Roland T-8 Test: TR-Drums und TB-303 im Miniformat

Roland T-8 Test

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Voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten

Manch einer hätte gesagt, dass Roland mit der Boutique-Serie schon die Miniaturisierungsmesslatte nach unten gehängt hat. Aber nicht so Roland! Denn mit der Roland T-8 Groovebox zeigt das Unternehmen, dass es noch kleiner geht. Und dabei kombiniert Roland sogar noch Sounds der TR-909, TR-808 und TR-606 mit einer TB-303 in einer Box, die nur unwesentlich größer ist als die meisten Smartphones. Wie gut das in der Praxis funktioniert, erfahrt ihr im Roland T-8 Test.

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Roland T-8 Demovideo

Auf einen Blick: Roland T-8

  • Akku-betriebene Groovebox, die auf Sounds der TR-Serie und TB-303 basiert
  • Interner Sequencer mit 32 Steps, Shuffle, Random und Fill
  • Inklusive Delay und Reverb
  • + Guter Sound mit vielen Sweet Spots
  • + Sequencer mit interessanten Live-und Triggermöglichkeiten
  • – zu viel Menünavigation
  • – etwas zu klein

Roland T-8 Test: Erster Eindruck

Direkt nach dem Auspacken fällt erstmal die angesprochene Größe auf. Die Roland T-8 ist nicht klein, sondern nahezu winzig. Gleichzeitig ist sie extrem leicht, was in dieser Kombination im Studio oder bei Live-Einsätzen eine ziemliche Herausforderung ist. Damit die Kiste nicht bei der kleinsten Brise vom Tisch fliegt, solltet ihr direkt doppelseitiges Klebeband oder ähnliches mit einplanen.

Roland T-8 Test Draufsicht
Roland T-8: Groovebox im Miniaturformat

Ähnlich geht es bei den Reglern weiter. Die liegen zum Teils so eng beieinander, dass schnelles Jammen eine echte Herausfordung darstellt. Auf der anderen Seite gehen die Steptaster gerade noch klar und bei den Mini-(!)klinkenausgängen dürften euch spezielle Winkelstecker ebenfalls das Leben leichter machen.

Roland T-8 Anschluesse auf der Oberseite
Die Anschlüsse auf der Oberseite sind als Miniklinke ausgeführt

Auf der Habenseite steht wiederum das geringe Gewicht, wenn man die T-8 häufig transportieren möchte. Dazu kommt der optionale Betrieb über den internen Akku, der gute fünf bis sechs Stunden durchhält. Und auch der Klang weiß zu überzeugen, doch dazu gleich mehr.

TR-Drums

Vorweg: Ich muss gestehen, dass ich anfangs dachte, dass die T-8 grundsätzlich alle Sounds der ikonischen Vorbilder beherbergt. Wenn ihr den Marketingtext oder die Produktbilder auch so verstanden habt, kommt gleich die Ernüchterung.

Die Drumsektion der Roland T-8 ist eine Mischung aus einigen – aber nicht allen – Sounds der analogen Vorbilder TR-808, TR-606 und TR-909. Sozusagen ein Best-Of, das von Roland kuratiert wurde.

Kits kann man ebenso wenig wechseln wie abspeichern. Und auch die Soundveränderungen werden nicht mit den Pattern gespeichert. „What you see is what you get“ im ganz klassischen Stil passt aber auch nicht so richtig, da euch hier die Menünavigation einen Strich durch die Rechnung macht.

Wenn ihr das einmal verdaut habt, stehen euch insgesamt sechs Rhythmusspuren zur Beatkreation bereit. Bei einigen davon kann zwischen verschiedenen Instrumenten ausgewählt werden.

Roland T-8
Drums der 909,808 und 606, kombiniert mit einer 303-Emulation

Kick

Die Kick deckt sowohl 808- als auch 909-artiges ab. Dabei erzeugt sie ordentlich Tiefenschub und Punch, was ich dieser kleinen Kiste gar nicht so zugetraut hätte. Viel davon entsteht erst in Kombination mit Attack und dem Overdrive-Effekt, die man beide wiederum nur über Untermenüs erreicht.

Und da wir gerade beim Menü sind: Das hat mich an der T-8 mit am meisten gestört. Bei den Kürzeln im kryptischen Display des Menüs muss schon viel Phantasie mitbringen, um sich daraus etwas zusammenzureimen. Mit etwas Gedächtnistraining kann man zwar mit Shortcuts schneller zu einigen Untermenüs springen, aber der Weg dahin ist schon ziemlich nervig.

Snare

Auch die Snare lässt sich klanglich zwischen TR-808 und TR-909 morphen, wenn man wieder ins Menü eintaucht und den Snappy-Anteil herauskramt. Zusammen mit Decay und Tuning geht da schon einiges und die Ergebnisse können sich hören lassen.

Tom und Clap

Toms und Clap der Roland T-8 sind recht nahe an der TR-808 und können auch nicht so weitreichend bearbeitet werden wie Kick und Snare. Neben Decay und Tune steht für die Toms noch der Rauschanteil bereit. Im Menü kann zudem festgelegt werden, ob in der Tom-Spur eine Low- oder Hi-Tom liegt.

Roland T-8 Snare und Tom
Clap, Snare und Tom

Für die Clap-Spur kann statt der Clap eine weitere Tom, sowie Rauschen ausgewählt werden. Leider geht das nur alternativ. Hat man sich etwa für eine zweite Tom entschieden um tonale Akzente zu setzen, muss man folglich auf die Clap verzichten.

HiHats

Die HiHats basieren auf der TR-606. Damit kommen sie klanglich etwas prägnanter daher als die eher smoothen 808 HiHats, nageln aber auch nicht so hart durch den Beat wie die Samples aus der TR-909. Im Gegensatz zur (unmodfizierten) Originalvorlage ist es möglich, sowohl Decay-Zeit als auch Tuning der HiHats zu verändern.

TB-303 Sektion

Mit dem integrierten TB-303 Clone setzt die Roland T-8 dann ihr Groovebox-Potential frei. Und wenn man sich vorstellt, dass viele Acidtracks aus einer Kombi aus TR-X0X & TB-303 hervorgingen, ist das schon eine ganz gute Mischung.

Die 303 klingt insgesamt sehr ordentlich, wenngleich ich an einigen Stellen das letzte Quäntchen Authentizität vermisse. Zum Beispiel fehlt mir das kurze Attack-Rauschen eines BA662 VCAs am Anfang gespielter Noten. Und im Vergleich zu anderen Clones ist mir das Gesamtergebnis dann doch eine Spur zu statisch. Aber wir reden hier echt von Nerd-Nuancen, die den meisten Anwendern herzlich egal sein dürften.

Schwerer wiegt bei der TB-303 Sektion dann eher, dass man zum Umschalten der Schwingungsformen (Saw / Pulse) ins Menü abtauchen muss. Den Switch hätte Roland echt noch unterbringen können. Selbst wenn dafür der Auswahltaster für die „Klaviatur“ nach rechts über die Accenttaste rutscht.

Roland T-8 TB-303
Die TB-303 Sektion der T-8

Interne Effekte

Um dem Mix etwas mehr Politur zu verpassen, liefert die Roland T-8 Delay, Reverb und Sidechain-Kompression gleich mit. Letztere lässt sich relativ umständlich aber dafür flexibel über das Menü konfigurieren. Hier bestimmt man das Instrument, das die Komprimierung per Sidechain aktiviert. Anschließend kann man für jedes weitere Instrument inklusive der Effektabteilung den Komprimierungslevel festlegen. Zusätzlich steht noch die Dauer des Sidechain-Effekts als Parameter zur Verfügung.

Reverb und Delay sind als Send-Effekte an Bord und wiederum nur sehr sporadisch einstellbar. Beim Reverb ist das die Decay-Zeit, beim Delay sind das Feedback und Delayzeit. Das Delay steht in zwei Varianten zur Verfügung und selbstverständlich lässt sich das Delay zur Clock synchronisieren. Klanglich ist das Ergebnis ok, kann aber nicht mit externen Effekten mithalten.

Sequencer

Der Sequencer bietet Pattern mit bis zu 32 Steps, die sich sowohl live als auch per Stepeingabe programmieren lassen. Dabei sind einerseits auch kürzere Pattern pro Instrument drin, was Freunde von Polymetrik freuen dürfte. Andererseits kann man den Sequencer des TB-303 Clones optional vom Pattern der Drum Machine entkoppeln, sodass die Pattern über die Zeit leicht auseinanderdriften. Mit unterschiedlichen Modi kann man den Basspart dann entweder neu starten wenn das Pattern durchgelaufen ist, man in ein neues Pattern wechselt, oder man lässt es einfach individuell weiterrödeln.

Roland T-8 Test Sequencer
Roland T-8 Sequencer

Weiterhin besitzt der Sequencer Trigger-Wahrscheinlichkeiten. Damit lässt sich pro Step einstellen, mit welcher Wahrscheinlichkeit er abgespielt wird. Das ist zwar nicht ganz so flexibel wie bei den Elektron-Sequencern, aber dennoch eine bemerkenswerte Dreingabe für ein Gerät in dieser Preisklasse. Ach so, triolische Muster, Flam und Accent beherrscht die Roland T-8 selbstverständlich auch.

Roland T-8 Test: Fazit

So cool die Idee auch ist, sowohl TR-808 als auch TB-303 in einem kompakten Format unterzubringen: Bei der Roland T-8 hat es das Unternehmen mit der Miniaturisierung etwas zu gut gemeint. Daher kann ich mir auch nicht so richtig vorstellen, wer hier die Zielgruppe ist. Für den Clubeinsatz dürfte hier die Größenschmerzgrenze bereits überschritten sein. Für das DAW-basierte Studio gibt es etliche Software-Alternativen, die ähnlich gut klingen. Denn bei der Größe fällt eines der wichtigsten Argumente für mich weg: Die Haptik.

Am Ende bleiben vor allem zwei Szenarien: a) das DAW-less Studio, bei dem es auf jeden Zentimeter Platz ankommt und b) das Gadget, um unterwegs ein paar Acid-Lines oder Electro-Beats einzuspielen. Und in diesen Settings macht die Roland T-8 auch eine echt gute Figur: Sound passt. Größe passt. Akku dabei. Allen anderen sei eine etwas größere Alternative wie die TR-8 aus dem gleichen Hause ans Herz gelegt. Der Aufpreis lohnt sich.

  • Roland T-8
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