Strymon Cloudburst Test: Ambient-Hall für Synths?
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Sicherlich gehört Strymon mit zu den ersten Adressen, wenn es um warm klingende Ambient-Reverbs für Synthesizer geht. Das Strymon Big Sky mit seinem Shimmer-Algorithmus ist legendär und auch andere Auskoppelungen wie Night Sky oder Blue Sky haben viele Fans. Nun ist mit dem Cloudburst der nächste „himmlische“ Ableger der Serie erschienen. Wie gut das Effektpedal im Kontext von elektronischer Musik klingt, erfahrt ihr im Strymon Cloudburst Test.
Strymon Cloudburst Test: Erster Eindruck
Wie schon bei anderen Strymon-Pedalen, ist auch die Verarbeitung des Cloudburst makellos. Das Reverb-Pedal sollte auch einem robusten Einsatz einiges entgegenzusetzen haben.
Die fünf Drehregler auf der Oberseite bieten einen angenehmen Widerstand. Sowohl der kleine Kippschalter zur Aktivierung des Ensemble-Effekts als auch der Fußschalter sind solide verarbeitet. Da wir gerade beim Fußschalter sind: Das Cloudburst verfügt neben True Bypass auch über Buffered Bypass. Letzteres ist eine Technologie, die auch bei langen Kabelwegen Signaltreue gewährleisten soll (nicht getestet, daher der Konjunktiv).
Wenn man sich die Rückseite des Cloudburst ansieht, findet man dort drei Klinken-Anschlüsse – zwei davon für Audiosignale und ein weiterer Eingang zur Parametersteuerung -, sowie eine USB-C-Buchse fürs Preset-Management und Fernsteuerung via DAW.
Der eingesenkte Schalter über den Klinken-Eingängen ermöglicht die Wahl zwischen reinem Mono-Betrieb, Dual-Stereo, oder Mono-Ein auf Stereo-Ausgang. Zwar benötigt man für den Stereobetrieb noch TRS-Kabel, allerdings ist das bei dem kompakten Format wohl nicht anders machbar.
Strymon Cloudburst Test: Die Klangerzeugung
Einen entscheidenden Part in der digitalen Klangerzeugung des Cloudburst übernimmt der Decay-Regler. Statt nun lediglich die Decay-Zeit zu beeinflussen, werden hierüber mehrere Parameter gleichzeitig angesteuert. So transformiert man einen kleinen Raum in ein großes Stadium und nimmt auf dem Weg alles dazwischen mit.
Während sich MIX- und Pre-Delay von selbst erklären, bestimmt man mit Tone den Frequenzanteil oder die Dichte des Ensemble-Effekts. Mod regelt dann die Intensität und Geschwindigkeit des Modulationseffekts. Dabei übernimmt die erste Hälfte des Regelwegs die Intensität, während man über die 12-Uhr-Stellung hinaus dann die Modulationsgeschwindigkeit bestimmt.
Ensemble oder Shimmer?
In der Mitte des oberen Bereichs sitzt ein kleiner Kippschalter für den Ensemble-Effekt. Dieser schaltet zwischen inaktiv, mittlerer Intensität und Forte um. Der Ensemble-Effekt analysiert in Echtzeit 48 Frequenzbänder und fügt diesen harmonische Obertöne hinzu.
Dabei reagiert der Ensemble-Effekt schnell und sensitiv auf dynamische Eingangssignale, was an dieser Stelle für mich den wesentlichen Unterschied zum klassischen Shimmer-Effekt ausmacht. Letzterer reagiert mitunter deutlich träger, was vor allem bei schnellen Tonhöhenwechseln und perkussiven Signalen nicht immer optimal ist. Da wirkt das Ergebnis vom Cloudburst schon etwas exakter.
Allerdings sind die klanglichen Unterschiede zu einem Shimmer-Reverb – gerade wenn man den Effekt dezent einsetzt – nicht so riesig, als dass es ein zusätzliches Effektpedal genau für diesen Zweck benötigen würde. Am stärksten hört man den Unterschied, wenn man den Ensemble-Effekt in Extremeinstellungen nutzt. Dann klingt es tatsächlich sehr danach, als ob eine (verhallte) Stringmachine konstant als zweites Instrument mitläuft. Gut umgesetzt von Strymon, aber mir war das wiederum schnell zu viel des Guten.
Strymon Cloudburst – Wie klingt es?
Damit kommen wir zum wichtigsten Part: Wie klingt das Strymon Cloudburst? In erster Linie künstlich – und das im positiven Sinn. Wer authentische Hallräume erwartet ist hier falsch. Wer ein deutlich färbendes Reverbpedal sucht, das nicht nur warm klingt, sondern auch in der Lage ist, ein breites Größenspektrum abzudecken, macht mit dem Cloudburst nichts verkehrt.
Kleine Räume klingen solide und etwas realistischer, aber da legen andere Effektpedale wie das Empress Reverb qualitativ noch etwas drauf. Die Stärken des Strymon Cloudburst liegen eher in mittleren und großen Hallräumen. Hier färbt das Cloudburst nahezu alles schön, was man hineinschickt.
Allerdings kommt auch hier wieder dieser Sternenstaub-Strymon-Charakter stark durch. Falls man mit diesem grundsätzlich nichts anfangen kann, wird auch Cloudburst daran nichts ändern können.
Strymon Cloudburst Alternativen
Die stärksten Mitbewerber zum Cloudburst sehe ich bei Strymon selbst. Allen voran die Klassiker Big Sky und Blue Sky. Beide haben zwar keinen Ensemble-Effekt, rücken aber mit ihrer Auswahl klanglich nah genug ans Cloudburst heran. Die Entscheidung für oder gegen ein Cloudburst trifft man daher am besten anhand folgender Frage: Will ich exakt diesen Ensemble-Effekt des Cloudburst, oder lege ich mehr Wert auf Flexibilität?
Und noch eine Überlegung: Cloudburst klingt im ersten Moment wirklich hervorragend. Ich kann mir aber vorstellen, dass man sich an dem Ensemble-Sound früher oder später satthört. Jedenfalls erging es mir bislang immer so mit den Shimmer-Algorithmen von Big Sky, Blue Sky und Nightsky. Es würde mich also arg überraschen, wenn es sich hier anders verhält. Zumindest beim Big Sky und Blue Sky hat man aber noch eine etwas größere Auswahl an Modellen um etwas mehr variieren zu können. Da ist das Cloudburst definitiv eingeschränkter. Andererseits punktet dieses mit einer einfachen Bedienung, was einem im hektischen Live-Einsatz wieder in die Karten spielt.
Fazit: Strymon Cloudburst Test
Daher fällt für mich das Fazit durchwachsen aus. Einerseits hat Strymon mit dem Cloudburst erneut ein wunderbar weich klingendes Hallpedal im Angebot. Andererseits sehe ich das Risko, dass Strymons Cloudburst mit seinem sedierenden Wohlfühlsound schnell zu einem One-Trick-Pony verkommt. Wer diesen Sound allerdings mag, wird mit dem Cloudburst auf jeden Fall glücklich.