Behringer Edge Test: analoger Drumsynthesizer mit Patchfeld

Behringer Edge Test

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Mit dem Edge stellt Behringer einen Drumsynthesizer inklusive Sequencer vor. Der analoge Synth kommt im selben Desktop-Format wie der erfolgreiche Crave und bietet zahlreiche Patchbuchsen fürs erweiterte Sounddesign. Wie gut er sich für elektronische Musik eignet, sehen wir uns im Behringer Edge Test an. Doch zuerst gibt es ein Demovideo zur Einstimmung.

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Behringer Edge Test: Erster Eindruck, Anschlüsse und Verarbeitung

Der Behringer Edge hinterlässt direkt einen positiven Eindruck: Alle Drehregler und Taster bieten einen angenehmen Widerstand, die Buchsen sitzen fest und überhaupt macht die Drum-Flunder einen recht robusten Eindruck. Ich würde den Edge ohne Zögern zu Live-Jams transportieren und gehe davon aus, dass er selbst den Ansprüchen von Vielreisenden gerecht wird.

Auf der Oberfläche sind alle Bedienelemente und Patchbuchsen untergebracht. Mit diesen stellt der Edge zahlreiche Verbindungspunkte für (semi-)modulare Systeme bereit. Falls man den Drumsynth aber ganz traditionell als autarke Einheit im DAW-Setup nutzen möchte, gibt es neben MIDI-USB auch noch ein klassisches 5-Pin-MIDI-Duo (IN / Out & Thru).

Klangerzeugung des Edge

Die Klangerzeugung des Behringer Edge ist traditionell aufgebaut: Zwei Oszillatoren plus Noise gehen in ein Filter und werden an verschiedenenen Stellen von Decay-Hüllkurven und Sequencer gesteuert. Soweit, so simpel. Sehen wir uns die einzelnen Sektionen im Detail an.

Oszillatoren

Beide Oszillatoren sind in der Lage Dreieck oder Pulse zu generieren. Zur Wahl der Schwingungsform steht ein Kippschalter zur Verfügung. Um weitere Obertöne zu generieren, sind zusätzlich noch Hard-Sync, sowie frei dosierbare Frequenzmodulation vorhanden. Bei den Oszillatoren hätte ich mir gewünscht, dass man entweder die Pulsbreite frei definieren kann, oder direkt von Dreieck zu Pulse überblendet. Trotzdem klingt das Ergebnis sehr brauchbar, wobei der Sound eher HiFi-mäßig und zuweilen aggressiv daherkommt als Vintage-warm.

Praktisch in Verbindung mit Hard Sync und FM ist, dass man die globale Pitch-Modulation über den Sequencer optional entweder für beide oder nur einen Oszillator deaktivieren kann. Dadurch ließe sich der Oszillator per Patchmatrix auch als (schneller) LFO auf andere Parameter wie Filter-Cutoff oder Noise-Level routen.

Um dem Signal noch geräuschhaftes mitzugeben, gibt es Rauschen wahlweise in pinker und weißer Form. Ein Regler ist hier für die Lautstärke zuständig. Da man diese alternativ auch per Patchbuchse steuern kann, sind auch kurze Noise-Klicks am Anfang des Sounds möglich. Vor allem dann, wenn man den Edge im Verbund mit anderer modularer Peripherie nutzt.

Hüllkurven

Wie bereits kurz erwähnt, gibt es beim Edge zwei Hüllkurven. Wobei Hüllkurve im klassischen Synthsinne hier massiv übertrieben ist. Im Prinzip gibt es nur Decay und die Hüllkurven-Intensität, die positiv und negativ für folgende Parameter festgelegt werden kann: Filter Cutoff, sowie unabhängig für die Tonhöhe der beiden Oszillatoren.

Hüllkurve Nummer zwei ist dann für den VCA zuständig. Hier hat man per Kippschalter noch die Wahl zwischen Fast- und Slow-Betriebsart. Das ist dann praktisch, wenn man statt schneller Percussions eher runde Bassläufe erzeugen will.

Beide Hüllkurven sind logischerweise optimiert für perkussive Klänge und erledigen diesen Job auch mit Bravour. Das Live-Spiel mit dem VCA-Decay-Regler in Kombination mit dem Fast/Slow-Kippschalter liefert böse rollende Technokicks (Rumble) mit ordentlich Tiefenschub. Aber auch zappende Percussion-Sounds sind schnell umgesetzt. Lediglich für klassische 909-Kicks muss man hier schon einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Jedenfalls wollte mir das im Laufe dieses Behringer Edge Tests nicht so richtig gelingen. Allerdings gibt es hierfür nun wirklich mehr als genug Alternativen.

Patchfeld

Um etwas tiefer ins Sounddesign einzusteigen, wurde dem Edge eine Patchmatrix mit insgesamt 24 Patchbuchsen spendiert. Unterteilt in zehn Ausgänge und 14 Eingänge lässt sich damit der vorgegebene Signalpfad an mehrere Stellen unterbrechen.

Betrachtet man den Edge als in sich geschlossene Einheit ist die Auswahl zwar nicht so ergiebig. Denn die meisten Verbindungen können ebenso per Kippschalter und Drehregler auf der Oberfläche geroutet werden. Im Verbund mit einem Behringer Crave oder andereren (semi-)modularen Synthesizern ergibt die Patchmatrix aber durchaus Sinn und erweitert das klangliche Potential noch einmal immens.

Filter

Das Filter im Behringer Edge lässt sich per Kippschalter zwischen resonanzfähigem Tiefpass und Hochpass umschalten. Hochpass ist hier gefühlt nicht ganz präzise, denn im Vergleich mit anderen Vertretern dieser Art scheint mir das HP-Filter des Edge immer noch zu viel tiefe Frequenzen durchzuwinken. Nichtsdestotrotz ist die HP-Filter-Betriebsart nützlich zur Emulation von Becken und anderem Gezischel.

Ergiebiger ist da das Tiefpassfilter, das hier als 24dB-Variante ordentlich zupackt. Klanglich sehe ich es übrigens etwas näher am Prophet-Sound an als an der Moog-Kaskade. Ich vermute, dass Behringer für den Edge das gleiche Filter nutzt, das sich auch im Crave findet. Dadurch klingt der Edge auch ein Stück präziser, HiFi-mäßiger als der Moog DFAM, dessen Filter insgesamt cremiger daherkommt und mehr Vintage-Charme versprüht. Doch dazu später mehr.

Sequencer

Im unteren Bereich des Edge befinden sich zwei Reihen mit je acht Drehpotis. Hierüber wird einerseits die Tonhöhe, andererseits Velocity gesteuert. Beide Ausgänge stehen über die ModMatrix bereit und können so auch anderen Parametern zugewiesen werden.

Mit zwei mal acht Steps erscheint der Sequencer auf den ersten Blick ganz schön rudimentär. Aber eben diese Limitierung kann vorteilhaft bei der Produktion von hypnotischen Techno- und Industrial-Pattern sein. Wobei ich im Zweifelsfall lieber ein paar Steps mehr zur Verfügung habe, um dann selbst die Länge zu bestimmen.

Immerhin gibt es beim Edge einen MIDI-Eingang (alternativ über USB), mit dem sich der interne Sequencer retriggern lässt, was dadurch auch ungerade Rhythmen ermöglicht. Beim Produzieren fällt die Step-Begrenzung wiederum nicht so stark ins Gewicht, denn der Sequencer-Workflow des Edge ist echt inspirierend. Der Sequencer will live gespielt werden und das kombinierte Tweaken von Velocity und VCA-Decay erzeugt dynamische Beats, die sich schnell zum Grundgerüst eines kompletten Tracks aufbauen lassen.

Behringer Edge oder Moog DFAM

Wenn man sich die Oberfläche und die Parameter des Edge ansieht, zwingt sich ein Vergleich zum Moog DFAM auf, der konzeptionell nahezu identisch daherkommt. Zwar lässt sich die Inspirationsquelle schwer bestreiten. Denn im Gegensatz zu vielen Retro-Clones wurde sich hier eines aktuellen Konzepts bedient, das für sich genommen recht außergewöhnlich ist.

Trotzdem ist der Behringer Edge kein identischer Clone. Falls jemand also auf den Budget-DFAM hoffte, wird hier enttäuscht. Ebenso sollten diejenigen beruhigt sein, die sich über die konzeptionelle Nähe zum DFAM ärgern.

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Moog DFAM Demovideo

Denn – und das ist hier entscheidend – der Edge klingt ein gutes Stück härter als der DFAM von Moog. Während der DFAM (zum Test Moog DFAM) seine Moogsche Herkunft nicht verleugnet – hiefür sind vor allem Filter und Oszillatoren verantwortlich – kommt der Edge deutlich HiFi-mäßiger rüber. Andere würden ihm das Attribut „Plastik-Sound“ mitgeben. Einerseits stimme ich dem zu, wehre mich aber andererseits gleichzeitig gegen die implizite Negativität des Begriffs.

Behringer Edge klingt insgesamt frischer und definierter, erzeugt aber im Vergleich mit dem DFAM auch nicht so viel Tiefenschub. Daher sehe ich hier auch gute Synergien, wenn man ein Faible für Drumsynthesizer hat. Beide Synths ergänzen sich prima und keiner macht den jeweils anderen obsolet. Dass sich Behringer hier schon recht deutlich am DFAM-Konzept orientierte mag man dabei gut finden oder verurteilen. Letztlich liegen beide immerhin klanglich weit genug auseinander um nicht von einem Plagiat zu sprechen.

Behringer Edge Test: Fazit

Am Ende des Behringer Edge Test bleibt festzuhalten: Mit dem Edge hat Behringer einen soliden Drumsynthesizer auf den Markt gebracht, der sowohl zum Experimentieren einlädt, aber auch Standards problemlos abdeckt. Auch wenn der Grundsound etwas mehr in Richtung obertonreicher HiFi-Klang geht, eignet sich der Edge dennoch hervorragend für düstere Industrial Techno Tracks. Im direkten Vergleich mit einem DFAM klingt der Edge nicht ganz so organisch, woran vor allem die Oszillatoren und das Filter des Moog DFAM beteiligt sind. Und das ist gut so, denn beide Drumsynths ergänzen sich klanglich hervorragend. Zu dem Preis macht man hier definitiv nichts verkehrt.

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