Die besten Hardware Sequencer für elektronische Musik

Lesezeit: 13 Minuten
DAW-basiertes Musikmachen am Rechner ist in vielen Fällen mittlerweile Standard und die meisten Einsteiger machen so ihre ersten Erfahrungen. Wenn man allerdings auf den Rechner verzichten möchte, oder einfach nach neuen Wegen bei der Erstellung von Tracks sucht, können Hardware Sequencer eine praktische Alternative sein. Worauf man dabei achten sollte und welches die derzeit besten Hardware Sequencer sind, zeigt dieser Artikel.
Die besten Hardware-Sequencer
- Hardware Sequencer: Worauf sollte man grundsätzlich achten?
- Matrix-Sequencer vs klassische Step-Sequencer
- OXI Instruments One: Leistungsfähiger Hardware-Sequencer mit Akku
- Squarp Instruments Hapax: Zentrale Unit für größere Setups
- Arturia Keystep Pro
- Sequentix Cirklon2: Unobtanium Hardware Sequencer
- Alternativen: Groovebox mit Sequencer
- Fazit: Die besten Hardware Sequencer für elektronische Musik
Hardware Sequencer: Worauf sollte man grundsätzlich achten?
Wenn ihr ganz am Anfang der Suche seid, solltet ihr euch vor allem folgende fünf Fragen Stellen:
- Anzahl der Tracks: Wie viele Spuren brauche ich?
- Patternlänge: Wie lange muss ein Pattern mindestens sein?
- Anschlüsse: Wie groß ist der Equipment-Park, den ich mit dem Hardware Sequencer ansteuern möchte?
- Modulations-Tracks: Benötige ich Werkzeuge zur Automation?
- Matrix-Sequencer vs Step-Sequencer: Welches Konzept liegt mir mehr?
Matrix-Sequencer vs klassische Step-Sequencer
Ein Step-Sequencer ist ein lineares System, bei dem Noten (oder Ereignisse) Schritt für Schritt programmiert werden normalerweise in einer einzigen Reihe oder Spur. Jeder Schritt entspricht meist einer rhythmischen Unterteilung (z. B. 16 Schritte für ein 16tel-Notenmuster in einem 4/4-Takt).
Step-Sequencer sieht man häufig in Drum Computern oder auch monophonen Synths wie dem Erica Synths Bassline. Früher waren die einzelnen Steps häufig begrenzt auf Tonhöhe und Gate. Mittlerweile bieten viele Hersteller aber auch Parameter Locks an, also die freie Zuweisung beliebiger Parameterwerte pro Step.
Ein Matrix-Sequencer ist ein rasterbasiertes System, bei dem Zeilen und Spalten verschiedene Parameter darstellen. Die einzelnen Zeilen repräsentieren oft verschiedene Instrumente, Noten oder Klangparameter. Spalten stehen typischerweise für Schritte in einer Sequenz. Das ermöglicht komplexere Muster, polyphone Sequenzen und Modulationszuweisungen.
Beispiele für Matrix Sequencer sind OXI One und Hapax, aber auch Grooveboxen wie der Synthstrom Deluge bieten diese Art der Programmierung.
OXI Instruments One: Leistungsfähiger Hardware-Sequencer mit Akku
Nicht mehr als einen Zentimeter hoch, solides Aluminiumgehäuse und interner Akku: Der OXI Insstruments One ist ein zuverlässiger Begleiter für mobile Setups, macht aber auch im Studio eine gute Figur.
Der Matrix-Sequencer bietet 8 CV/Gate Anschlüsse, dazu bis zu drei MIDI In/Out (mit Expander), ein kleines OLED-Display, sowie acht Reihen mit jeweils16 hintergrundbeleuchteten RGB-Pads. Leider sind diese werder anschlag- noch druckempfindlich. Allerdings ist das etwas, was die meisten Matrix-Sequencer vermissen lassen und soll hier kein spezieller Nachteil des OXI One sein.

Die Programmierung erfolgt in Echtzeit, per Step-Eingabe oder über verschiedene Algorithmen. Ein Track kann bis zu 128 Steps enthalten, wobei auch längere Varianten möglich sind, indem man unterschiedliche Subdivisions nutzt.
Diese Funktionsvielfalt muss man sich allerdings auch erst einmal erkämpfen. Die Lernkurve beim OXI One ist schon etwas steiler, allerdings wird man nach einiger Zeit mit einem enormen Funktionsumfang und toller Produktpflege belohnt.
OXI Instruments | OXI One |
---|---|
MIDI I/O | Bis zu drei In/Outs (mit Expander) |
CV/Gate I/O | 8 CV/Gate I/O |
Anzahl Tracks | 4 (mehr mit Multitrack-Drummode) |
Max Pattern-Länge | Bis zu 128 Steps pro Track |
Anschlagdynamische Pads | X |
Modulations-Tracks mit LFO etc. | 8 LFOs (2/Track), bis zu 32 Modulations-Tracks |
Besonderheiten | Akkubetrieb |
Squarp Instruments Hapax: Zentrale Unit für größere Setups
Den Hapax von Squarp Instruments sieht man in immer mehr Studios, und auch ich habe mich am Ende für diesen Sequencer entschieden. Denn die Kombination aus intuitivem Workflow mit zwei übersichtlichen Displays und Anschlüssen ist ideal für mittlere bis größere Setups.
Falls man sehr tief ins Sequencing einsteigen möchte, kann man aus einer Vielzahl an MIDI-Effekten auswählen. Darunter finden sich unter anderem Arpeggiatoren, Scaler, euklidische Sequencer, MIDI Echos und mehr.

Hapax ist derzeit auch einer der wenigen (der einzige?) Hardware-Sequencer, die MPE-verarbeiten und abspielen können. Leider gilt das nicht für die internen Pads, die weder anschlag-noch druckempfindlich sind. Poly-Aftertouch wird ebenfalls noch nicht unterstützt, soll aber in einem zukünftigen Update nachgereicht werden.
Ein Highlight für DAW-less Live-Performer ist die Möglichkeit, zwei Projekte im direkten Zugriff zu haben. Dadurch können auch ausufernde Live-Sets verwaltet und Projekte (Songs) permanent nachgeladen und überblendet werden.
Squarp | Hapax |
---|---|
MIDI I/O | 2 In / 4 Out |
CV/Gate I/O | 2 CV In, 4 CV/4Gate-Ausgänge |
Anzahl Tracks | 16 (je 8 pro Projekt) |
Max Pattern-Länge | 32 Takte |
Anschlagdynamische Pads | X |
Modulations-Tracks mit LFO etc. | bis zu 64 Automationsspuren pro Track |
Besonderheiten | Zwei Projekte können geladen und überblendet werden, MPE-Support |
Arturia Keystep Pro
Der Keystep Pro von Arturia ist eher MIDI Controller Keyboard mit umfangreichem Hardware Sequencer. Der Keystep Pro überzeugt mit einer umfangreichen Anschlusssektion, die neben MIDI und CV/Gate noch 8 Drum Trigger für bis zu 24 Drum Tracks umfasst.

Praktisch ist die direkte Eingabe über die anschlagdynamischen Minitasten, die auch Aftertouch senden. Etwas sporadisch hingegen fällt die maximale Anzahl von 64 Steps aus. Auch im Bereich Parameter-Automationen schneidet der Keystep Pro mit lediglich einem Control-Track und bis zu 5 CC-Spuren im Vergleich eher unterdurchschnittlich ab.

Der Keystep Pro wäre daher eher meine Empfehlung für alle, die eine gute Drum- / Melodie-Sequencer-Kombi suchen. Komplexe Arrangements und Klangänderungen laufen hier eher übers Live-Spiel und weniger über vorher ausgefeilte Parameter-Automationen.
Arturia | Keystep Pro |
---|---|
MIDI I/O | 1 In / 2 Out |
CV/Gate I/O | 4 CV/Gate/Mod Ausgänge, 8 Drum Trigger |
Anzahl Tracks | 4 Poly-Tracks / 24 Drum-Tracks |
Max Pattern-Länge | 64 Steps |
Anschlagdynamische Pads | 37 Minitasten (Velocity/Aftertouch) |
Modulations-Tracks mit LFO etc. | 1 Control Track mit bis zu 5 CC |
Besonderheiten | 5 Encoder für MIDI CC |
Sequentix Cirklon2: Unobtanium Hardware Sequencer
Sequentix Cirklon ist seit Jahren ein Geheimtipp, wenn es um Standalone Sequencer mit umfangreicher Ausstattung geht. Das Desktop-Gerät überzeugt durch hochwertige Verarbeitung und einen intuitiven Workflow. Mit fünf unabhängigen 5-Pol MIDI In/Outs, bis zu 64 Tracks und optionaler CV-Erweiterung kann man mit dem Cirklon2 auch große Setups bequem steuern.
Die Tracks können bis zu 256 Steps lang sein, und werden über die Step-Taster oder externes MIDI programmiert. Der Cirklon2 bietet neben den MIDI Ins auch USB Host Funktionalität, sodass man einen USB-MIDI-Controller direkt mit dem Sequencer verbinden kann.
Dieses Komplettpaket hat allerdings auch seinen Preis: So geht der Cirklon 2 in der CVIO-Variante inklusive Breakoutbox für knapp 2800 € über die virtuelle Theke. Ein Preis, der aufgrund der Verarbeitung, Entwicklung und Kleinstauflage sicherlich gerechtfertigt sein mag. Aber selbst wenn man über das nötige Budget verfügt, muss man erst einmal an der Reihe sein. Denn mit Bestellung eines Cirklon2 kommt man erstmal auf eine Warteliste; Kollegen von mir haben knapp zwei Jahre auf ihr Modell gewartet.
Sequentix | Cirklon 2 |
---|---|
MIDI I/O | 5 In/Out |
CV/Gate I/O | 16 CV und 8 Gate Outs mit CVIO-Option |
Anzahl Tracks | Bis zu 64 |
Max Pattern-Länge | Bis zu 256 Steps |
Anschlagdynamische Pads | X |
Modulations-Tracks mit LFO etc. | LFOs, Parameter-Locks, ADSR-Modes pro Track |
Besonderheiten | 19 Encoder mit Push-Funktionalität |
Alternativen: Groovebox mit Sequencer
Hardware-Sequencer haben sicherlich den Vorteil, sich mit einem spezialisierten Gerät voll auf die Performance konzentrieren zu können. Zusätzlich bieten sie häufig eine Vielzahl an Anschlüssen, um direkt mehrere externe Geräte auf einmal zu steuern.
Falls ihr mit einem kleineren Fuhrpark performt, oder euch ein spezialisierter Sequencer zu teuer ist, könnt ihr auch auf eine Hybridlösung setzen. Denn viele Grooveboxen sind in der Lage, einen oder mehrere der internen Tracks alternativ zur Steuerung externer Instrumente zuzuweisen.
Bei größeren Projekten mit mehr als zwei externen Geräten würde ich zur Übersicht noch einen MIDI-Thru-Splitter empfehlen, falls die Groovebox nur über einen MIDI-Ausgang verfügt. Dann kann so eine Hybridlösung durchaus eine gute Alternative zu einem Hardware-Sequencer darstellen.
Elektron Digitone II / Digitakt II
Den Auftakt machen hier direkt die beiden Elektron-Geräte Digitone II und Digitakt II. Sowohl die FM Synth Digitone II als auch der Sampler Digitakt II bieten nicht nur eine flexible Klangerzeugung, die perfekt auf elektronische Musik zugeschnitten ist.
Auch der legendäre Elektron-Sequencer lässt sich gut zur Steuerung von externen Instrumenten nutzen. Polymetrik, umfangreiches Step-Editing und komplexe Parametermodulationen sind hier ähnlich umfangreich vorhanden, wie bei vielen spezialisierten Hardware-Sequencern. Selbst euklidische Modi finden sich hier.

Abstriche muss man hier vor allem bei den Anschlüssen machen und sich mit einem MIDI-Out begnügen. Auch sind hier ausgeklügelte Skalen, Chord-Modi oder Zufalls-Pattern nicht vorhanden. Falls ihr darauf verzichten könnt, bekommt ihr mit der Digi-Serie aber nebst einer umfangreichen Klangerzeugung einen flexiblen Hardware Sequencer frei Haus.
Elektron | Digitone II / Digitakt II |
---|---|
MIDI I/O | 1 In/Out |
CV/Gate I/O | X |
Anzahl Tracks | Bis zu 16 |
Max Pattern-Länge | 8 Takte / 128 Steps |
Anschlagdynamische Pads | X |
Modulations-Tracks mit LFO etc. | Parameter-Locks und LFOs pro Spur |
Besonderheiten | Interne Klangerzeugung, Euklidische Modi |
Polyend Tracker+ oder Play+
Ebenfalls erwähnenswert sind die beiden Grooveboxen Polyend Tracker+ und Play+, da sie noch einen etwas anderen Ansatz verfolgen. Zwar bieten sie wie die Elektrons nur einen MIDI-Ausgang, aber für den Einsatz als Hardware Sequencer im MIDI-Setup bieten sie ebenfalls eine recht umfangreiche Ausstattung.

Wermutstropfen bei beiden Geräten ist, dass bei der Einbindung von externen MIDI-Controllern ein paar Dinge versäumt wurden. So tun sich beide Geräte schwer beim Durchleiten von MPE- und Poly-AT, von der Aufnahme ganz zu schweigen. Für mich ist aber das Handling mit Polyphonie fast ein K.O.-Kriterium. Denn sowohl Play+ als auch Tracker+ sind nicht in der Lage, in derselben Spur Akkorde über externes MIDI aufzuzeichnen.
Dabei verfügen beide sogar über Chord-Effekte. Man kann also seinen Wunschakkord an der Unit selbst einprogrammieren und auch über MIDI wiedergeben. Nur das Aufzeichnen über MIDI geht nicht. Selbst im Polyend-Forum ist das immer wieder Thema, aber aus irgendeinem Grund sperrt sich das Unternehmen, dieses Feature zu implementieren. Vielleicht können wir noch darauf hoffen. Denn sobald das implementiert ist, wären beide Units hervorragende Hardware Sequencer.
Polyend Tracker+
Tracker+ orientiert sich, der Name deutet es bereits an, am klassischen Tracker-Konzept. In der Urform gibt man bei einem Tracker Step für Step die Werte ein. Dazu zählen neben Noten-Informationen auch das Sample, wodurch man auch mit wenig Spuren sehr komplexe Arrangements erzielt.
Das ist beim Tracker+ grundsätzlich auch so, nur gibt es hier noch integrierte Klangerzeuger, sowie bis zu acht MIDI-Spuren für externe Instrumente. Pro Step können verschiedene MIDI-Channels angesteuert werden, CC-Werte programmiert und zwei MIDI-Effekte hinzugefügt werden. Von diesen stellen sowohl Tracker+ als auch Play+ eine umfangreiche Auswahl zur Verfügung.
Polyend | Tracker+ |
---|---|
MIDI I/O | 1 In/Out |
CV/Gate I/O | X |
Anzahl Tracks | 8 MIDI-Tracks, (8 Audio-Tracks können Midi ausgeben) |
Max Pattern-Länge | |
Anschlagdynamische Pads | X |
Modulations-Tracks mit LFO etc. | Zahlreiche MIDI-Effekte |
Besonderheiten | Tracker-Konzept mit interner Klangerzeugung |
Polyend Play+
Polyend Play+ bietet einen Matrix-Sequencer der neben der internen Klangerzeugung mit bis zu acht MIDI-Spuren externe Synths ansteuern kann. Hier gibt es eine Menge intelliger Remix-Funktionen inklusive Fills, durch die das Arbeiten mit dem Play+ sehr inspirierend sein kann.

Den Encodern kann man in den MIDI-Spuren seine Wunsch-CCs zuweisen und diese auch im Sequencer aufzeichnen. Dadurch kann der Play+ gut zur direkten Steuerung von Synths verwendet werden.
Polyend | Play+ |
---|---|
MIDI I/O | 1 In/Out |
CV/Gate I/O | X |
Anzahl Tracks | Bis zu 16 |
Max Pattern-Länge | |
Anschlagdynamische Pads | X |
Modulations-Tracks mit LFO etc. | CC-Motion-Recording |
Besonderheiten | Remix-Funktionen |
Fazit: Die besten Hardware Sequencer für elektronische Musik
Den richtigen Sequencer zu finden, ist wie so oft eine sehr persönliche Entscheidung. Denn so ein zentrales Element muss einfach zum eigenen Workflow und Setup passen. Für mich ist es der Hapax durch seine Kombination aus Feature-Umfang und intuitivem Workflow. Aber auch der OXI One lässt nur wenig Wünsche offen. Hier sind es die kompakte Größe und der Akkubetrieb, die neben den Features überzeugen.
Wer aufs Budget achten muss, erhält auch mit dem Keystep Pro einen soliden Hardware-Sequencer, wird aber früher oder später bei der Erstellung kompletter Tracks viele Funktionen der größeren Sequencer vermissen.
Wem ein dedizierter Hardware-Sequencer noch zu speziell oder zu teuer ist, sei auch die Option nahegelegt, sich einfach eine gute Groovebox zuzulegen. Ein Digitone 2 oder Polyend Play+ bieten ebenfalls ausgereifte Sequencer-Funktionen. Nur bei den Anschlüssen muss man hier Abstriche machen.