Die besten Synthesizer für Dub Techno

die besten Synthesizer für Dub Techno

Im Workshop Dub Techno produzieren habe ich bereits gezeigt, wie man die bekannten Dub Chords und Pads produziert. Welche Synthesizer sich für die charaktervollen Sounds besonders gut eignen, erfahrt in diesem Artikel „Synthesizer für Dub Techno“. Denn selbst wenn die richtigen Effekte wie etwa Delay, Reverb oder Phaser einen großen Anteil am Sound haben, kommt man mit einigen Synthesizern doch etwas schneller zum gewünschten Sound von Basic Channel, Fluxion, Rhythm & Sound etc.

Worauf sollte man bei einem Synthesizer für Dub Techno achten?

Bevor wir zu ein paar konkreten Produktempfehlungen komme, sehen wir uns ein paar Eigenschaften an, die ein Synthesizer für Dub Techno mitbringen sollte. Wie immer ist das nicht dogmatisch zu verstehen, sondern sollte eine grobe Orientierung liefern.

Grundsound

Der Grundsound ist wie so häufig Geschmacksache. Für mich teilt sich dieses Genre vor allem in warme Analogchords und etwas metallischer klingende FM-Chords auf. Damit seid ihr also sowohl mit den meisten Analogsynths also auch digitalen Klangerzeugern auf der richtigen Seite. Wichtig ist dabei, dass der Synth über mindestens dreistimmige Polyphonie verfügt, damit ihr Chords auch ausreichend flexibel variieren könnt. Ja, es geht auch mit monophonen Synths, sofern sie über drei Oszillatoren verfügen. Aber so richtig Spaß macht das nicht.

In den meisten Fällen kommt es allerdings weniger darauf an, dass die Synthesizer ohne Ende fett sind. Das Bassfundament liefert im Dub Techno gerne die Kick oder ein spezieller Bass-Synth, der sich dem Low End widmet.

Alternativ könnte sich auch der Einsatz eines Samplers lohnen. Selbst Gesamplete E-Pianos oder Orgel-Akkorde können bei entsprechender Nachbearbeitung eine sehr gute Ausgangsbasis für dubbige Chords bilden.

Eine gute Effektsektion

Dub Techno lebt von spannenden Effekten. Umso wichtiger ist es, auf eine gut ausgestattete Effektsektion zu achten, wenn man nicht vorhat, mit externen Effekten zu arbeiten, oder diese in der DAW hinzuzufügen. Allerdings kann man hier auch am ehesten Kompromisse eingehen, denn es ist recht einfach, nicht vorhandene Effekte zu ersetzen – im Gegensatz zu einem guten Grundsound.

Korg Opsix Test - Effektsektion
Eine interne Effektsektion hat vor allem im Live-Einsatz viele Vorteile

Falls man aber den Ansatz verfolgt, alles in einem Gerät zu haben, sollten mindestens diese drei Effekte vorhanden sein: (Tape- oder Analog-) Delay, Reverb und ein Modulationseffekte wie Phaser oder Flanger. Dabei ist darauf zu achten, dass man mehrere Effekte gleichzeitig einsetzen kann.

Flexible Soundengine mit ausreichend Modulationsmöglichkeiten

War ich beim Thema Grundsound noch etwas schwammig, wird es jetzt konkreter: Dub Techno erzeugt seine Varianz über stark modulierte Klänge. Hierfür muss natürlich erst einmal eine ausreichend flexible Soundengine zur Verfügung stehen: Mehrere Hüllkurven und LFOs, verschiedene Oszillatoren, ein Multimodefilter (Bandpass wird im Dub Techno sehr häufig eingesetzt) und nicht zuletzt eine gut ausgestattete Modulationsmatrix bringen ordentlich Lebendigkeit in den Sound.

Die meisten FM Synthesizer bringen konzeptionell schon deutlich mehr Modulationsmöglichkeiten mit als viele Analogsynths. Denn hier werden die Lautstärken der einzelnen LFO jeweils mit eigenen Hüllkurven gesteuert. Nahezu immer gibt es dann noch LFOs und vielseitige FM-Algorithmen, um den Sound intensiv zu formen. Abstriche muss man hier häufig bei der Flexibilität der Oszillatoren machen. Gerade älteren Vertretern fehlt darüber hinaus noch ein Filter, um den Klang zusätzlich zu formen.

Die besten Synthesizer für Dub Techno

Und damit kommen wir jetzt zu ein paar Kaufempfehlungen, die ich selbst seit einiger Zeit einsetze und bedenkenlos (nicht nur) für dieses Genre empfehlen kann.

Twisted Electrons MEGAfm

Diese Liste eröffnet der MEGAfm von Twisted Electrons (zum MEGAfm Test). Der 4-Operatoren FM Synthesizer ist nicht nur aufgrund seiner einladenden Bedienung ein echter Geheimtipp für Dub Techno. Denn durch den charaktervollen Sound mit all seinen Nebengeräuschen, bitreduzierten Eigenheiten und Übersteuerungen, erzeugt der MEGAfm perfekt den organischen Vibe von Dub Techno. Um diesen organischen Schmutz in die Produktion zu bekommen, müsste man andernorts schon einiges an Nachbearbeitung mit einplanen. Der MEGAfm liefert das bereits ab Werk.

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MEGAfm Sound Demo

Nun sollte man sich beim MEGAfm aber zwei Dinge bewusst machen: Erstens besitzt der Synthesizer keine interne Effektsektion und die ist für Dub Techno zwingend nötig. Hier muss man also noch externe Effekte mit einkalkulieren, wenn man den Synth ohne DAW nutzt. Zweitens benötigt man etwas Zeit, bis man den Sound des MEGAfm in all seinen Nuancen erfasst hat und gezielt ins Sounddesign einsteigen kann. Vor allem die schnelle Übersteuerung, wenn man den Lautstärkeregler über fünzig Prozent zieht, ist für einige Nutzer erstmal ungewohnt. Hat man sich aber erst einmal darauf eingestimmt, ist der MEGAfm die perfekte Basis für Dub Techno.

Korg opsix

Der opsix von Korg ist ein umfangreich ausgestatteter 6 OP FM Synthesizer mit zusätzlicher subtraktiven Synthese und einer komplexen Oszillatorsektion mit eigenen Filtern und Waveshaping. Kein Wunder also, warum der Synth im Korg opsix Test so gut abgeschnitten hat. Hinzu kommt noch eine recht intuitive Bedienung, die den opsix auch für den Live-Einsatz als Synthesizer für Dub Techno prädestiniert.

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Demovideo: Dub Chords mit dem Korg opsix

Der Soundcharakter des opsix reicht von sphärisch weich bis hin zu körnig und metallisch. Im Prinzip liefert der opsix also die komplette Farbpalette an typischen Dub Techno Sounds. Im direkten Vergleich mit dem MEGAfm fehlt ihm manchmal allerdings das letzte Quäntchen an Charakter. Dafür bietet der opsix eine umfangreich ausgestattete Effektsektion, wodurch man sich im Live-Einsatz ein paar Effekte sparen kann.

Waldorf Iridium

Apropos Flexibilität: Mit dem Iridium kommen wir jetzt zum absoluten Soundchamäleon. Eigentlich ist es alleine schon aufgrund des Preisunterschieds nicht ganz fair, dieses Schlachtschiff mit in die Liste aufzunehmen. Da sich der Iridium aber aufgrund einer extrem flexiblen Soundengine inklusive FM, VA, Granularsynthese, Physical Modelling und Wavetables perfekt für alle (Dub) Techno Spielarten eignet, durfte er in dieser Liste nicht fehlen.

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Waldorf Iridium Sound Demo

Der Grundsound ist typisch für neuere Waldorf-Synths, also eher im HiFi-Bereich. Mit der gezielten Kombination von Sampling und anderen Synthesen sind aber auch verrauschte Pads und deepe Chords überhaupt kein Problem. Vor allem, wenn man sich mal vor Augen führt, dass der Iridium pro Oszillator (!) einen kompletten Yamaha DX7 Synth mit sechs Operatoren nachbilden kann. Nutzt man den Iridium dann bitimbral, wären das bis zu sechs DX7 gleichzeitig. Oder eben eine wilde Kombination aus unterschiedlichen Syntheseformen.

Lediglich die Effektsektion ist mir hier etwas zu hochpoliert. Hier würde ich mir etwas mehr Flexibilität wünschen. Denn Dub Techno lebt gerade Live vom lebendigen Effekteinsatz und da sind die gebotenen Hall- und Delayalgorithmen eher hochwertig klingende Standardkost.

Elektron Digitone

Mit dem Elektron Digitone schaffte es neben dem MEGAfm ein zweiter 4 OP FM Synthesizer in dieser Liste. Zusätzlich zur FM Klangerzeugung bietet der Digitone allerdings noch einen recht umfangreichen Sequencer, subtraktive Synthese und ein übersichtliches Display.

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Dub Techno mit dem Elektron Digitone

Klanglich würde ich dem Digitone eher eine gewisse Melancholie zuschreiben, oder mit anderen Worten, der Digitone klingt im Vergleich zum MEGAfm deutlich cleaner und mittiger. Dub Chords sind hiermit problemlos möglich, allerdings muss man schon etwas tricksen, um dem kompakten Synth das Rauschen beizubringen, was ein essentieller Bestandteil im Dub Techno ist. Dafür bietet der Digitone allerdings eine extrem gute Effektsektion. Das Delay erzeugt mit wenigen Tricks echt gute Tape Echo Sounds (zum Elektron Digitone Sounddesign Tutorial), das Reverb besitzt genau die atmosphärische Dichte, um sphärische Pads zu erzeugen.

Novation Peak

Der achtstimmig polyphone Hybridsynthesizer Peak von Novation ist ebenfalls ein sehr guter Kandidat für Dub Techno, wenngleich hier der Fokus eher auf den warmen Analogchords liegt. Auch wenn der Peak über rudimentäre FM-Fähigkeiten verfügt, sind scheppernde Metallsounds nicht so leicht umsetzbar. Dafür punktet er mit einem guten analogen Multimodefilter, einer umfangreichen Modmatrix und einer flexiblen Oszillatorsektion.

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Die internen Effekte klingen ausgezeichnet, wodurch man sich externe Effekte für den Live-Einsatz sparen könnte. Ein gutes Effektpedal für Dub-Delays würde ich aufgrund des spontaneren Eingriffs zwar mitnehmen, aber wenn man leicht reisen muss, geht es auch ohne. Der Vorteil des Peaks gegenüber den anderen Vertretern in dieser Liste liegt in der übersichtlichen Bedienung, die sich selbst Einsteigern schnell erschließt.

Fazit: Die besten Synthesizer für Dub Techno

Ich hätte diese Liste noch um weitere Modelle ergänzen können, aber als Startpunkt sollte das erstmal ausreichen. Meine zwei Favoriten sind zum einen der MEGAfm von Twisted Electrons. Dieser FM-Synth bietet einen organischen Klang, der allerdings auch mit Effekten gezähmt werden möchte. Wer auf frühere Rhythm & Sound oder Basic Channel Produktionen steht, wird die kleine Dreckschleuder schnell ins Herz schließen. Wem das Konzept zu puristisch ist, findet mit dem opsix von Korg einen würdigen Ersatz, der nicht nur gut klingt, sondern auch ziemlich flexibel ist.

Quasi als Gegenpol zu den beiden ist der Iridium mein zweiter Favorit, der aber eher auf der cleanen Seite des Klangspektrums steht. Die komplexe Klangsynthese ist im Hardware-Bereich derzeit fast alternativlos. Die Vielseitigkeit bezahlt man wiederum mit einer recht anspruchsvollen Lernphase. Denn um das volle Potential des Iridiums auszuschöpfen, muss man tief in die Kernel-Ebene einsteigen. Das lohnt sich zwar, allerdings sollte man davon etwas Abstand nehmen, wenn man keinen Spaß am Lesen von Bedienungsanleitungen hat.

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