Donner L1 Essential Test: SH 101 Clone

Donner L1 Essential Test

Da ist wieder einer! Als bekennender Fan des Roland SH-101 Sounds war ich bei Ankündigung des Donner L1 Essential erstmal neugierig. Zum einen natürlich, ob es das chinesische Unternehmen schafft, den Sound des Originals einzufangen. Zum anderen aber auch, ob der Donner L1 Essential einen echten Mehrwert gegenüber anderen Clones bietet, die es mittlerweile auf dem Markt gibt.

Donner L1 Essential auf einen Blick

  • Monofoner Analogsynth, basierend auf dem Roland SH-101
  • Kompaktes Format mit authentischem Sound
  • Autoglide und Retrigger-Verhalten der Hüllkurve sind noch nicht optimal
  • Lohnt sich für SH-101-Fans, als gut klingender Monosynth, oder als kompaktes Gerät für den Live-Einsatz
  • KB-32m-Erweiterung nicht zwingend notwendig, aber praktisch
Donner L1 Essential Sequencer
Sound 9
Features 7
Bedienung 9
Preis/Leistung 7
PROS
  • Authentischer SH-101 Sound
  • Intuitiver Workflow
  • Leicht und kompakt
CONS
  • Sequencer hat noch ein paar Bugs

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Donner L1 Essential: SH-101 Clone
Donner L1 Essential: SH-101 Clone

Erster Eindruck: Verarbeitung und Haptik

Beim Auspacken der beiden Komponenten Donner L1 Essentials (der Synthpart) und dem KB-32m (das Keyboard) bin ich erst einmal vom geringen Gewicht überrascht. So bringt der Donner L1 Essentials gerade mal 900 g auf die Waage.

Zusammen mit der flachen Bauweise lässt sich der L1 bequem transportieren, vermittelt aber auch nicht ganz den wertigeren Eindruck eines Roland SH-01a oder Behringer MS-1. Bei beiden laufen die Fader noch etwas gleichmäßiger und auch die Drehregler lassen sich bei beiden Alternativen noch etwas geschmeidiger bedienen. Trotzdem denke ich, dass der L1 einem ruppigeren Einsatz trotzen kann.

Donner L1 Essential: Anschlüsse auf der Rückseite
Donner L1 Essential: Anschlüsse auf der Rückseite

VCO-Sektion

Der VCO des Donner L1 Essentials basiert auf einem 3340 Chip (vermutlich der Cool Audio Nachbau). Er bietet Puls mit variabler Pulsbreite, Sägezahn, Noise, Dreieck, sowie Suboszillator. Wie beim Original kann dieser eine oder zwei Oktaven unter der VCO Frequenz liegen, in letzterem Fall steht neben Rechteck auch ein schmalerer Puls zur Verfügung.

Klanglich legt der VCO schon ein gutes Fundament für die typischen SH-101 Sounds. Das hohl klindende Rechteck weckt sofort Erinnerungen an zahlreiche Acid und IDM-Produktionen, mithilfe des Suboszillators gelingen auch klassische Electronica-Basslines im Handumdrehen. Ein wenig Pitch-und VCF-Modulation dazu, und schon steht der Boards of Canada Roygbiv Bass.

Das Dreieck ist ebenso wie die Pitchmodulation durch die Hüllkurve eine sinnvolle Erweiterung des originalen Feature-Sets. Wenn man die beiden kombiniert sind auch druckvolle Jungle-Pitchbässe problemlos machbar – ein Vorteil gegenüber dem Original und auch in Zeiten der SH-101-Clones ein Alleinstellungsmerkmal.

Filter

Die weitere Klangformung übernimmt beim Donner L1 Essentials ein klassisches (Clone) 3109 Roland-Tiefpassfilter, wie es auch im SH-101 zum Einsatz kam. Mit 24 dB Flankensteilheit und einer hervorragend klingenden Resonanz ist die Nachbildung des Filters beim L1 sehr gut gelungen. Natürlich reicht die Resonanz hier auch bis in die Selbstoszillation. Für noch mehr Authentizität sorgt auch die Nachbildung des originalen VCAs, der auf einem BA 662 basiert.

Hüllkurven und LFO

Zur automatischen Steuerung von Filter, PWM, Amp und Pitch stehen ein LFO mit den Schwingungsformen Dreieck, Rechteck, Random und Noise, sowei zwei ADSR-Hüllkurven bereit. Oldschool-SH-101-User werden aufhorchen, denn hier verlässt Donner mit dem L1 den 101-Standard.

Donner L1 Essential: Anschlüsse vorne und die beiden Hüllkurven
Donner L1 Essential: Anschlüsse vorne und die beiden Hüllkurven

Der LFO lässt sich zum Tempo synchronisieren und bei Bedarf in den hörbaren Bereich fahren. Leider kann man die Frequenz nicht an die Tonhöhe koppeln, aber auch so ist der erweiterte Paket sinnvoll für zeitgenössische elektronische Musik. Durch die hohe Frequenz sind auch FM-artige Effektsounds schnell umgesetzt und über den Sinn BPM-synchroner Modulationen braucht man wohl nicht lange diskutieren.

Ein weiteres Highlight sind die beiden ADSR-Hüllkurven, die nicht nur (optional) anschlagdynamisch sind, sondern sich auch koppeln lassen. Dadurch steuert – wie beim Original – ADSR 2 sowohl VCF als auch VCA gleichzeitig. Ebenfalls neu ist der Drone-Mode, bei dem Gate einfach offen bleibt, sowie die Möglichkeit, die VCO-Frequenz neben dem LFO auch per Hüllkurve zu steuern. Dadurch sind auch aggressivere Drum-Sounds oder Sägezahn-Zaps drin.

Sequencer und Arpeggiator

Ein SH-101 wäre wahrscheinlich ohne den Sequencer und Arpeggiator niemals so erfolgreich gewesen. Die intuitive Programmierung der 100 Steps, inklusive Pausen und Legato-Noten (Tie) ist auch heute noch Vorlage für viele Hardware-Sequencer.

Donner bleibt beim L1 Essentials mit maximal 64 Steps leider ein gutes Stück unter der Maximalanzahl des Originals, bietet aber einen ähnlich schnellen Zugang. Zum Zeitpunkt des Tests hatte der Sequencer allerdings noch ein paar Bugs, die sicherlich mit einem zukünftigen Update gefixt werden.

Donner L1 Essential Sequencer
Donner L1 Essential Sequencer

So ist z.B. der erste Step bei Programmierung einer neuen Sequenz gerne mal per default auf „Rest“ gesetzt. Diese stille Note kann man nur fixen, wenn man die Sequenz speichert und das Gerät neu startet. Kurioserweise tritt das erst nach einiger Zeit auf und auch nicht immer. Ebenso fehlt noch die Sequenz-Transponierungsfunktion, was laut Donner aber spätestens im Herbst nachgereicht werden soll.

Der Arpeggiator liefert die Standards Up/Down/U&D/D&U/Random über bis zu drei Oktaven, wurde aber noch um ein praktisches Feature ergänzt: Über die sechzehn beleuchteten Taster lassen sich einzelne Steps deaktivieren, wodurch man mit dem Arpeggiator auch gut rhythmische Phrasen programmieren kann.

Donner KB-32: Braucht man das Keyboard-Bundle?

Bei Donner hat man beim Kauf des L1 Essential die Wahl, sich gleich das KB-32 zu einem gümstigeren Preis als Bundle dazuzukaufen. Beim KB-32 handelt es sich um einen MIDI-Controller mit 32 Minitasten, der per Magnetanschluss auf der Rückseite direkt mit dem L1 Synth verbunden wird. Sowohl Strom als auch MIDI-Informationen werden hier über die S2C-Schnittstelle übertragen.

Donner L1 Essential mit (hier ausgegrautem) KB-32
Donner L1 Essential Sequencer

Auch wenn der Klickmechanismus praktisch ist, hätte ich mir gewünscht, dass die Verbindung insgesamt noch etwas robuster ist. So hätte man über einen zusätzlichen Arretierungsmechanismus die Einheiten fest miteinander verbinden können, damit man das Bundle auch problemlos transportieren kann.

In der Praxis vermittelt die Tastatur leider auch einen durchwachsenen Eindruck., trotz vier unterschiedlicher Velocitykurven und schickem Display. Wenn man also auf die optisch sehr gelungene Einheit verzichten kann, würde ich eher zu einem Arturia Keystep greifen. Der ist ähnlich teuer, bietet ein besseres Spielgefühl und neben Velocity auch Aftertouch, das sich per CV-Ausgang auch zur Steuerung des L1 einsetzen ließe. Gut, dass man die Wahl hat.

Donner L1 Essential – Alternativen

Neben zahlreichen Roland SH-101 VST Plugins gibt es seit einigen Jahren auch im Hardware-Sektor einige gute Roland SH-101 Clones.

Roland SH-01a vs. Donner L1 Essential

Als stärksten Mitbewerber sehe ich hier den Roland SH-01a. Zwar ist das kompakte Boutique-Gerät digital aufgebaut, überzeugt aber durch einen Sound, der nicht nur sehr nah am Original ist, sondern bis zu vierfach polyfon ist. Zudem hat man 64 Presets für eigene Soundkreationen und Batteriebetrieb.

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Roland S-1 vs. Donner L1 Essential

Noch eine Nummer kleiner, günstiger, flexibler, und mit ebenso gutem Sound, ist der Roland S-1 Aira Compact. Wer keine Probleme mit Kleinstgeräten hat, findet hier eine überzeugende Lösung. Der S-1 besitzt alle Features des SH-01a und erweitert dessen Klangerzeugung auf Oszillatorebene.

Zusätzlich gibt es interne Effekte – also eine ideale Packung für den Live-Einsatz. Allerdings fehlen hier die praktischen Fader, die für mich persönlich einen wesentlichen Teil des SH-101-Workflows ausmachen.

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Behringer MS-1 mkII vs. Donner L1 Essential

Als dritte Alternative sei natürlich auch noch auf den Behringer MS-1 MKII hingewiesen. Hierbei handelt es sich ebenso wie beim Donner L1 Essential um einen analogen Clone des SH-101. Klanglich liefert Behringer ebenso ab, wobei mein Modell damals leichte Übersteuerungen bei hohen Resonanzwerten hatte, welche ich in dieser Form weder vom Original noch von den Clones her kenne.

Ein großes Manko beim MS-1 ist für mich die Limitierung auf 32 Steps, also deutlich weniger als beim SH-101 mit seinen 100 Steps. Der Donner L1 Essentials bietet hier immerhin 64 Steps und ist damit etwas näher am Original dran. Auch ist die Programmierung beim Donner L-1 etwas intuitiver gelöst. Behringer setzt beim MS-1 leider weiterhin auf den unnötig umständlichen Behringer Crave-Sequencer.

Die FM-Mod des Filters ist beim Behringer MS-1 eine sinnvolle klangliche Erweiterung und einzigartig. Dafür muss man beim MS-1 wiederum auf die zweite Hüllkurve des Donner L1 Essential verzichten. Ich hatte beide Synths hier und mich am Ende für den Donner L1 entschieden. Gerade die Resonanz fand ich beim L1 noch etwas musikalischer, und die zweite Hüllkurve, sowie Pitch-Mod waren für mich am Ende ausschlaggebend. Ich finde die FM-Mod des MS-1 zwar spannend, kann diese Klangästhetik aber auch mit anderen Synths einfach umsetzen.

Donner L1 Essential Test: Fazit

Klanglich weiß der Donner L1 Essential zu überzeugen: Mit dem bauchigen Rechteck gelingen schnell typische Acidlines, Sägezahn und Suboszillator erzeugen mit etwas Pitch-Modulation sofort BoC-Vibes, und dank Dreieck sind auch schiebende Subbässe schnell umgesetzt.

Das Filter klingt auch bei hohen Resonanz-Werten gut und die 64 Steps lassen sich intuitiv programmieren. Beides sind Punkte, die ich etwa beim Behringer MS-1 im Vergleich nicht vollends überzeugend fand. Auch die zweite Hüllkurve, sowie zusätzliche Pitchmod über die Hüllkurve sind eine willkommene Ergänzung.

Für das gleiche Geld des Donner L1 Essential bekommt man allerdings auch einen Roland SH-01a oder die noch kleinere Variante Roland S-1. Beide bieten Polyfonie und Speicher, sind aber nicht analog und man macht bei der Größe Workflow-Abstriche.

Am Ende bleibt es also eine Frage des Geschmacks und der Prioritäten. Donner hat mit dem L1 Essential jedenfalls das Feld der Roland SH-101 Clones um einen würdigen Kandidaten ergänzt.

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