht gezielt einstellen und bieten ebenso wie die normalen Drehregler einen angenehmen Widerstand. Lediglich die Minipotis exakt einzustellen erfordert einiges an Geduld.

Ich hätte mir noch gewünscht, dass die Module neben der Spannungsversorgung noch Gate und CV über die Bus-Platinen beziehen. Wobei das ein Feature ist, das die wenigsten Anbieter aufgreifen. Insofern kann man Behringer das nicht exklusiv anlasten. Praktisch wäre es dennoch gewesen, vor allem, weil es beim Original diese Option ebenfalls gibt.

Behringer 112 Dual VCO

Wir beginnen ganz klassisch mit dem VCO-Modul. Hier finden sich zwei identisch aufgebaute VCOs mit Dreieck, Sägezahn und Rechteck mit variabler Pulsbreite. Für beide lassen sich Oktave und Tuning in zwölf Halbtönen frei bestimmen. Darüber hinaus stehen noch Ein- / Ausgänge für Sync, sowie je drei CV-Eingänge für die Frequenz zur Verfügung. Mit all diesen Anschlüssen sind Cross-Modulation, FM und freie Kombinationen daraus schnell umgesetzt.

Die Schwingungsform wird hier jeweils über einen Schalter ausgewählt und kann nicht parallel abgegriffen werden wie bei anderen Modulen. Klanglich ist das Gebotene absolut überzeugend: Der Sägezahn gehört eher zur knarzig-obertonreichen Variante, das Rechteck liefert das wunderbar bauchige Signal, das ich bei Rolandsynths so liebe und die Pulsbreitenmodulation klingt fett, ohne dabei zu harsch zu werden. Dreieck klingt ebenfalls solide, wobei ich mir hier fast noch eher einen Sinusoszillator gewünscht hätte. Das ist wohl der Vorlage geschuldet und kann per Selbstoszillation des Filters bei Bedarf auch damit erzeugt werden.

Behringer 121 Dual VCF

Genauso wie im Modul 112 sind auch beim 121 Dual VCF die Sektionen doppelt vorhanden. In diesem Fall handelt es sich um zwei 24 dB Tiefpassfilter, jeweils mit eigenem Hochpassfilter, das sich ohne Resonanz in drei Stufen einstellen lässt. Auch wenn man mit dem Hochpassfilter nicht richtig kreatives Sounddesign betreiben kann. Es ermöglicht einem immerhin den Klang bei Bedarf wohldosiert auszudünnen.

Die Tiefpassfilter packen gut zu und haben dieses perlend-nasse Element, was man auch von anderen Rolandsynths kennt. Im Vergleich zu einem SH-101 pfeift die Resonanz in hohen Einstellung aber deutlich mehr. Oder mit anderen Worten: Der Sound einer 101 geht noch stärker in Richtung „Acid“, während das 121 Modul eher Freunde des Retrosounds anspricht.

Jedes Tiefpassfilter verfügt über drei Audio-Eingänge und noch einmal die gleich Anzahl an Eingängen für Steuerspannungen. Die Eingangslevel werden mit Minidrehreglern unterhalb der Buchsen bestimmt, wobei der CV-Wert im Rechtsanschlag einer Steuerung von 1V/ Oktave entspricht. Wie schon bei den Oszillatoren ist das Tracking auch beim Filter recht sauber. Fährt man die Resonanz in die Selbstoszillation, kann man die Sinusschwingung immerhin über drei Oktaven sauber spielen.

Behringer 130 Dual VCA

Das 130 Modul ist ein zweifacher VCA und damit eher den Utility-Modulen zuzuordnen. Im Prinzip ist es ein Mixer mit sechs Eingängen, die in zwei unabhängigen Einheiten mit je drei regelbaren Signaleingängen aufgeteilt sind. Beide VCAs bieten noch einmal drei Eingänge für Steuerspannung, sowie einen Drehregler für die Gesamtlautstärke.

Gut gelöst fand ich, dass man bei den VCAs zwischen linearer und exponentieller Charakteristik umschalten kann. Denn wenn man die VCAs für Steuerspannungen nutzen möchte, ist oftmals ein linearer Verlauf besser, bei Audiosignalen bietet sich eher ein exponentielles Verhalten an.

Behringer 140 Dual Envelope / LFO

Die zwei Hüllkurven sind schnell genug für perkussive Sounds und langsam genug für Pads. Die Charakteristik erzeugt eigentlich immer brauchbare Ergebnisse. Egal ob harte Bässe, weiche Leads oder klickende Percussions: Es klingt immer irgendwie „musikalisch“. Gewünscht hätte ich mir noch einen Retrigger-Eingang oder die Möglichkeit, per Kippschalter die Hüllkurven loopen zu können.

Der LFO liefert eine gute Auswahl an Schwingungsformen mit Sinus, Dreieck, Rechteck und ab-/aufsteigendem Sägezahn. Die Frequenz lässt sich einerseits zwischen Low, Mid und High umschalten, anderseits durch eine externe Steuerspannung noch kontrollieren. Das ist nicht nur perfekt für Dub-Bässe, sondern schwingt bei Bedarf auch noch im hörbaren Bereich. Dadurch lässt sich der LFO bei Bedarf auch als normaler Sub-Oszillator zweckentfremden. Praktisch ist hier der Trigger-Eingang, der die Phase der Schwingungsform auf Null setzt und damit den LFO passend zum Beat triggert.

Behringer 150 Ring Modulator / S&H / LFO

Hinter dem Kürzel 150 verbirgt sich eine Multifunktionseinheit, bestehend aus Ring Modulator, Sample & Hold, Rauschen und LFO. Damit ist es eine ideale Ergänzung für ein Modularsystem, das auch für experimentellere Sessions herhalten soll.

Alleine wegen des Ringmodulators sollten sich Techno-Produzenten dieses Modul einmal näher ansehen. Hiermit sind metallische und hölzerne Sounds sehr schnell umgesetzt. In der hier vorgeschlagenen Auswahl ist das Modul 150 die Einheit, die Schmutz und Rohes in die Signalkette bringt.

Rauschen ist in weißer und pinker Ausführung vorhanden und bietet für beide Varianten zwei Ausgänge. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, gleichzeitig rosa Rauschen als Quelle für S&H zu nutzen und als Audiosignal in den Mixer zu leiten.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Sample & Hold Einheit. Diese akzeptiert als Clock-Signal einen LFO, Noise oder externe Quellen. Insofern ist es einfach möglich, Zufallsmodulationen zu generieren, die immer im Takt sind. Dazu wurde noch an einen Fader zur Glättung der Werte gedacht, die am S&H-Ausgang bereitstehen. Bei vielen anderen Systemen müssten alleine für diesen Funktionsumfang drei separate Module miteinander verbunden werden.

Die Ausstattung des LFOs ist identisch zu dem im 140er Modul, insofern sei auf diesen Abschnitt verwiesen.

Behringer System 100 – Fazit

Für gerade mal 700-800 Euro (500 € für die Module plus 200-300 € für das Case) bietet Behringer ein komplettes und umfangreiches Modularsystem an. Das ist nicht nur vergleichsweise günstig, sondern klingt dabei noch sensationell. Wen Modularsynthesizer schon immer fasziniert haben, der hat spätestens jetzt die Gelegenheit, diese Welt kennenzulernen.

Da Modularsysteme meistens die Pforten zur Kaufhölle öffnen, schließe ich mit einem nett gemeinten Tipp. Investiert lieber etwas mehr Geld in ein hochwertiges Eurorack-Gehäuse, das ein ausreichend groß dimensioniertes Netzteil mitbringt. Hierbei kann es sinnvoll sein, die maximale Größe von vornherein zu beschränken. Dadurch habt ihr nicht das Gefühl die Lücken zu füllen, sondern arbeitet erstmal mit dem, was vorhanden ist. Ein paar Tipps für den Start gibt es in dem Artikel Modularsystem zusammenstellen – worauf sollte man achten?

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