Techno produzieren für den Club: 7 Fehler, die du vermeiden solltest
Auch wenn elektronische Musik insgesamt viele Experimente zulässt, gibt es beim Techno produzieren einige Regeln, die man beachten sollte. Ansonsten wird aus einer guten Idee nur noch eine Nummer fürs Archiv auf der Festplatte. Besondere Herausforderungen entstehen wenn man vorhat, seine Produktionen auch einmal in den Club zu bringen. Welches die größten Stolpersteine sind, zeige ich in diesem Artikel.
Die Kick drückt nicht im Club
Während du deinen Track zuhause abhörst, klingt alles perfekt: Die Mitten sind definiert, die HiHats klingen schön crisp und die Kick schiebt gut nach vorne. Dann spielst du deinen Track das erste Mal im Club und plötzlich merkst du, wie er förmlich neben den anderen Tracks zusammenbricht. Was ist passiert?
Ein optimierter Raum ist essentiell
Häufig gehen Probleme im Bassbereich auf eine schlechte Hörsituation zurück. Ein nicht optimaler Raum oder unterdimensionierte Studiomonitore führen dazu, dass man den Subbass-Bereich überhaupt nicht wahrnimmt. Hier hilft es nur, in bessere Studiomonitore zu investieren, nachdem (!) man erst einmal den Raum akustisch optimiert hat.
Und das mit der Raumoptimierung meine ich durchaus wörtlich. Ich habe schon etliche Studios gesehen, in denen für tausende Euros das edelste Equipment steht, aber die Speaker quasi vor der nackten Wand – oder schlimmer noch direkt in der unbehandelten Ecke – aufgestellt wurden. Flatterechos, stehende Wellen oder ausgelöschte Frequenzen sind da die Regel.
Der Raum ist super, die Monitore auch – wie bekomme ich die Kick jetzt in den Griff?
Anstatt nun einfach mehr Bass in die Summe zu klatschen, solltest du dir zunächst die wichtigsten Instrumente vornehmen: Kickdrum und Bass. Dabei musst du dich vorher entscheiden, welches der beiden den Subpart mit übernehmen soll. Denn wenn beide Instrumente zu heftige Subs liefern, schlitterst du direkt in das nächste Problem und hast einen undefinierten Bassbereich.
Hast du dich dann für deinen Kandidaten entschieden, kannst du entweder mit geschicktem Layering – etwa mit einem Sinus oder Dreieck eine Oktave unter dem Grundton – zusätzlichen Bass hinzufügen. Behalte auch hier die Lautstärke im Auge, denn gerade beim Subbereich neigt man gerne mal dazu, zu viel des Guten hinzuzufügen.
Oder du nutzt ein spezialisiertes PlugIn, das deinem Signal zusätzlich mehr Tiefenschub verleiht. PlugIns wie BX_Subsynth von Brainworx können eine große Hilfe dabei sein, bergen aber immer auch das Risiko, es zu übertreiben.
Wenn ihr in diesen Bereich noch einmal tief einsteigen wollt: In den Workshops Kick und Bass abmischen für Techno und perfekte Techno-Kicks erstellen gehe ich noch einmal genauer auf diese zwei Themen ein.
Bassbereich ist nicht definiert
Umgekehrt kann es passieren, dass du zu viel Bass in den Track gemischt hast, anstatt zu wenig. Wahrscheinlich sind in diesem Fall entweder die unteren Mittenfrequenzen noch zu undefiniert, oder es findet zu viel im Subbereich statt.
Um dieses Problem zu beheben, solltest du alle deine Tracks durchgehen und analysieren: Wo können sich Störfrequenzen eingeschlichen haben? Besonders bei Mikrofonaufnahmen passiert es gerne mal, dass sich tieffrequente Geräusche einschleichen. Ich empfehle hier einen recht radikalen, aber gut nachvollziehbaren Ansatz.
Ziehe in jede Spur außer in denjenigen, die für den Bass zuständig sind, einen Low-Cut-EQ. Diesen setzt du großzügig bei 150-300 Hz an und arbeitest dich Stück für Stück an den perfekten Sound heran. Ziel ist es, alles radikal wegzuschneiden, was du nicht für deinen Mix benötigst. Sobald dein Mix merklich an Wärme verliert, hast du es übertrieben. In diesem Fall solltest du dir als erstes Instrumente wie Pianos, Vocals oder Gitarren vornehmen und den Cut dort wieder etwas tiefer ansetzen. Bei Pads hilft es oft, den Frequenzbereich bei 250 -350 Hz um 3-6 dB abzusenken. Probier es mal aus und du merkst schnell, wie dein Mix davon profitiert.
Der Mix klingt zu harsch
Wenn man über mehrere Stunden hinweg mischt, sind die Ohren irgendwann ermüdet. Eine Folge davon ist, dass man die Höhen im Mix gerne mal überbetont, weil man aufgrund der Ermüdung dann immer mehr Höhen reinmischt.
Neben ausreichender Erholung für die Ohren in der Mix-Down-Phase ist es wichtig, die Höhen immer im Blick zu behalten. Dadurch vermeidest du, dass der gespielte Track unangenehm zischelt und trotzdem frisch wirkt.
Als schnelles Mittel dagegen bieten sich zwei Möglichkeiten an: Erstens eine sanfte Absenkung der Höhen mit einem Shelf-EQ ab einer Frequenz von 10-12 kHz. Zweitens kann man mit Bandsättigungsemulationen den hohen Frequenzen etwas an Schärfe nehmen. Besser ist es aber, gleich schon im Mix der einzelnen Spuren anzufangen und besonders Instrumente im hohen Frequenzspektrum isoliert zu optimieren. Bei HiHats kann zum Beispiel ein De-Esser wahre Wunder bewirken.
Den Drums fehlt der Groove
Die HiHats nageln starr auf dem 16-tel Raster und die Snare sitzt fest auf der 2 und 4. Zusätzlich hast du auf Percussions komplett verzichtet oder die Congas langweilig im Offbeat positioniert.
Der Mix kann noch so perfekt klingen, aber wenn der Track nicht grooved, wirst du beim Publikum nur wenig Resonanz auslösen. Dabei kann man mit wenigen Tricks einen Beat deutlich spannender gestalten. Einerseits könntest du versuchen, einzelne Elemente per Hand einzuspielen. Je nachdem, wie gut dir das gelingt, musst du im Anschluss noch die Quantisierungsfunktion des Sequencers nutzen. Achte hierbei dann darauf, dass du das Raster nicht auf 100 Prozent stellst. Probier einfach mal geringere Werte oder auch andere Subdivisions. Wenn du etwa eine 16tel Hi-Hat eingespielt hast, versuche es mit einer triolischen Quantisierung (16tel oder 32tel triolisch) und lege das Raster auf 80 Prozent.
Andererseits bieten die meisten DAWs spezielle Groove-Quantisierungen an. Bei Ableton ist das der Groove-Pool, bei Logic kann man unterschiedliche Swing-Varianten auswählen. Es lohnt sich echt, damit immer wieder zu experimentieren. Häufig ist das der Schlüssel zu einem Track, der maximal in die Beine geht.
Wichtig ist hierbei, dass du immer wieder Variationen in den Groove bringst. Die spannendste Synkopierung wird mit der Zeit langweilig, wenn man sie ständig wiederholt.
Die Übergänge sind langweilig
Damit ein Track sowohl im Club als auch beim einfachen Musikhören unterwegs gut funktioniert, sollte das Arrangement gut aufgebaut sein. Ein wesentlicher Bestandteil beim Techno produzieren sind spannende Übergänge.
Nimmt man zum Beispiel einfach einmal kurz die Kick raus um sie dann später parallel mit einem rückwärts abgespielten Becken langsam wieder einzuladen, ist das zwar ganz nett, aber alles andere als originell.Auf der anderen Seite ist es auch nicht ratsam, mit sämtlichen Konventionen zu brechen und in einer smoothen Deep House Nummer den Übergang mit komplexen Breakbeats á la Venetian Snares zu gestalten.
Der Übergang muss zu der Nummer passen. Dabei sollte nach dem Übergang auf jeden Fall eine emotionale Steigerung zum Part vorher passieren. Sei es durch das Austauschen der HiHats mit einer aggressiveren Variante, das Addieren einer zweiten Melodie-Linie oder Percussion-Grooves. Ich empfehle, die hinzukommenden Elemente vorher im Track schon einmal kurz anzureißen. Zum Beispiel, indem von den zwei Takten der Melodie nur zwei Noten angerissen, oder die Percussion-Sounds einzeln versetzt abgefeuert werden. Auf diese Weise kommt nach dem Übergang ein bereits „bekanntes“ Element hinzu, das dann in seiner ganzen Form präsentiert wird.
Nicht laut und leise abgehört
Bevor du den Track im Club spielst, solltest du ihn einmal auf Club-Lautstärke gehört haben. Dafür benötigst du jetzt keine Function One PA-Lautsprecher, die deine Nachbarn zwei Häuser weiter noch aus der Couch fegt. Aber gerade in der Mix-Down-Phase ist es ratsam, die Studiomonitore für einen Augenblick weiter aufzudrehen.
Dabei solltest du auf drei Dinge achten: Erstens, ob die Höhen unangenehm schrill sind. Zweitens, ob tragende Elemente wie Melodie oder Übergänge auch bei hohen Lautstärken noch funktionieren. Drittens, ob nicht auf einmal die Kick verschluckt wird, oder der Bassbereich plötzlich tierisch anfängt zu dröhnen. Um den Bassbereich sinnvoll zu beurteilen, solltest du kurz deine Hörposition verlassen und etwas herumlaufen. Tieffrequente Signale benötigen Distanz, um sich voll zu entfalten. Das sollte man beim Abmischen unbedingt auf dem Schirm haben.
Umgekehrt offenbart einem das Abhören bei geringer Lautstärke, ob einige Instrumente zu dominant im Mix sind. Stell dafür die Lautstärke so ein, dass du wirklich kaum noch etwas von deinem Track hörst. Wenn du Elemente in deinem Track hast, die zu laut sind, stechen sie spätestens jetzt deutlich hervor. Nun kannst du die Instrumente leiser drehen und den Vorgang so oft wiederholen, bis der Mix ausgewogen ist.
Dem Mix fehlt die Tiefe
Wenn alle Instrumente in der Stereomitte und die Spuren nicht über Lautstärke oder Effekte platziert sind, spricht man von einem flachen Mix. Falls ihr euch nicht sicher seid, ob das auf euren Mix zutrifft, helfen euch Werkzeuge zur Visualisierung eures Mix. Das gängigste Werkzeug dafür ist ein Audioanlyzer. Wichtig ist, dass dieser neben einer Darstellung der Frequenzen auch über ein Goniometer (Vector Scope) verfügt. Hiermit wird sichtbar, wieweit die Stereobreite ausgenutzt wurde.
Dabei kann man mit wenig Aufwand dem Mix mehr Tiefe verleihen. Zum einen bietet sich hierfür der Einsatz von Delay und Reverb an, um einzelne Instrumente weiter nach hinten zu positionieren. Stereo-Delays helfen dabei, das Signal breiter im Stereobild zu platzieren. Zum anderen sollte man die Instrumente auch strategisch im Stereopanorama verteilen. Wie das geht, erfährst du im Detail im Artikel Techno abmischen – So verbesserst du die Stereobreite.
Wirklich guter Artikel. Gerade das Thema Abmischen bei unterschiedlichen Lautstärken und den damit verbundenen typischen Fallstricken ist goldwert.
Die Themen Stereo-Breite und „räumliche“ Tiefe verschwimmen ein wenig. Ich lese nun weiter ☺