Korg microKORG 2 Test: Allrounder für elektronische Musik?
Der microKORG ist einer der am längsten produzierten Synthesizer überhaupt und seit seiner Markteinführung Anfang der 2000er in unzähligen Studios zu sehen. Dabei dürften neben dem kompakten Format auch die einfache Bedienung und Reduzierung aufs Wesentliche maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben. Nach über zwanzig Jahren gibt es nun einen Nachfolger. Und wie gut der ist, erfahrt ihr im Korg Microkorg 2 Test. Doch zuerst gibt es ein Demovideo zur Einstimmung.
Inhaltsverzeichnis
Korg microKORG 2 auf einen Blick
- VA-Synthesizer mit 37 anschlagdynamischen Minitasten
- Bis zu 256 Presets in 4 Bänken
- Step-Arpeggiator und Loop Recorder
- Umfangreiche Effektsektion inklusive Vocoder, Autotuner und Harmonizer
- Perfekt für: Einsteiger und Live-Performer
- Batteriebetrieb möglich
microKORG 2 Test: Erster Eindruck
Rein optisch erinnert der microKORG 2 mit seinen abgerundeten Elementen auf dem Panel an Korg-Modelle der späten 90er und frühen 2000er. Damit steht sein Design in der Tradition der Trinity-Ära, was ich ansprechend finde, was aber letztlich immer Geschmacksache ist.
Trotz des geringen Gewichts vermittelt der Synth einen soliden Eindruck. Ähnlich wie schon beim Vorgänger traue ich dem Synth durchaus zu, auch nach jahrelanger Benutzung unterwegs noch zuverlässig zu arbeiten. Die Potis sitzen fest und bieten einen angenehmen Drehwiderstand, die Taster reagieren zuverlässig mit einem leichten „Klick“.
Tastenvirtuosen werden bei den 37 anschlagdynamischen Minitasten die Nase rümpfen, aber für das schnelle Einspielen von Ideen reicht das Spielgefühl allemal. Das große Farbdisplay in der Mitte des microKORG 2 ist optisch einer der größten Unterschiede zum Vorgänger. Es hilft dabei, alle wesentlichen Informationen auf einen Blick darzustellen, farbliche Codierung und Icons helfen bei der Navigation. Bei Bedarf lassen sich sogar eigene Grafiken hochladen und das Display damit teilweise personalisieren.
Anschlüsse
Auf der Gehäuserückseite finden sich neben zwei 6,3mm Stereoausgängen noch die Kopfhörerbuchse, Pedal-Anschluss, ein Eingang für das mitgelieferte Kondensatormikrofon, sowie ein alternativer Eingang für dynamische Mikrofone und ein Aux-Eingang zum Durchschleifen externer Signale. In den MIDI-Verbund wird der microKORG 2 entweder per 5-Pol MIDI-Duo oder eine USB-C-Buchse integriert.
Preset-Library
Die maximal 256 Presets verteilen sich über vier Bänke mit jeweils acht Kategorien. Ab Werk wurden die ersten drei Bänke bereits mit vorprogrammierten Sounds belegt, die aber ersetzt werden können. Falls ihr die Factory-Presets komplett erhalten wollt, könnt ihr eigene Sounds direkt in der User Bank 4 sichern.
Die Factory-Presets sind okay, dürften aber gerade bei Produzenten elektronischer Musik erstmal keine Freudenschreie verursachen. Dazu ist die Auswahl etwas zu konservativ geraten, was aber bei der Zielgruppe des microKorg verständlich ist. Etwas verstörend hingegen empfand ich die Kategorisierung in Genres, die man über den großen Wahlknopf erreicht. Statt auf Begriffe wie Pop/Rock, Funk/Soul usw. (wie bei einem Entertainer-Keyboard), hätte man hier besser auf Soundkategorien setzen können, etwa Pads, Motions, Bass, Lead usw.
Der microKORG 2 ist bi-timbral, das bedeutet, dass ein Preset beim microKORG 2 aus bis zu zwei Sounds besteht. Per MIDI lassen sich beide Kanäle auch unabhängig ansteuern. Ein Program beherbergt dabei die komplette Soundengine, allerdings . Die Effekte werden allerdings per Send angesteuert und wirken auf beide Bestandteile identisch.
Die Oszillatoren des microKORG 2
Der microKORG 2 bietet pro Sound jeweils drei Oszillatoren plus umfangreich ausgestattetes Rauschen. Pro Oszillator kann entweder aus einem Vorrat an Standardschwingungsformen, 64 „Digital-Waveforms“, oder kurzen Impuls-Samples ausgewählt werden. Letztere sind vor allem dann spannend, wenn man sich gelayerte Sounds oder Percussions zusammenstellen möchte. Bei den Samples sollte man keinen hochwertigen HiFi-Sound erwarten. Stattdessen gibt es schönes Retro-Flair, das besonders dann zur Geltung kommt, wenn man die Samples aus ihrer tonalen Komfortzone herauspitched.
Auch die Standardschwingungen überzeugen, besonders dann, wenn man microtonale Verschiebungen den Klang schweben lassen, oder noch Ringmodulation, Sync oder Phasenmodulation (VPM) aktiviert. Sync und Ringmodulation gehen bem microKORG 2 eher subtil zur Sache, wer es roh will, sollte VPM nutzen.
Filter-Sektion
Anschließend gelangt das Signal in ein variables Multimodefilter. Das resonanzfähige digitale Filter lässt sich fließend durch verschiedene Modi und Flankensteilheiten durch-sweepen. Man startet beim 24dB LP, geht über Bandpass und endet beim 24dB Hochpass.
Drive simuliert das analoge Sättigungsverhalten, klingt aber in der Praxis eher digital. Überhaupt ist das Filter klanglich eher im soliden Bereich, als ein echtes Highlight zu sein. Man kann gut damit arbeiten, aber es gibt mittlerweile einfach überzeugendere digitale Varianten. Das gilt besonders dann, wenn mehr Resonanz ins Spiel kommt.
Hüllkurven und LFOs
Bei den zwei Hüllkurven für AMP und Filter handelt es sich um die klassische ADSR-Ausführung, deren Geschwindigkeit zwar von recht schnell bis langsam reicht, aufgrund des Verlaufs aber nicht zu den punchigsten Vertretern ihrer Art gehören. Beim Preis des microKORG 2 muss man aber auch fair bleiben: Ein Eingriff in die Charakteristik ist in der Regel teureren Synths vorbehalten.
Die beiden LFOs bieten neben den Standardschwingungen noch ein paar nützliche Treppenverläufe und lassen sich zur Clock syncen. Leider liegt die langsamste Frequenz in diesem Modus bei 1/1 Takt. Wer also subtil-langsame Veränderungen seiner Pads oder Bassläufe sucht, muss auf Taktsynchronität verzichten.
Modulationsmatrix des Korg microKORG 2
Um die Klänge expressiv zu spielen und Automationen hinzuzufügen bietet der microKORG 2 eine Modulationsmatrix mit insgesamt sechs Verknüpfungen. Jeder Modulationsslot hat zwei Quellen, die auf ein gemeinsames Ziel geroutet werden können.
Da viele Verknüpfungen bereits voreingestellt sind, können Einsteiger mit einem simplen Klick etwa die Filterhüllkurve oder das Modulationsrad aktivieren. Für die meisten Anwendungen reichen die sechs Slots auch aus. Wer aber tiefgreifendes Sounddesign mit dem microkorg 2 vorhat, stößt hier relativ schnell an die Grenzen.
Gut gelöst ist, dass die einzelnen Modulationsslots wiederum als Modulationsziel zur Verfügung stehen. Dadurch sind auch Metamodulationen möglich, bei der z.B. zwei LFOs das Filter steuern, die Intensität wiederum aber mit dem Modulationsrad und einer weiteren Envelope bestimmt wird.
Loop Recorder und Arpeggiator
Wie schon bei der V1 ist auch der Arpeggiator des microKORG 2 ein (kleines) Highlight. Bis zu zehn Varianten stehen hier bereit, die mit Swing, Gate-Länge und Oktavierungen zwar die meisten Standards abdecken. Spannend wird es aber dann, wenn man mit den acht Programmwahltastern noch die einzelnen Steps aktiviert. So erstellt man mit wenig Aufwand rhythmische Muster. Die frei wählbare Step-Anzahl ermöglicht dabei auch ungerade Werte wie 5 oder 7 Steps.
Komplett neu hinzugekommen ist der Loop-Recorder. Mit diesem entstehen durch Loopen und Overdubbing schnell Backing-Tracks, was bei Live-Performances hilfreich sein kann. Mit den drei dedizierten Transporttastern geht das auch sehr intuitiv vonstatten, wenngleich man auch betonen muss, dass es sich hierbei um einen reinen Audiolooper handelt. Nachträgliches Bearbeiten einzelner Noten oder Hinzufügen von Motion-Recording ist nicht möglich.
Die Effekt-Engine des microKorg 2
Wie man es mittlerweile ovn Korg gewohnt ist, bietet auch der microKorg 2 eine flexibel ausgestattete Effektsektion mit gut klingenden Modulations, – Delay, und Reverb-Algorithmen. Auch ein Kompressor, sowie eine Auswahl an Distortion-Algorithmen sind vorhanden. Im Vergleich mit spezialisierten Studioeffekten sind diese qualitativ zwar nicht gleichauf, reichen aber für die meisten Anwendungs-Szenarien. Bis zu drei Effektslots (Mod, Delay, Reverb) können hinzugeschaltet und können optional für einen oder beide Timbres aktiviert werden.
Für Experimente mit Gesang hält der microKORG 2 ebenfalls ein paar spannende Effekte wie Autotune, Harmonizer und Vocoder bereit. Allesamt gut für Experimente, aber neben einer deutlichen Reduzierung der Polyphonie konnten diese mich auch klanglich nicht komplett überzeugen.
Als Vocoder empfinde ich den microKORG 2 nett, aber im Vergleich zu spezialisierten Units ist mir hier die Sprachverständlichkeit zu gering. Auch muss man beim mitgelieferten Kondensatormikro entweder auf Tuchfühlung gehen, oder sehr laut sprechen, damit das Signal einigermaßen sinnvoll ankommt. Das ist schade, denn durch die frei verschaltbaren Bänder und Formant-Shifting ist definitiv Potential vorhanden. Um das voll auszuschöpfen, sollte man das Analyse-Signal aber vorher entsprechend aufbereiten.
Korg microKORG 2 Alternativen
Korg multi/poly
Wer den Korg-Sound sucht, dabei aber nicht zu viel Platz hat und gleichzeitig deutlich mehr Features wünscht, hat mit dem multi/poly eine großartige Alternative. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser im Preis fällt und in ähnlichen Regionen landet wie der Korg opsix oder Korg modwave. Sobald das passiert, wäre dieser für mich die stärkste Alternative, wenngleich sich Einsteiger hier durch den Funktionsumfang anfangs schwer tun könnten.
ASM Hydrasynth Explorer
Die zweite Alternative ist vor allem dem kompakten Format geschuldet. Auch der Hydrasynth Explorer kommt im platzsparenden Gehäuse. Dabei bietet der Hydrasynth Explorer eine komplexe Soundengine die FM, Wavetable-Synthese und VA umfasst. Den Klang muss man sicherlich möglich, denn die Hydrasynth-Serie will erforscht werden. Ein Sweetspot-Synth ist auch der Explorer nicht, kann aber eine Menge abdecken, wenn man sich auf ihn einlässt.
Fazit: Korg MicroKORG 2 Test
Wie schon der Vorgänger vereint der microKorg 2 eine Menge guter Features auf engem Raum und bleibt dabei erfrischend intuitiv bedienbar. Dadurch eignet er sich hervorragend für kleine Studios, Einsteiger oder Live-Performer, die sich ein Zweitgerät auf die Bühne stellen wollen.
Klanglich liefert der microKorg 2 ab, wenngleich hier noch Luft nach oben ist. So legt der nächstgoße VA-Synth aus dem Hause Korg – der multi/poly – qualitativ noch ein paar Schippen drauf. Soundforscher werden mit dem microKorg 2 auch relativ schnell an die Grenzen stoßen. Dieser Zielgruppe würde ich daher eher den Hydrasynth Explorer ans Herz legen, der einfach mehr von allem bietet.
Unterm Strich hat der microKorg 2 das Zeug, wieder zu einem Topseller für Korg zu werden. Allerdings hat sich in den letzten 20 Jahren einiges getan und es sind etliche gute Alternativen vorhanden.