Behringer Grind Test: Flexibler Desktop-Synth

Behringer Grind Test

Behringer Grind ist ein semi-modularer Synthesizer, der auf den hervorragenden Plaits-Algorithmen von Mutable Instruments basiert, die hier als Oszillatoren dienen.
Obwohl ich dieses Gerät zunächst nicht besonders auf dem Schirm hatte (da ich bereits ein Plaits-Modul in meinem Modularsystem verwende), war ich angenehm überrascht von der zusätzlichen klanglichen Flexibilität, die dieses Paket bietet. Doch bevor wir in den Behringer Grind Test einsteigen, gibt es erstmal ein Video zur Einstimmung.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Behringer Grind auf einen Blick

  • Hybride Klangerzeugung mit digitalen Oszillatormodellen
  • Analoges Filter plus Lowpass-Gate
  • Semimodularer Aufbau mit 34 Patchbuchsen
  • 32-Step-Sequencer mit Speicher und Arpeggiator
  • Klanglich flexibel, mit leichter Neigung zum LoFi-Spektrum

Behringer Grind: Erster Eindruck

Wer schon einmal mit einem Crave, Edge oder Spice gearbeitet hat, wird sich auch beim Grind schnell zurechtfinden. Der kompakte Desktopsynth bietet etliche Drehregler mit angenehmem Widerstand, zahlreiche Patchbuchsen auf der Oberseite für eigene Modulations-Routings, sowie eine rudimentäre „Klaviatur“, über die auch der Sequencer programmiert wird.

Behringer Grind Rueckseite
Alles auf der Front: Behringer Grind bietet auf der Rückseite lediglich MIDI-Kanalwahl und USB-Anschluss

Die digitalen Oszillatoren: Das Herz des Grind

Zunächst sollte man an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass ein Großteil der 24 spannenden Algorithmen der Entwicklung von Mutable Instruments geschuldet sind. Denn ursprünglich wurden 15 der Oszillator-Modelle für das Plaits-Modul entwickelt, einem flexiblen Oszillator-Modul für Eurorack-Systeme.

Behringer Grind

Da Mutable Instruments aber die Open Source Ideologie immer schon radikal verfolgt hat, handelt es sich hier nicht um eine möglicherweise umstrittener Aneignung fremder Technologie. Und selbst für Besitzer eines Plaits oder eines Microfreak von Arturia kann ein Behringer Grind eine sinnvolle Anschaffung sein. Denn die zusätzlichen Oszillator-Algorithmen werten das ohnehin schon gute Angebot noch einmal auf. Man sollte den Sound dann aber schon sehr lieb haben, ansonsten wird es schnell redundant.

Mutable Plaits OSC mit zusätzlichen Algorithmen
Mutable Plaits OSC mit zusätzlichen Algorithmen

Die Klangpalette der 24 Modelle ist sehr umfangreich und reicht von klassischen VA-Modellen über additive und granulare Synthese, zahlreiche Percussion-Algorithmen, bis hin zu Effektsounds. Es gibt sogar Importmöglichkeiten für DX-7 Sounds und eine komplette 303-Emulation. Das meiste davon ist mehr als nur brauchbar, wenngleich ich dem Grind insgesamt eher einen Hang zum LoFi-Sound attestieren würde. Die beiden Timbre- und Harmonics-Regler steuern mehrere Parameter gleichzeitig und ermöglichen so mit wenig Aufwand komplexes Sounddesign.

Durch die vielen Optionen handelt es sich bei der Oszillatorsektion eigentlich schon um einen kleinen Synth im Synth. Die zusätzlichen Möglichkeiten des Grind erweitern das Angebot aber sinnvoll.

Besonders haben mir die Chord-Algorithmen gefallen, mit denen man sehr schnell zu typischen House-Stabs und Detroit-Techno-Sounds kommt. Selbst Pads gelingen mit dem eigentlich monofonen Synthesizer recht gut, wobei man hier logischerweise auf echte Polyfonie verzichtet. Wer eher auf der Suche nach Bässen und Leads ist, wird ebenfalls nicht enttäuscht.

Filtersektion

Wer seine Sounds ganz klassisch formen möchte, kann dafür ein 24 dB Ladder-Filter nutzen, das mancher vielleicht schon vom Crave kennt. Das Filter packt ordentlich zu und kann bei Bedarf auch in einen Hochpass-Modus umgeschaltet werden. Die Resonanz reicht bis in die Selbstoszillation, lässt sich per Keytracking aber maximal über drei Oktaven sauber spielen.

Behringer Grind Filtersektion
Behringer Grind Filtersektion

Zusätzlich gibt es noch ein Lowpass-Gate in der VCA-Sektion. Ist das LPG aktiv, erhöht sich auch der Rauschpegel mitunter recht stark. Trotzdem ist es eine gute Erweiterung für fette Bässe und Kicks.

Modulationsmöglichkeiten: LFO und Hüllkurve

Der analoge LFO bietet Rechteck und Dreieck. Bei Bedarf lässt er sich bis in den Audiobereich jagen, per CV steuern und somit neben FM-Experimenten auch als zweiter Oszillator nutzen.

Die ADS-Hüllkurve des Grind
Die ADS-Hüllkurve des Grind

Die ADS-Hüllkurve reicht von knackigen Einstellungen bis langsam genug für Pads, auch wenn ich mir etwas längere Decay-Zeiten gewünscht hätte. Wer sich den Grind primär für Drones zulegen will, kann den VCA auf „on“ stellen, wodurch das Signal immer durchgeschickt wird, auch wenn kein Gate-On-Befehl über ein angeschlossenes Keyboard erfolgt.

34 Patchbuchsen im oberen Bereich
34 Patchbuchsen im oberen Bereich laden zu Klangexperimenten ein

Ein echtes Highlight beim Grind ist die Patchmatrix mit insgesamt 34 Buchsen. Hiermit kann man das klangliche Repertoire des Desktop-Synths umfangreich erforschen. Der Bereich ergänzt die vorhandenen Anschlüsse eines Plaits sinnvoll. Es lassen sich beispielsweie beide LFO Schwingungen gleichzeitig abgreifen und mischen, Rauschen hinzufügen, oder einzelne Komponenten des Sequencers extern steuern.

Der Sequencer des Behringer Grind – es bleibt kompliziert

Der Sequencer ist ein nettes Extra, bleibt aber mühsam zu programmieren und zu bearbeiten. Jedenfalls muss ich jedes Mal, wenn ich längere Zeit nicht mit diesen Geräten gearbeitet habe, wieder den Artikel „Behringer Crave Sequencer programmieren“ hervorholen. Ich vermute, wenn man regelmäßig damit arbeitet, gewöhnt man sich irgendwann daran.

Behringer Grind Sequencer
Behringer Grind Sequencersektion

Das sind die Alternativen zum Behringer Grind

Wer auf der Suche nach einer Alternative zum Behringer Grind ist, hat eine recht große Auswahl. Neben dem originalen Plaits-Modul, das es nur noch gebraucht gibt, haben etliche Eurorack-Anbieter ebenfalls gute Alternativen im Angebot. Hier sind u.a. Behringer Brains und After Later Audio Pixie zu nennen. Diese Module muss man aber im Eurorack-Kontext sehen, wo man sich die fehlenden Komponenten eines Behringer Grind hinzukauft, oder eben anderweitig kombiniert.

Der stärkste Mitbewerber ist für mich dann auch der Microfreak von Arturia, bzw. dessen großer Bruder Minifreak. Beide setzen teilweise auf Mutable Instruments Algorithmen und erweitern diese mit eigenen Kreationen und Modellen von Noise Engineering, darunter auch einem Vocoder und anderen spezielleren Modellen. Der größte Vorteil gegenüber dem Grind dürften das flexiblere Multimode-Filter und der deutlich umfangreichere Sequencer sein. Ausprobieren und vergleichen lohnt sich hier definitiv.


Behringer Grind Test: Fazit

Behringer Grind bietet eine flexible Sound-Engine und ist fast schon ein No-Brainer für alle, die sich ein budgetfreundliches Setup zusammenstellen wollen. Der Synthesizer kann problemlos als Herzstück eines kleinen semi-modularen Rigs oder als Spielwiese für Klangforscher dienen. Zu dem Preis gibt’s wirklich kaum etwas zu meckern. Wem der Sequencer des Grind auf Dauer zu umständlich oder uninsprierend ist, findet mit dem Arturia Microfreak eine starke Alternative.

Behringer Grind
Sound 8
Features 10
Bedienung 7
Preis/Leistung 9
PROS
  • Flexible Oszillator-Sektion
  • Kompaktes Format
  • DX-Sound-Import
CONS
  • Sequencer umständlich zu programmieren
  • LPG rauscht

Weitere Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert