Die besten FM Synthesizer für elektronische Musik: Hardware-Synths
Seit Jahrzehnten sind FM Synthesizer ein fester Bestandteil in der elektronischen Musik. Mit dem durchschlagenden Erfolg des DX7 folgte eine wahren Flut an unterschiedlichen Modellen in den 80er Jahren, die Mitte der 90er mit dem FS1R den vorläufigen Höhepunkt fand.
Nun erlebt die FM Synthese eine Renaissance und immer mehr Modelle kommen auf den Markt. Darunter finden sich auch spannende Hybrid-Synths, die FM mit anderen Synthesemethoden kombinieren. Dieser Artikel stellt die besten aktuellen FM Synthesizer vor.
Die besten FM Synthesizer
- Twisted Electrons TWISTfm: Mächtiger Hybrid mit Analogfiltern
- Elektron Digitone 2: Die FM Groovebox
- Korg opsix MKII: Der unterschätzte FM Synthesizer
- Twisted Electrons MEGAfm: Perfekt für Old-School Dub Techno
- Waldorf Iridium: Das Soundchamäleon
- Kodamo Essence FM MKII: Das Powerhouse
- Korg Volca FM 2: FM Synthesizer Budget-Empfehlung
- Yamaha Reface DX und MODX+
- Weitere FM Synthesizer, die man erwähnen sollte
- Die besten FM Synthesizer: Fazit
Twisted Electrons TWISTfm: Mächtiger Hybrid mit Analogfiltern
Den Auftakt dieser Liste macht ein relativer Newcomer, der Twisted Electrons TWISTfm. Der achtfach polyphone FM Synthesizer basiert auf einem Retro-FM-Chip, der in den frühen 90er unter anderem in den Soundblaster-Audiointerfaces eingesetzt wurde.
Kombiniert wird dessen Klangerzeugung mit einem hervorragend klingenden, analogen Multimode-Filter, das insgesamt 15 Filtermodi bereithält. Darüber hinaus lässt sich die Filterresonanz alternativ zwischen „liquid“ und einer aggressiveren MS-20-Variante umschalten.
Für ausdruckstarkes Spiel unterstützt der TWISTfm Poly-Aftertouch und MPE, bespielt aber auch ohne diese Controller ein breites Klangspektrum, das von weichen Pads über treibende Dub Chords bis hin zu kräftigen Bässen und Leads reicht.
Twisted Electrons | TWISTfm |
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Operatoren | 4 |
Algorithmen | 7 (fünf bei Layer 1, zwei bei Layer 2) |
Eigene Algorithmen | – |
Filter | Analoges Multimodefilter mit 15 Modi |
Weitere Syntheseformen | – |
Sequencer / Arp | Umfangreicher Sequencer, Arpeggiator |
Besonderheiten | Ribbon Controller, MPE & Poly AT Support |
Elektron Digitone 2: Die FM Groovebox
Mit dem Elektron Digitone schaffte es neben dem MEGAfm ein zweiter 4 OP FM Synthesizer in dieser Liste. Zusätzlich zur FM Klangerzeugung bietet der Digitone allerdings noch einen recht umfangreichen Sequencer, subtraktive Synthese und ein übersichtliches Display.
Hinzu kommen in der aktuellen Version neue Synthese-Algorithmen wie Wavetone, Swarmer, FM Tone, aber auch ein spezieller FM Drum Mode. Daher ist der Digitone 2 eine klare Empfehlung für alle, die eine FM Synthesizer/Groovebox-Kombi suchen. Durch flexibles Waveshaping und Operatoren-Balance wird das klangliche Spektrum noch erweitert. Trotzdem bewegt sich der Digitone 2 im Vergleich zu anderen FM Synths häufig stark im Mittenbereich. Aggressiv harsche Höhen wie man sie von anderen FM Synthesizern kennt, sind hier nicht so schnell möglich.
Der legendäre Elektron-Sequencer bietet euklidische Funktionen, Parameter-Locks und kann pro Track alternativ auch externe MIDI-Geräte ansteuern. Mit der Möglichkeit, externe Geräte durch die interne Effektabteilung zu routen, übernimmt der Digitone 2 auch die Rolle einer Schaltzentrale im DAW-less-Setup.
Elektron | Digitone 2 |
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Operatoren | 4 |
Algorithmen | 8 auf FM Tone Ebene |
Eigene Algorithmen | – |
Filter | 2 digitale Multimode-Filter (inklusive Kammfilter) |
Weitere Syntheseformen | Spezielle Modi für VA, Drumsynthese und Wave-Shaping |
Sequencer / Arp | 16 Track-, 128-Step-Sequencer mit unterschiedlichen Modi, Arp |
Besonderheiten | Vielseitiger Sequencer |
Korg opsix MKII: Der unterschätzte FM Synthesizer
Der opsix MKII von Korg ist ein flexibler 6 Operatoren FM Synthesizer mit angedockter subtraktiver Synthese. Zusätzlich findet sich eine komplexe Oszillatorsektion mit eigenen Filtern und Waveshaping.
Es überrascht nicht, dass der Synth im Korg opsix Test so gut abgeschnitten hat. Hinzu kommt noch eine recht intuitive Bedienung, die den opsix auch für den Live-Einsatz als Synthesizer für Dub Techno prädestiniert.
Der Charakter des opsix reicht von sphärisch weich bis hin zu körnig und metallisch. Im Prinzip liefert der opsix also die komplette Palette an typischen Dub Techno Sounds. Im direkten Vergleich mit dem MEGAfm fehlt ihm manchmal allerdings das letzte Quäntchen an Charakter. Dafür bietet der opsix eine umfangreich ausgestattete Effektsektion, wodurch man sich auf der Bühne ein paar Effekte sparen kann.
Elektron | Digitone 2 |
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Operatoren | 6 |
Algorithmen | 40 Preset-Algorithmen |
Eigene Algorithmen | Komplett frei konfigurierbar |
Filter | Digitales Multimode-Filter |
Weitere Syntheseformen | Subtraktive Synthese und Waveshaping |
Sequencer / Arp | Polyfoner 64 Step-Sequencer, Arpeggiator |
Besonderheiten | DX7-Import |
Twisted Electrons MEGAfm: Perfekt für Old-School Dub Techno
Ebenfalls von Twisted Electrons ist der MEGAfm, den es neu nur noch als MEGAfm MKII gibt. Der 4-Operatoren FM Synthesizer basiert auf einem alten YM2612 (später YM3438) FM-Soundchip von Yamaha. Ursprünglich kam dieser unter anderem in alten SEGA Megadrive Konsolen zum Einsatz. Der MEGAfm ist nicht nur aufgrund seiner direkten Bedienung ein echter Geheimtipp für Dub Techno.
Denn durch seinen charaktervollen Sound mit Nebengeräuschen, bitreduzierten Eigenheiten und Übersteuerungen, erzeugt der MEGAfm perfekt den organischen Vibe der ersten Dub Techno Tracks im Stil von Rhythm and Sound, Maurizio und Basic Channel.
Beim MEGAfm sollte man aber zwei Dinge wissen. Erstens muss man den sehr rohen Sound mögen und Equipment zur Nachbearbeitung einplanen. Zweitens benötigt man trotz des direkten Zugangs Zeit, bis man den Sound des MEGAfm in all seinen Nuancen erfasst hat.
Vor allem die schnelle Übersteuerung, wenn man den Lautstärkeregler über fünzig Prozent zieht, ist für einige Nutzer erstmal ungewohnt. Hat man sich aber erst einmal darauf eingestellt, ist der Twisted Electrons MEGAfm die perfekte Basis für Dub Techno.
Zum MEGAfm Test
Twisted Electrons | MEGAfm |
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Operatoren | 4 |
Algorithmen | 8 |
Eigene Algorithmen | – |
Filter | – |
Weitere Syntheseformen | – |
Sequencer / Arp | Sequencer im SH-Stil, Arpeggiator |
Besonderheiten | Basiert auf dem originalen Soundchip des Sega Mega Drive |
Waldorf Iridium: Das Soundchamäleon
Apropos Flexibilität: Mit dem Iridium kommen wir jetzt zum absoluten Soundchamäleon. Der Iridium bietet eine extrem flexible Soundengine inklusive VA, Granularsynthese, Physical Modelling, Wavetables und sogar FM mit bis zu sechs Operatoren.
Der Grundsound ist typisch für Waldorf, also eher HiFi. Vor allem, wenn man sich mal vor Augen führt, dass der Iridium pro Oszillator (!) einen kompletten Yamaha DX7 Synth mit sechs Operatoren nachbilden kann. Nutzt man den Iridium dann bitimbral, wären das bis zu sechs DX7 gleichzeitig.
Waldorf | Iridium |
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Operatoren | 6 |
Algorithmen | – |
Eigene Algorithmen | Frei definierbar |
Filter | Drei digitale Multimode-Filter |
Weitere Syntheseformen | Wavetable, VA, Granular, Resonator, Kernel |
Sequencer / Arp | |
Besonderheiten | DX7-Import |
Kodamo Essence FM MKII: Das Powerhouse
Der Essence FM MKII richtet sich an alle, die einen FM Synthesizer mit ordentlich polyfoner Reserve suchen. Der 16-fach multitimbrale Essence FM MKII liefert eine maximale Polyphonie von 300 Stimmen. Dadurch ist er in der Lage, komplette Produktionen im Alleingang zu stemmen.
Eine umfangreiche Modulationsmatrix mit Multisegment-Hüllkurven, LFOs und gut klingende Effekte helfen dabei, eigene Klangideen Realität werden zu lassen. Damit das auch bedienbar bleibt, verfügt der Essence FM MKII über ein responsives Touch-Panel. Hierüber lassen sich sich auch eigene Operatoren-Schwingungen einzeichnen oder die Hüllkurven editieren.
Wem das an Sounddesign-Möglichkeiten nicht reicht, kann den Klang noch mit einem Multimode-Filter weiter formen. Der Essence FM MKII ist klanglich zwar extrem flexibel, der Grundsound steht aber insgesamt eher auf der (neutralen) HiFi-Seite. Daher würde ich ihn besonders DAWless- Usern ans Herz legen, die einen kompromisslosen FM Synth suchen.
Kodamo | Essence FM MKII |
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Operatoren | 6 |
Algorithmen | Frei definierbar |
Eigene Algorithmen | Frei definierbar |
Filter | Multimode-Filter |
Weitere Syntheseformen | Subtraktiv, additiv |
Sequencer / Arp | 128 Step Voice Sequencer |
Besonderheiten | 16-fach multitimbral, bis zu 300 Stimmen |
Korg Volca FM 2: FM Synthesizer Budget-Empfehlung
Falls das Budget begrenzt ist, ihr aber dennoch einen vollwertigen FM Synthesizer sucht, solltet ihr euch den VolcaFM 2 ansehen. Zwar ist der Miniatursynth am Gerät echt nicht komfortabel zu editieren. Man kann aber mit der Freeware „Dexed“ am Computer eigene Patches erstellen und auf den Volca FM 2 übertragen. Zudem ist es möglich, hierüber Patches aus der gigantischen DX-7-Library zu nutzen.
Da das Mäuseklavier der Volca-Reihe nicht zum Spielen einlädt, sollte man noch eine externe MIDI-Tastatur mit einplanen. Dann ist der Volca FM 2 ein vollwertiger FM Synthesizer, der vielen Modellen aus den 80ern in Sachen Features nicht nachsteht. Klanglich ist mir der Volca FM2 häufig etwas zu eindimensional und mittenbetont. Mit entsprechender Peripherie wie etwa einem Delay an den Ausgängen kann man diesem Manko aber entgegenwirken.
Korg | Volca FM2 |
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Operatoren | 6 |
Algorithmen | 32 |
Eigene Algorithmen | – |
Filter | – |
Weitere Syntheseformen | – |
Sequencer / Arp | 16 Step-Sequencer, Arpeggiator |
Besonderheiten | Chorus&Reverb, Batteriebetrieb, DX7-kompatibel |
Yamaha Reface DX und MODX+
Klein und portabel kommt der 4-Operatoren-FM-Synth Reface DX daher. Von der Soundengine her vergleichsweise spartanisch ausgestattet, liefert der Reface DX eher HiFi Sound. Daher ist dieser auch meine Empfehlung für alle, denen der körnige Klang eines MEGAfm zu ruppig ist, der des Volca FM 2 zu mittenbetont, und die gleichzeitig eine bezahlbare Lösung für unterwegs suchen.
Yamaha | Reface DX |
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Operatoren | 4 |
Algorithmen | 12 |
Eigene Algorithmen | – |
Filter | – |
Weitere Syntheseformen | – |
Sequencer / Arp | Phrase Looper |
Besonderheiten | 7 Effekte, Batteriebetrieb |
Natürlich liefern auch andere Modelle des Yamaha Portfolios umfangreiche FM-Synthese. Hier sei vor allem die MODX+-Reihe zu nennen. Eigentlich als Workstations konzipiert, beherbergen sie eine mächtige FM Synthese mit 8 Operatoren und 88 Algorithmen.
Hinzu kommen noch umfangreiche Sequencer-Funktionen und eine solide AWM2-Klangerzeugung. Ähnlich wie beim Iridium muss man sich hier erstmal durch die (Un)Tiefen des Geräts arbeiten, wird dann aber mit einer extrem flexiblen Klangerzeugung belohnt.
Weitere FM Synthesizer, die man erwähnen sollte
Die hier vorgestellten Modelle bieten alle eine solide Ausstattung, lassen sich gut bedienen und sind in der Regel auch noch neu gut erhältlich. Trotzdem möchte ich noch auf ein paar Alternativen hinweisen.
Allen voran ist das tolle DIY-Projekt um den Preen FM zu nennen, mittlerweile als Preen FM 2 und Preen FM3 erhältlich. Dahinter verbergen sich gut ausgestattete 6-Operatoren FM Synths, die man relativ gut bedienen kann. Allerdings muss man nach fähigen Lötern Ausschau halten, falls man sich den Zusammenbau nicht selbst zutraut. Mir wurde hier u.a. VanDaal-Electronics empfohlen, mit dem ich aber selbst noch keine Erfahrung gemacht habe.
Weiterhin gibt es von Jomox noch einen semimodularen 4 Operatoren FM Synthesizer für das Modularsystem oder als Desktopvariante. Sobald ich den ausprobiert habe, gibt es hier mehr zu lesen.
Die besten FM Synthesizer: Fazit
Um authentische FM Sounds zu bekommen, muss man heutzutage glücklicherweise nicht mehr viel Geld ausgeben. Zum einen ist da ein gigantisches Angebot auf dem Gebrauchtmarkt. Zum anderen gibt es auch neu etliche gute FM Synthesizer, die sich zudem endlich auch gut bedienen lassen.
Mein persönlicher Favorit ist hier der TWISTfm von Twisted Electrons. Twistfm bildet mit einer gelungenen Synthese aus Retro-FM und analogen Filtern einen exzellent klingenden Synth für elektronische Musik. Klangforscher dürften am ehesten mit dem Korg opsix und Waldorf Iridium glücklich werden. Beide Synthesizer bieten eine Menge Funktionen, die weit über klassische FM-Synthese hinausgehen.