Die besten Minimoog Clones: Hardware Minimoog-Alternativen
Keine Frage: Kaum ein Synthesizer hat so einen legendären Ruf wie der Moog Minimoog (Model D). Auch wenn Moog in den letzten Jahren immer wieder mal Reissues und Nachbauten vorstellte, sind die Gebrauchtmarktpreise utopisch. Wer sich den kultigen Sound trotzdem ins Studio holen möchte, hat heutzutage glücklicherweise viele gute Alternativen. Denn ebenso wie im Software-Universum ist auch bei den Hardwaresynthesizern das Angebot in den letzten Jahren nahezu explodiert. Nachdem wir uns die besten Minimoog-Plugins angesehen haben, geht es in diesem Artikel um die besten Minimoog-Clones aus der Hardware-Welt.
Minimoog-Clones: Das sind die besten Alternativen für den legendären Moog-Sound
Damit ein Synth den legendären Minimoog-Sound liefert, benötigt es eigentlich nicht so viel:
- Ein 24 dB Moog-Ladder-Filter
- Drei Oszillatoren mit den Schwingungsformen Dreieck, Sägezahn auf / ab, sowie Pulswelle in drei verschiedenen Breiten
- Zwei ADSR-Hüllkurven (wobei Release und Decay alternativ aktivierbar sind)
- Noise und Feedback
- Audioeingang
Das ist jetzt sehr vereinfacht dargestellt. Denn neben den trockenen technischen Daten spielen natürlich auch die verwendeten Bauteile, technischen Layouts, sowie das einzigartige Bedienkonzept eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Die folgenden Alternativen bieten nahezu alles, gehen aber hier und da einen etwas anderen Weg.
Studio Electronics SE-3X
Bereits in den 80er Jahren gründete Studio Electronics ihr Konzept darauf, alten Minimoogplatinen in neuen Gehäusen Leben einzuhauchen. Was mit dem sogenannten Midimini begann, hatte etliche weitere Synthesizermodelle zur Folge; ohne aber den Ursprung völlig zu ignorieren.
Jüngster Sprössling ist der Studio Electronics SE-3X (Test), eine Iteration der besonders in den USA beliebten SE-1-Serie. In dem 19″-Rack-Synthesizer ist der Geist des Minimoog noch ganz klar zu spüren. Sowohl Konzept als auch der typisch fette Sound sprechen eine klare Sprache. Preislich liegt er mit knapp 3000 Euro aber auch ganz klar am oberen Ende. Zwar immer noch günstiger als ein Original, aber eben auch nichts für einen Spontankauf.
Im Vergleich zum Original empfinde ich den SE-3X etwas härter im Gesamtsound. Gleichzeitig bietet er aber auch eine deutlich umfangreichere Klangerzeugung mit mehreren Filtermodellen, Pulsbreitenmodulation, etlichen Modulationsquellen und Overdrive-Schaltung. Man könnte auch sagen, der SE-3X ist eine moderne Version des klassischen Minimoog. Wer tiefer einsteigen möchte, dem sei noch der Studio Electronics SE-3X Test ans Herz gelegt.
Oszillatoren | 3 plus Noise |
Filter | 24dB Moog, 12dB SEM, 24 dB Arp, Juno-/Jupiter-Filter |
Modulationsquellen | 4 ADSR-Hüllkurven, 3 LFOs |
Patchbuchsen | – |
Speicherplätze | 8 x 99 Presets |
Besonderheiten | 3-fache Paraphonie, Sync (2/3), Ringmodulator |
Roland SE-02
Falls ihr euch für den Studio Electronics Sound begeistern könnt, aber nicht mal eben 3000 € übrig habt, sei euch direkt ein weiterer Synth ans Herz gelegt: In Kooperation mit Roland schuf Studio Electronics einen vollanalogen Minimoog-Clone, der nicht nur phänomenal klingt, sondern auch mit Speicherplätzen und Delay-Effekt punktet.
Leider hat der SE-02 einen recht durchwachsenen Ruf. Das liegt allerdings weniger am Sound, sondern am etwas zu sadistischen Schrumpffaktor. Ich bin echt nicht kleinlich und auch ein Freund von kompakten Geräten. In diesem Fall kann ich die Kritik aber nachvollziehen: Die Drehregler liegen mitunter schon sehr eng beieinander und die Miniaturausführung hilft nicht gerade dabei, den SE-02 lieb zu gewinnen.
Klanglich ist der SE-02 aber über alle Zweifel erhaben, weswegen ich ihn nicht nur als einen der besten Bass-Synthesizer sehe, sondern generell als einen der am meisten unterschätzten Synths der letzten Dekade. Unbedingt ausprobieren!
Roland | SE-02 |
---|---|
Oszillatoren | 3 plus Noise |
Filter | 24dB Ladder, |
Modulationsquellen | 2 ADSR-Hüllkurven, LFO |
Patchbuchsen | – |
Speicherplätze | 384 Patches, 128 Sequenzen |
Besonderheiten | Delay-Effekt, XMOD, OSC-Sync |
Behringer Model D: Minimoog-Clone zum Budget-Preis
Schnörkellos präsentiert sich der Model D von Behringer. Der günstige Minimoog-Clone war die erste Kopie einer Synthlegende aus dem Hause Behringer. Viele weitere sollten folgen und, soviel kann man festhalten, die meisten klingen richtig gut.
So auch der Model D, der dem Original nicht nur konzeptionell sehr nahe kommt. Auch klanglich weiß der Synthesizer zu überzeugen. Zusätzlich zu USB, MIDI und Audioanschlüssen spendierte Behringer dem Model D eine kleine Auswahl an Patchbuchsen, um ihn komfortabel in modulare Umgebungen zu integrieren.
Verzichten muss man beim Model D dafür auf Speicherplätze oder automatisierbare Regler. Wem das wichtig ist, der muss zum Roland SE-02 oder dem SE-3X greifen. Allen anderen sei der Model D ans Herz gelegt: Denn selbst fürs gelegentliche Moog-Flair ist der Model D bei dem Preis eine klare Empfehlung. Hier geht es übrigens zum Behringer Model D Test.
Oszillatoren | 3 plus Noise |
Filter | 24dB LP, Hochpass |
Modulationsquellen | 2 ASR-Hüllkurven, LFO |
Patchbuchsen | 13 (8 Eingänge, 5 Ausgänge) |
Speicherplätze | – |
Besonderheiten | Zusätzlicher LFO |
Behringer Poly D
Ein paar Nummern größer richtet sich Behringer mit dem Poly D an alle, die nicht auf eine Tastatur verzichten wollen. Der Poly-D ist zwar nicht ganz so kompromisslos am Model D dran. Dafür bekommt man hier einen weiteren Oszillator, Sequencer, Distortion und Chorus on top. Letzterer klingt ok und auch die Distortion-Einheit ist eher eine nette Dreingabe.
Aber das Gesamtpaket stimmt hier total. Richtig satter Moog-Sound, dazu Hardware, die sich überraschend hochwertig anfühlt, sowie die 4-fache Paraphonie sind klare Argumente für den Poly-D.
Verzichten muss man hier auf die Patchbuchsen des kleinen Bruders. Auch Speicherplätze für eigene Sounds fehlen. Das hatte aber auch der originale Minimoog nicht.
Behringer | Poly-D |
---|---|
Oszillatoren | 4 plus Noise |
Filter | 24dB LP, HP |
Modulationsquellen | 2 ASR, 1 LFO |
Patchbuchsen | – |
Speicherplätze | Keine für Patches, 32 Sequenzen |
Besonderheiten | 4-fache Paraphonie, Sequencer, Klappbares Bedienpanel, Chorus & Overdrive |
Moog Grandmother: Nicht direkt ein Minimoog-Clone, aber starker Retro-Sound
Da es sich schlicht nicht richtig anfühlt, eine Sammlung der besten Minimoog-Clones ohne ein Produkt aus dem Hause Moog vorzustellen, kommt hier eine weitere Alternative. Denn einen authentischen Retrosound bringt auch der Moog Grandmother. Zwar orientierte man sich beim Grandmother eher an Komponenten aus dem eigenen Modularsystem. Trotzdem kann man dem Grandmother eine klangliche Nähe zum Minimoog nicht absprechen.
Verzichten muss man hier zwar auf den dritten Oszillator und die zweite ADSR-Hüllkurve. Dafür bekommt man einen separaten LFO, Sequencer und Arpeggiator, sowie einen Federhall. Klanglich fast noch wichtiger ist aber die Möglichkeit, Oszillator zwei zum ersten Oszillator zu synchronisieren. Das ist etwas, das dem originalen Minimoog fehlte und die Klangpalette noch einmal erheblich erweitert.
Wer also authentischen Retro-Moog-Sound sucht, aber nicht ganz exakt an der Minimoog-Struktur hängt, sollte sich unbedingt mal den Grandmother ansehen. Der Synthesizer klingt richtig gut.
Moog | Grandmother |
---|---|
Oszillatoren | 2 plus Noise |
Filter | 24dB Tiefpassfilter, Hochpassfilter |
Modulationsquellen | 1 x LFO, 1 x ADSR-Hüllkurve |
Patchbuchsen | 41 (21 Eingänge, 16 Ausgänge, plus 4-fach Multiple) |
Speicherplätze | 3 Sequenzen, aber keine Patch-Speicher |
Besonderheiten | Federhall, Sequencer & Arpeggiator |
Fazit: Die besten Minimoog Clones
Wer sich den legendären Moog-Sound ins Studio holen möchte, findet glücklicherweise etliche gute Alternativen für alle Budgets. Ob Speicherplätze, maximale Originaltreue oder zusätzliche Features wichtiger sind, liegt am Ende immer auch am Einsatzzweck. Im Studio kann man meistens auf Speicherplätze verzichten, live muss man dafür schnell zwischen unterschiedlichen Settings umschalten.
Klangliches Volumen und Retrosound bieten alle der hier vorgestellten Minimoog-Clones, wenngleich die Fraktion von Studio Electronics (SE-3X und SE-02) insgesamt noch etwas härter und moderner klingt. Demgegenüber stehen die Moog- und Behringer-Varianten, die etwas stärker in die Retrorichtung tendieren. Wir sprechen hier aber über Nuancen. Eine finale Entscheidung sollte daher eher aufgrund von anderen Parametern wie Tastatur, Speicherplätzen, Zusatzfeatures, oder schlicht dem verfügbaren Budget erfolgen.