Behringer Pro-1 Test und Demovideo

Behringer Pro-1 Test

Behringer hat mit Pro-1 einen Nachbau des legendären Sequential Circuits Pro One im Angebot. Das Original konnte durch knallharte Bässe und für seine Zeit vielseitige Modulationsmöglichkeiten überzeugen. Gerade in elektronischen Musikstilen wie Techno, EBM oder (klassischem) Electro erfreute sich der Synthesizer daher ziemlicher Beliebtheit. Im Behringer Pro-1 Test sehen wir uns an, wie gut Behringers Variante des Kultsynths ist. Zuerst gibt es zur Einstimmung aber ein Demo-Video mit dem Analogsynth.

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Behringer Pro-1 vs. SCI Pro One: Verarbeitung im Vergleich zu Original

Vorweg muss man festhalten, dass der originale Pro One nicht besonders gut verarbeitet war. Die Tastatur machte gerne mal Probleme und die Potis und Taster fühlten sich eher wacklig und billig an – zumindest bei meinem Modell. Und das ist etwas, was mich beim Behringer Pro-1 echt überraschte: Die Regler haben einen angenehmen Drehwiderstand, die Taster und CV-Buchsen sitzen ausreichend fest im Gehäuse. Da gibt es – vor allem auch bei dem aufgerufenen Preis von rund 320 € – echt nichts zu beanstanden. Dass man sich bei Behringer gegen eine Tastatur entschieden hat, mag den einen oder anderen Performer ärgern. Ich freue mich über eine Kostenersparnis, weniger Platzbedarf im Studio und die Möglichkeit, den Synth mal eben in den Rucksack zu packen.

Klangerzeugung Behringer Pro-1

Beim Pro-1 hat man sich weitestgehend strikt an die Vorlage gehalten, bis auf drei sinnvolle Ergänzungen: Erstens lässt sich der Pro-1 alternativ über MIDI-In, USB oder CV / Gate ansprechen. Dadurch fühlt er sich in jeder Umgebung zuhause, sei es das kompromisslos analoge Modular-Ensemble, das Hybrid-Studio oder als analoge Ergänzung in einem reinen Computer-Setup. Ach ja: Wer möchte, kann mehrere Pro-1 miteinander verbinden und den Pro-1 polyphon spielen.

Zweitens spendierte Behringer dem Pro-1 eine relativ umfangreich ausgestattete Anschlusssektion. Dadurch lässt sich etwa die LFO-Geschwindigkeit von der Tonhöhe steuern, worüber man sich gerade in vielen Spielarten elektronischer Musik freuen dürfte (Dub-Bässe gehen damit sehr einfach).

Drittens ist es auch möglich, den Pro-1 duophon zu spielen. Das bedeutet, dass man die Tonhöhe beider Oszillatoren unabhängig voneinander per MIDI ansteuern kann, sich beide aber nach wie vor ein Filter teilen. In Kombination mit Sync und FM geht da die Sonne auf. Besonders gut fand ich, dass der interne Sequencer ebenfalls in der Lage ist, zwei Noten gleichzeitig aufzuzeichnen. Hier hat Behringer das Feature echt zu Ende gedacht!

Oszillatoren und Filter

Der Pro-1 bietet zwei Oszillatoren, deren Schwingungsformen sich per Schalter aktivieren und deaktivieren lassen. Zwar kann man die einzelnen Schwingungsformen nicht wie bei anderen Synths (z.B. SH101, Odyssey oder Cat) dazumischen. Aber immerhin muss man sich nicht für eine Variante entscheiden.

Die Sägezähne haben ordentlich Bass und bieten ein knarziges Obertonspektrum. Im Vergleich etwa zu Moog kommen sie noch etwas präziser / schneidender daher, ohne aber zu nasal zu werden, wie es bei Arp häufig der Fall ist. Die Pulswelle ist schön bauchig und die variable Pulsbreitenmodulation ist perfekt für schwebende Leads und Bässe. Die Einstellung kann manuell erfolgen oder über die Modulationsmatrix.

Das Filter ist als 24dB-Tiefpassvariante ausgeführt, die Resonanz lässt sich problemlos in die Selbstoszillation fahren. Dadurch kann man das Filter in Verbindung mit Keytracking (Steuerung der Filterfrequenz über die Tonhöhe) als Sinus-Oszillator einsetzen. Besonders in Kombination mit FM kommen dabei auch interessante Effekt-und Percussion-Sounds heraus. Den Klang des Filters kann man eher mit den Attributen hart, präzise und aggressiv beschreiben, ohne dabei jedoch ins Brutale abzudriften, wie es zum Beispiel beim MS20 oder WASP-Filter der Fall ist. Wer noch mehr brutales Chaos sucht, kann sich mit folgendem Trick behelfen: Einfach das Signal aus dem Kopfhörerausgang in den Ext-In zurückführen und dann mit dem Regler Noise / Ext. In den Grat der Sättigung bestimmen. Übrigens eignet sich der Pro-1 auf diese Weise auch recht gut als Overdrive-Ersatz in Verbindung mit einer 303, was man in diesem Video gut sehen kann.

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Behringer Pro-1 als Overdrive-Effekt

Als letztes Bestandteil der klingenden Elemente sei noch kurz Noise erwähnt, das – was auch sonst – rauscht. Leider war es bei meinem Gerät in der Fabrikeinstellung deutlich leiser kalibriert als der Rest. Auf der Platine soll es dafür aber einen Trim-Regler geben, mit dem man die Lautstärke einfach anpassen kann.

Modulationsmatrix, Hüllkurven und LFOs

Zur Modulation verschiedener Parameter gibt es beim Pro-1 einen LFO, eine Amp-Hüllkurve und eine Filterhüllkurve. Zusätzlich kann man auch den zweiten Oscillator als Modulationsquelle nutzen. Für das Routing der Modulationsquellen befindet sich auf der linken Seite der Oberfläche eine kleine Schaltmatrix. Hierüber lassen sich Filter, VCO-Frequenz sowie Pulsbreite den Quellen zuweisen. Die Intensität wird dabei entweder direkt per Drehregler eingestellt oder dem Modulaltionsrad zugewiesen. So weit so bekannt.

Jetzt gibt es zusätzlich noch die Möglichkeit über die Patch-Punkte im oberen Bereich des Gehäuses andere Modulationsquellen wie Keyboard CV oder Gate abzugreifen. Darüber hinaus kann man an dieser Stelle auch externe Modulationsquellen in die Klangerzeugung einbinden, etwa, wenn man mit dem Verhalten der internen Envelopes nicht ganz zufrieden ist.

Mit dieser Überleitung komme ich nun zum einzigen Kritikpunkt, der mir im Einsatz des Pro-1 auffiel: Die Hüllkurven sind im Gegensatz zum Original digital ausgeführt. Im Alltag wird man davon zwar nicht allzu viel mitbekommen. Störend wird es dann, wenn man im Mikrobereich nuancierte Klangveränderungen machen möchte. Schnell landet man dann bei einem Bass- oder Percussionsound an dem Punkt, bei dem man eigentlich genau zwischen zwei (digitalen) Werten landen möchte. Aufgrund der stufigen Auflösung ist das dann aber nicht möglich. Wie gesagt, im Alltag stört es in der Regel nicht. Wenn es dann aber mal auffällt, nervt es richtig.

Der LFO ist schnell genug, um in den hörbaren Bereich zu schwingen, was in Kombination mit der Frequenzsteuerung via Key CV spannende Ergebnisse bringt. Wie beim Original kann man beim Pro-1 alle Schwingungsformen gleichzeitig anwählen, was sich besonders gut bei Leads oder Effektsounds macht.

Behringer Pro-1 Sequencer programmieren

Im Sequencer-Modus lassen sich zwei Sequenzen mit jeweils bis zu 64 Steps programmieren und speichern. Die Programmierung ist recht einfach gelöst:

  1. Verbindung eines MIDI-Keyboards (falls noch nicht geschehen)
  2. Im Bereich „Sequencer“ den rechten Schalter auf „Record“ stellen
  3. Nun den links daneben liegenden Schalter auf die gewünschte Sequenz stellen, die man programmieren möchte
  4. Noten über die angeschlossene Tastatur einspielen. Hier können auch zwei Noten gleichzeitig eingegeben werden, wenn man den Synthesizer im Duo-Mode betreibt.
  5. Pausen gibt man ein, indem man den Schalter von „Record“ auf „Play“ und wieder zurück auf „Record“ bewegt. Um mehrere Pausen hintereinander hinzuzufügen, wiederholt man diesen Schritt einfach.
  6. Sequence-Schalter auf „off“ stellen und den Schalter „Record“ auf „Play“ bewegen.
  7. Durch erneute Anwahl der eben programmierten Sequenz fängt der Sequencer an zu spielen.
  8. Die Geschwindigkeit der Sequenz wird über den LFO oder External Clock In bestimmt.

Behringer Pro-1 Test: Fazit

Mit dem Pro-1 hat Behringer nicht nur einen gut klingenden Clone in die aktuelle Zeit geholt, sondern unabhängig davon einen ziemlich fetten Synthesizer zu einem attraktiven Preis im Angebot. Die Verarbeitung ist gut, die Möglichkeiten sind vielseitig und der Klang ausgezeichnet. Mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen. Der Pro-1 ist für mich bislang der beste Synthesizer aus dem Portfolio von Behringer und zweifelsfrei eine klare Kaufempfehlung.

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