Theremin kaufen: Die besten Modelle
Wenn ihr bei diesem Artikel gelandet seid, ist die Chance hoch, dass euch eines der faszinierendsten elektronischen Instrumente begegnet ist: das Theremin. Gesteuert durch bloße Handbewegungen in der Luft erzeugt es sphärisch-melancholische Klänge, die vielseitig eingesetzt werden können. Dass ein Theremin aber noch mehr kann, worauf man beim Kauf achten sollte und welches aktuell die besten Theremin-Varianten sind, zeigt euch dieser Artikel.
Was ist ein Theremin und wie funktioniert es?
Doch bevor wir konkret werden, gibt es zuerst etwas Geschichte und Hintergrundinfos. Das Theremin ist ein elektronisches Musikinstrument, das man komplett ohne direkten physischen Kontakt spielt. Es wurde 1920 von Lev Termen erfunden und ist nach ihm benannt.
Ein Theremin besteht neben dem Gehäuse, das die elektronischen Komponenten zur Klangerzeugung enthält, in der Regel aus zwei Antennen: Einer vertikalen Antenne für die Tonhöhe, und einer horizontalen Antenne für die Lautstärke. Bewegt man nun die Hand in die Nähe der Tonhöhen-Antenne, steigt die Tonhöhe je stärker man sich der Antenne nähert. Und je näher man die Hand an die Lautstärke-Antenne bewegt, umso lauter wird der gespielte Ton.
Um die Position der Hand des Künstlers im Raum zu messen nutzt das Theremin die Eigenschaften von elektrischen Feldern. Eine elektronische Schaltung misst kontinuierlich die Kapazität zwischen den Antennen und wandelt diese Änderungen in elektrische Signale um. Diese Signale werden dann verstärkt und an einen Lautsprecher gesendet, der den Ton erzeugt.
Wie einfach ist es, ein Theremin zu spielen?
Was auf den ersten Blick spielerisch aussieht, erfordert in der Praxis sehr viel Übung und Kontrolle, da das Instrument sehr empfindlich auf kleinste Bewegungen der Hand reagiert.
Ein gutes Gespür für Musik und Tonhöhen helfen auf jeden Fall. Denn bei einem Theremin gibt es im Gegensatz zu Klaviertasten oder den Bünden einer Gitarre keine Referenzpunkte für die Tonhöhe. Aber wenn man es richtig beherrscht, kann man damit eine Vielzahl von Klängen erzeugen und sogar ganze Melodien spielen. Manche Modelle besitzen sogar Ausgänge zur Steuerung von anderen Instrumenten, wodurch man zum Beispiel ein Modularsystem oder einen Synthesizer über das Theremin spielen kann.
Theremin kaufen: Worauf sollte man achten?
Je nachdem, was man für einen Anspruch ans eigene Spiel und ans Instrument hat, wird der preisliche Rahmen bestimmt. Professionelle Geräte ermöglichen ein möglichst präzises Spiel, sind leider nicht günstig zu haben. Meine Empfehlung ist auch, ein Theremin vorher einmal vor Ort auszuprobieren. Denn der Zauber verfliegt oft recht schnell, wenn man merkt, wie viel Arbeit und gutes Gehör erforderlich sind, dieses faszinierende Instrument einigermaßen zu beherrschen.
Wer allerdings primär auf den Show-Effekt wert legt, ein paar Effektsounds abfeuern möchte, oder das Theremin hauptsächlich zur ungenauen Steuerung von Klangfarben nutzen möchte, kann auch problemlos auf günstigere Modelle ausweichen.
Falls das Theremin ganz klassisch als Instrument genutzt wird, sollte es eine eigene Klangerzeugung mitbringen. Auch sollte es über zwei Antennen verfügen: eine für die Tonhöhe, eine weitere für die Lautstärke. Ich erwähne das nur, weil es auch sehr günstige Modelle gibt. Diese werden zwar als Theremin verkauft, bringen außer einer Tonhöhensteuerung aber nichts mit und rödeln so die ganze Zeit nervig vor sich her.
Wollt ihr das Theremin auch oder ausschließlich zur Steuerung anderer Geräte wie Synthesizer nutzen, müssen MIDI-Out – oder besser noch CV-Ausgänge vorhanden sein. CV hat hier ganz klar den Vorteil, dass die Steuersignale stufenlos übertragen werden, ihr also keine Wertesprünge habt.
Theremin kaufen: Die besten Modelle
Moog Etherwave
Den Auftakt bei den Empfehlungen macht, wie soll es auch anders sein, Moog mit dem Etherwave Theremin. Denn Moog hat seit Jahrzehnten unterschiedliche Varianten des Instruments im Portfolio. Damit richtet sich das Unternehmen gleichermaßen an ambitionierte Einsteiger und professionelle Musiker.
Nachdem es das Spitzenmodell Moog Claravox Centennial Theremin mittlerweile nur noch gebraucht gibt, ist das Etherwave die professionellste Variante, die man derzeit kaufen kann. Einerseits wurde die Ausstattung beim Etherwave auf die relevanten Parameter reduziert. So stehen hier mit Timbre und Wahl der Schwingungsform zwei Drehregler zur Verfügung, die direkten Zugriff auf den Klangcharakter ermöglichen. Zusätzlich kann man die Sensibilität der Antennen justieren und ans eigene Spiel anpassen.
Andererseits verfügt das Etherwave über die höchste Präzision beim Spielen, weshalb gerade Profis auf diese Variante setzen. Was wohl den meisten Einsteigern nicht auffällt, ist für professionelle Thereminspieler essentiell: Die Interpretation der Bewegung im elektrischen Feld sollte möglichst konstant sein, um Tonhöhen und Lautstärken exakt zu steuern. Hier liefert das Etherwave am besten ab, allerdings fehlen hier auch Hilfsfunktionen wie Quantisierung, die das kleinere Modell „Theremini“ mitbringt.
Oszillator | analog, morphbar zwischen Pulse und Dreieck, Obertongehalt kann mit Timbre verändert werden |
Antennen | Pitch, CV, plus Fußschalteranschluss für Mute |
CV/Gate Out | 2 x CV / 1 x Gate |
MIDI | – |
Geeignet für | Fortgeschrittene und Profis |
Moog Theremini
Und damit kommen wir direkt zur nächsten Empfehlung, ebenfalls von Moog. Das Theremini ist im Gegensatz zum Etherwave digital aufgebaut. Es bietet aber ein paar Funktionen, die vor allem Einsteigern den Erstkontakt mit dem Instrument erleichtern.
Allen voran ist hier die Quantisierungsfunktion zu nennen. Mit dieser werden falsch gespielte Noten automatisch in die richtige Skala gebracht. Statt die Noten also akribisch genau in der Luft zu treffen, reicht es hier, in die Nähe zu kommen. Die Quantisierung schubst daneben liegende Noten also direkt in die richtige Tonhöhe. Das Moog Theremini bringt 22 unterschiedliche Skalen mit, für die man zudem noch den Grundton festlegen kann. Das sollte die meisten Anwendungen abdecken und schnell erste Erfolgserlebnisse liefern.
Zusätzlich bietet das Theremini 32 unterschiedlich klingende Presets und damit ab Werk die größte Klangvielfalt. Mit einer speziellen App hat man darüber hinaus Zugriff auf zahlreiche Parameter und kann die Presets weiter anpassen. Da das Theremini zudem noch ein Stereo-Delay, einen Lautsprecher und andere sinnvolle Funktionen wie USB/MIDI an Bord hat, ist es für mich die perfekte Empfehlung für ambitionierte Einsteiger und Fortgeschrittene.
Oszillator | Digital mit 32 Presets |
Antennen | Tonhöhe und Lautstärke, aber auch für andere Parameter einsetzbar |
CV/Gate-Ausgang | 1 x CV Out |
MIDI | USB / MIDI |
Geeignet für | Einsteiger und Fortgeschrittene |
Doepfer Theremin
Eher für die Frickler-Fraktion ist das Doepfer-Theremin gedacht. Konkret handelt es sich um eine Mindestkonfiguration aus Einzelmodulen, die in ihrer Gesamtheit ein Theremin ergeben. Diese Zusammenstellung erzeugt für sich schon authentisches Feeling und den typischen Sound. Seine Stärken spielt es aber im Verbund mit anderen Synthesizern oder Modularsystemen aus, welche man hierüber direkt ansteuern und erweitern kann.
Es spricht natürlich nichts dagegen, ein größeres Modular-Case zu kaufen und gleich weitere Oszillatoren oder Filter zu ergänzen. Damit steht einem ein deutlich erweiterter Spielraum für Klangexperimente zur Verfügung. Diese Variante ist aber eher fortgeschrittenen Usern empfohlen. Denn neben der ohnehin komplexen Spielweise eines Theremins muss man hier noch Grundwissen in Klangsynthese, Modularsynths und Patching mitbringen, damit man brauchbare Ergebnisse erzielt.
Widara Distant Voices Theremin
Der Vollständigkeit halber sei hier noch das Distant Voices Theremin von Widara genannt. Um es vorweg zu sagen: Wer ernsthafte Ambitionen hat, sollte hierum einen Bogen machen. Denn abgesehen von etwas effektvoller Tonhöhenmodulation bietet dieses Modell nichts, was man für einen gezielten Einsatz benötigt. Vielleicht schafft es ein Bastler, wenigstens die Steuerspannung nach außen zu führen.
Falls ihr aber ein Effektsoundmodul für die Bühne sucht, das mit etwas Handwischen mehr oder weniger atonalen Krach macht, sind die knapp 100 € möglicherweise gut angelegt. Allen anderen sei wärmstens ans Herz gelegt, noch ein paar Sparrunden zu drehen und gleich zum Theremini zu greifen.
Features | |
---|---|
Oszillator | 1 x VCO |
Antennen | 1 x Tonhöhe |
CV/Gate-Ausgang | ❌ |
MIDI | ❌ |
Geeignet für | Pitch-Effekte |
Berühmte Kompositionen und Tracks mit Theremin-Einsatz
Am Ende des Artikels möchte ich noch ein paar Videos mitgeben, in denen intensiv ein Theremin genutzt wurde.
Carolina Eyck – Midnight Theremin
Den Auftakt dieser Empfehlungen macht Midnight Theremin von Carolina Eyck. Der Track ist exemplarisch für ihr Werk, denn die Künstlerin ist eine der besten kontemporären Theremin-Spieler. Kaum jemand beherrscht dieses komplexe Instrument mit so einer Perfektion. Wer sich für das Theremin interessiert, sollte sich auf jeden Fall ihren musikalischen Katalog anhören.
Clara Rockmore – The Swan
Am Ende noch ein historischer Tipp. Clara Rockmore wird zurecht als eine Koryphäe am Theremin bezeichnet. Sie war eine der ersten, die das Theremin einem größeren Publikum näherbrachte und das Instrument in Perfektion beherrschte. Wer sich für das Theremin im klassischen Kontext interessiert, ist hier richtig.
Bildquellen: Moog, Doepfer