Semimodularer Synthesizer: Die besten Modelle im Überblick

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Ein semimodularer Synthesizer ist ein perfekter Einstieg in die Klangsynthese. Aber auch in umfangreichen Studiosetups kann die Kombination aus Flexibilität bei gleichzeitig teilweise vorab definiertem Signalfluss eine echte Bereicherung sein. Worauf man bei einem semimodularen Synth achten sollte und welche Modelle zurzeit empfehlenswert sind, zeigt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis: Die besten semimodularen Synths
- Was ist ein semimodularer Synthesizer überhaupt?
- Die besten semimodularen Synthesizer
- Behringer Crave: Semimodularer Synthesizer zum Budgetkurs
- Dreadbox Erebus Reissue: der Kompakte
- Arturia Minibrute 2 und 2S: Semimodularer Synth mit eigenständigem Sound
- Behringer 2600: Inspiriert vom ARP 2600
- neutral labs Elmyra 2: semimodularer Synthesizer für Drones und mehr
- intellijel Cascadia: Eigentlich schon ein Modularsystem
- Fazit: Die besten semimodularen Synths
Was ist ein semimodularer Synthesizer überhaupt?
Ein semimodular Synthesizer bewegt sich konzeptionell zwischen einem geschlossenen Konzept wie etwa einem Minimoog und einem komplett offenen Modularsystem, bei dem man erst Patchkabel ziehen muss, um überhaupt einen Klang zu erhalten.
Ein semimodularer Synth hat den Vorteil, dass man direkt Töne aus dem Instrument bekommt, ohne ein Patchkabel zu ziehen. Dadurch eignen sich diese besonders für Einsteiger, die vor ihren ersten modularen Gehversuchen stehen. Demgegenüber hat das Modularsystem wiederum den klaren Vorteil, dass man einzelne Elemente wie Filter, Oszillatoren etc. völlig frei zusammenstellen kann.

Die besten semimodularen Synthesizer
Wer nun vor der Anschaffung eines semimodularen Synths steht, sollte darauf achten, dass dieser über ausreichend Patchbuchsen verfügt. Sind lediglich ein paar CV Ein- und Ausgänge für Pitch, Gate oder Filter vorhanden, kann man noch nicht von einem semimodularen Konzept sprechen.
Ebenfalls sollte die Klangerzeugung nicht zu spartanisch ausgestattet sein. Ansonsten stößt man schnell an die Grenzen. Die folgenden Empfehlungen sind nach dem Anschaffungspreis sortiert und liefern genug Features für einen spannenden Einstieg. Wie immer handelt es sich hierbei um meine persönlichen Favoriten der letzten Jahre. Der Markt wächst ständig und ebenso wird auch dieser Artikel laufend aktualisiert. Wenn ihr noch spannende Empfehlungen habt, hinterlasst gerne einen Kommentar.
Behringer Crave: Semimodularer Synthesizer zum Budgetkurs
Perfekt für Einsteiger mit geringem Budget: Der Behringer Crave vereint guten Klang mit einer flexiblen Klangerzeugung bei überschaubaren Kosten. Der gut verarbeitete semimodulare Synthesizer verfügt über 32 Patchbuchsen, die sich über 18 Eingänge und 14 Ausgänge verteilen. Damit dürften die ersten Gehversuche mit modularen Konzepte gut gelingen.
Falls ihr vorhabt, den Crave live einzusetzen, hilft die Möglichkeit eigene Sequenzen mit bis zu 32 Steps vorzubereiten und im Speicher abzulegen. Zwar gestaltet sich die Programmierung des Behringer Crave Sequencers anfangs etwas sperrig. Aber Funktionen wie Accent, Slide und Ratcheting entschädigen schnell für den umständlichen Workflow.
Für die Klangerzeugung im Crave steht ein CEM3340 VCO zur Verfügung, dessen SAW oder Pulse-Schwingung (letzterer mit PWM) durch ein kräftig zupackendes 24dB-Ladder-Filter geschickt wird. Oder bei Bedarf am Filter vorbei, denn schließlich handelt es sich hierbei ja um einen semimodularen Synth!
Behringer | Crave |
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Oszillatoren | 1 x CEM 3340 VCO (Saw / Pulse mit PWM) |
Filter | 24 dB Moog-Kaskade |
Modulationsquellen | je 1 x LFO / ADSR |
Sequencer / Arp | 32 Step-Sequencer & Arp |
Patchpunkte | 18 In / 14 Out |
Dreadbox Erebus Reissue: der Kompakte
Etwas weniger Patchbuchsen als der Crave, dafür aber mehr Komponenten bei der Klanggestaltung bietet der Dreadbox Erebus Reissue. Der semimodulare Synthesizer hat zwar nur zehn CV-Eingänge und sechs Ausgänge, bringt mit seinen zwei Oszillatoren und dem sehr musikalisch klingenden Filter ordentlich Schub mit für Bass-Sounds, Leads und experimentelle Klänge.
Fortgeschrittenes Sounddesign ist mit dem Erebus Reissue ebenfalls möglich. Denn nicht nur lassen sich die VCOs synchronisieren, die LFO-Frequenz reicht bis weit in den hörbaren Bereich, sodass damit auch Vocal-artige Patches, Percussion und FM-Texturen drin sind.
Bei Bedarf kann man zudem einen Duo-Mode aktivieren und den Erebus Reissue ohne zusätzliches Patchen 2-fach parafon spielen. Abgerundet wird die Ausstattung noch durch ein analoges BBD-Delay, dessen Frequenz sich zudem per CV-In steuern lässt.
Dreadbox | Erebus Reissue |
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Oszillatoren | 2 VCO (Saw / Saw, Puls / Dreieck), Sync |
Filter | 2-Pol-LP |
Modulationsquellen | 1 x ADSR, 1 x LFO |
Sequencer / Arp | X |
Patchpunkte | 10 In / 6 Out |
Arturia Minibrute 2 und 2S: Semimodularer Synth mit eigenständigem Sound
Die Minibrute-2-Serie von Arturia ist nach wie vor ein geniales Gesamtpaket, wenn man einen semimodularen Synthesizer sucht, der sich auch ohne externes Equipment steuern lässt. Für eigene Melodien oder Automationen hält der Synth eine (Minibrute 2) bzw. drei (Minibrute 2S) Sequencerspuren bereit.
Ein flexibler Brute-Oszillator mit frei mischbaren Schwingungsformen und Suboszillatoren, dazu noch ein zweiter VCO und ein flexibles Multimodefilter bilden hier die Basis. Hinzu kommen noch Noise, Sync und Ringmodulation. Herausragend sind auch die loopbaren Hüllkurven, die mit den zwei LFOs ein ideales Paket für rhythmische Sounds aller Art bilden.
Zwar ist der eigenwillig aggressive Sound der Mischung aus Brute-Oszillator und Steiner-Parker-Filter nicht jedermanns Sache. Das liegt aber auch daran, dass viele User das VCO-Signal immer zu laut in die Filtersektion schicken. (Deutlich) Weniger ist hier mehr und dann gelingen auch weiche Sounds auf einmal problemlos.
Durch diese klangliche Varianz sind in Verbindung mit der gut ausgestatteten Patch-Matrix aber auch eine Vielzahl an Klängen möglich; von knallharten Bässen und Leads bis hin zu experimentellen Texturen und Drones.
Arturia | Minibrute 2 & 2S |
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Oszillatoren | 2 VCOs, (VCO 1 inkl. FM, Metalizer, PWM und Supersaw), RM, Sync & Noise |
Filter | Steiner-Parker-Multimode-Filter |
Modulationsquellen | 2 LFOs plus VCO2 (LFO-Mode), ADSR, AR-Env mit Loop |
Sequencer / Arp | Arp, 3-Spur-Sequencer (Minibrute 2S) / 1-Spur-Sequencer (Minibrute 2) |
Patchpunkte | 48 (20 In / 28 Out) |
Behringer 2600: Inspiriert vom ARP 2600
Auf den Spuren eines Klassikers der 1970er Jahre wandelt der 2600 von Behringer. Wie seine historische Vorlage von ARP, ist der Behringer 2600 ein semimodularer Synth. Der bedienfreundliche Synth bietet etliche Fader, ganze 83 Patchbuchsen zur kreativen Klangfindung und in der grauen und blauen Spezialeditionen sogar einen echten Federhall.
Insgesamt 3 VCOs mit Sync und RM, sowie Noise können hier von einem Lowpass weiter geformt werden. Dessen Charakteristik lässt sich zwischen Transistor(Moog)-Filter und Arp-Variante umschalten.
Zwar gibt es hier weder Arpeggiator noch Sequencer, dafür aber zahlreiche Modulationsquellen und Funktionsgeneratoren. Auch der Klang weiß zu überzeugen und so ist der Behringer 2600 ein solider Allrounder für professionelle Anwendungen und ambitionierte Einsteiger.
Behringer | 2600 |
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Oszillatoren | 3 VCOs mit Sync und RM, Noise |
Filter | LowPass mit 2 Charakteristiken |
Modulationsquellen | 1 x LFO, VCO2/3 LFO-Mode, 1 x ADSR, 1x AR, S&H |
Sequencer / Arp | X |
Patchpunkte | 83 |
neutral labs Elmyra 2: semimodularer Synthesizer für Drones und mehr
Mit seinem Fokus auf Drones weicht der Neutral Labs Elmyra 2 zwar ein gutes Stück von den anderen Synths dieser Liste ab. Trotzdem ist er hier aufgeführt, denn das außergewöhnliche Konzept mit dem LoFi-Sound ist vielleicht genau das fehlende Teil im Studio.
Beim Elmyra 2 wird der Sound von bis zu vier digitalen Oszillatoren erzeugt, die in unterschiedlichen Modi verschaltet werden können. Gespielt wird der Synth entweder über die vier Touch-Plates auf der Oberfläche oder bis zu vierfach paraphon per CV/Gate.
Für die weitere Klangbearbeitung verfügt Elmyra 2 über vier unterschiedliche Filter, ein Reverb, sowie ein Delay. Ein böse klingender „Ouch-Effekt“ kombiniert Distortion, Waveshaper und Filter. Die Effektreihenfolge kann mit kleinen Steckkarten variiert werden.
Elmyra 2 ist ein großartiger semimodularer Synth mit viel LoFi-Charakter, der sich übrigens auch problemlos in ein Eurorack-Modularsystem einbauen lässt.
Neutral Labs | Elmyra 2 |
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Oszillatoren | 4 digitale Oszillatoren mit flexiblen Modellen |
Filter | 4 analoge Filtermodi |
Modulationsquellen | 2 LFOs, analoge Env pro Stimme |
Sequencer / Arp | 4 Sequencer-Spuren mit bis zu 128 Steps |
Patchpunkte | 41 |
Neutral Labs Elmyra 2 gibt es hier.
intellijel Cascadia: Eigentlich schon ein Modularsystem
Den Abschluss dieser Liste macht der semimodulare Cascadia von intellijel. Abgesehen davon, dass man hier die Module nicht austauschen kann, handelt es sich hierbei fast schon um ein kleines bis mittelgroßes Modularsystem.
Trotz kompakter Größe beherbergt Cascadia etliche Komponenten fürs Sounddesign und vereint dabei Elemente der klassischen subtraktiven Synthese, dazu LPG und Waveshaper und analoge FM (TZFM, exponential und linear). Was mich neben dem beeindruckenden Funktionsumfang aber am meisten überzeugt, ist der durchdachte Workflow.
Die interne Vorverdrahtung ist hier sehr logisch aufgebaut und spart dadurch etliche Patchkabel. So lassen sich selbst bei minimalem Kabeleinsatz extrem komplexe Patches bauen.
Auch Funktionen wie Tap-In für die interne Clock oder Insert-Wege für externe Effekte zeigen, dass sich hier jemand wirklich Gedanken gemacht hat. Intellijel Cascadia ist nicht günstig, aber sein Geld auf jeden Fall wert. Für eine ähnliche Ausstattung müsste man anderswo deutlich drauflegen.
intellijel | Cascadia |
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Oszillatoren | 2 VCOs, RM, Sync, FM, Noise |
Filter | SVF, LPG |
Modulationsquellen | 2 Env (Modi u.a. AHDSR, Loop, etc) |
Sequencer / Arp | 16-Step-Entropic Sequencer |
Patchpunkte | 101 |
Fazit: Die besten semimodularen Synths
In der mittlerweile riesigen Auswahl an guten semimodularen Synths den richtigen Kandidaten für sich zu finden, ist nicht einfach. Wenn es das Budget zulässt, rate ich zum Cascadia, dessen riesiger Funktionsumfang sich durch einen klaren Workflow schnell begreifen lässt. Etliche Möglichkeiten zum Sounddesign versprechen langfristig Spaß auf kompaktem Raum.
Einsteigern empfehle ich entweder den Behringer Crave, oder den Erebus V3 Reissue. Letzterer klingt eigentlich immer gut, selbst in extremen Einstellungen, wodurch sich hier schnell ein Erfolgsfaktor einstellt. Der Behringer Crave ist im Vergleich zwar nicht ganz so ein Sweet-Spot-Synth, bietet aber zum attraktiven Preis einen guten Einsteig ins Thema semimodulare Synthesizer. Damit ist er ideal, um einfach mal zu gucken, ob euch das Strippenziehen überhaupt Spaß macht.