Behringer K-2 MKII: Test und Video

Behringer scheint sich als Ziel gesetzt zu haben, sämtliche Synthesizer-Klassiker der letzten Jahrzehnte nachzubauen. Vorbild des hier vorgestellten K-2 II ist der MS 20 von Korg. Oder besser gesagt die MS20s, da im K-2 und dem K-2 MKII sowohl das aggressivere Filter der ersten Version als auch das knarzige Filter des jüngeren MS-20 Einzug fanden. Sehen wir uns im Behringer K-2 Test an, wie gut Behringer der Nachbau des MS 20 gelungen ist.
Als Fan des aggressiven Sounds des Korg MS-20 war ich sehr gespannt darauf, wie nah Behringer dem Original gekommen ist. Über die Jahre hinweg liefen mir drei Originale über den Weg, zwei mit dem alten 35er Filter, einer mit der aktuelleren Version. Letzterer dient aber nur als grobe Vorlage, denn das Teil fristete vorher jahrelang ein tristes Dasein: als Dekoration einer Animationsband in einem Urlaubsressort. Entsprechend heruntergerockt war der gute…
Das jüngste MS-20-Erlebnis bescherte mir dann Korg selbst mit der miniaturisierten Auflage, dem MS-20 mini. Die Vergleiche habe ich aus meiner Erinnerung gemacht, direkt nebeneinander standen die Synthesizer nicht. Allerdings habe ich mir eine Testroutine zugelegt, die ich bei jedem MS-20 (Clone) einmal durchgehe.
Behringer K2 vs K2 MKII
Behringer hat mit dem K2 MKII seinen guten MS20-Clone überarbeitet und neue Funktionen wie Filter-FM, PWM, Sync und 1V/Oct hinzugefügt. Letzteres erleichtert auch die Integration in Eurorack-Systeme. Das ist ein interessantes Upgrade, da die zusätzlichen Sounddesign-Features die Flexibilität des K2 MKII (und theoretisch auch des MS20) erheblich erweitern – und sie klingen großartig!
Gleichzeitig wurde der Straßenpreis auf 190 € gesenkt, sodass es kaum einen Grund gibt, ihn nicht auszuprobieren. In Bezug auf die Klangtreue zum Original vermisse ich jedoch immer noch diese ultimative Rauheit (Growl) in der Filtersektion, insbesondere wenn man hohe Resonanzwerte auf beiden Filtern mit Ringmodulation kombiniert.
Für mich ist der K2 (und MKII) trotzdem der zweitbeste klingende Clone nach der Korg MS20 FS Reissue – und sogar besser als Korgs MS20 Mini in dieser Hinsicht. Dennoch ist es ein großartig klingender Synth mit viel Charakter.
Einige Leute werden sich wahrscheinlich nicht allzu sehr an der fehlenden Filter-Rauheit stören, aber genau das ist für mich ein essenzieller Bestandteil des MS20-Sounds. Ich bin in dieser Hinsicht extrem wählerisch – also ignoriert mein Gerede ruhig.
Behringer K-2 und K-2 MKII Test: Worauf ich bei der Authentizität Wert lege
Beim ersten Kontakt ziehe ich gerne bei beiden Filtern Resonanz weit auf, LP Cutoff ist bei 30-40 % Regelweg geschlossen, während der HP-Cutoff bei 20-25 % liegt. Hier unterscheidet sich die Behringer K2 Version übrigens von der des Nachfolgers K-2 MKII: Nach einiger Zeit (ca. 25-45 Minuten) verliert die Resonanz einfach an Intensität. In der Praxis bedeutet das nicht nur, dass von dem herrlich aggressiven Grundsound nur ein sanftmütiges Schnurren bleibt. Es bedeutet auch, dass man Live-Sets nicht entsprechend vorbereiten kann. Denn wenn die Resonanz erst einmal weg ist, muss sich der K2 MKII erst einmal komplett abkühlen, um sie wieder zu hören.
Davon war offensichtlich leider nicht nur meine Unit betroffen, sondern auch einige andere, wie ich in diversen Reaktionen mitbekommen habe. Seitens Behringer hat man, soweit ich weiß, nicht darauf reagiert. Und so empfehle ich euch, diese Testroutine selbst einmal durchzuziehen und gegebenenfalls die Unit umzutauschen. Aber zurück zum Test.
Als Oszillator/Klangquelle verwende ich abwechselnd Saw, Pulse und vor allem den Ringmodulator. Dadurch hole ich aus dem Synth extremere Sounds. Indem man nun langsam durch das LP-Filter sweept, merkt man sehr schnell, wie nahe ein Clone dem rohen Charakter des Originals (35er Filter) kommt. Im Video sieht man das ca. ab Minute 2:51 und später noch einmal ab 8:11 bis 9:15.
Der originale MS-20 quittiert diese Einstellungen mit einem mittig-rohem Grundsound, der auch im Bass noch ordentlich Schub erzeugt. Ein Sound, der sich hervorragend für härtere Industrial- und Technoklänge eignet. Um es kurz zu fassen: Behringers K-2 hat hier klanglich noch Luft nach oben und ist bei diesen Einstellungen vergleichsweise zu zahm. Allerdings konnte mich auch der MS-20 mini von Korg bei dieser Routine klanglich nicht überzeugen. Und im direkten Vergleich schneidet der K-2 dann sogar besser ab, als die Replik von Korg.
Die anderen Bereiche des K-2 konnten mich hingegen überzeugen: Die Oszillatoren klingen schön knarzig, die Hüllkurven haben dieses gummiartige, was ich beim Original schon so mochte. Die Wahlmöglichkeit zwischen zwei Filtermodellen ist ein willkommenes Add-On.

Wie gut ist der Behringer K2 MKII verarbeitet?
Die Verarbeitung lässt nichts zu wünschen übrig – schon gar nicht für den aufgerufenen Preis. Die Potis sitzen angenehm fest und erzeugen ausreichend Widerstand beim Drehen, das Patchfeld wirkt auf mich solide. Gut für Eurorack-User: Man kann den K-2 MKII komplett aus dem Gehäuse nehmen und ihn in ein größeres System einbauen.
Eine Sache hätte ich mir in dem Kontext aber dennoch gewünscht: Der MS-20 nutzt für die Steuerung der Oszillatoren ein anderes Spannungsformat. Statt der mittlerweile üblichen 1V/Oct setzte Korg seinerzeit auf Hz/Volt. Zwar macht man durch falsches Patchen hier nichts kaputt. Die Tonhöhe ist im Verbund mit anderen 1V/Oct-Modulen dann aber nicht korrekt. Hier hätte ich mir etwas weniger Purismus gewünscht oder zumindest eine Wahlmöglichkeit per Jumper auf der Platine oder Kippschalter.
Behringer K2 MKII Test: Fazit
Behringer K-2 MKII ist immer noch kein vollwertiger MS-20. Sollte das Problem der abfallenden Resonanz nur eine kleine Charge betreffen wäre er derzeit der Clone, der dem Originalsound des MS-20 am nächsten kommt. Und das zu einem Bruchteil des (Gebraucht-)Preis.
Puristen mag das nicht ausreichen. Aber selbst wenn man bei Behringer den Klang nicht zu 100 Prozent getroffen hat, ist der K-2 MKII für sich stehend immer noch ein toller Synthesizer mit viel Charakter. Für die aufgerufenen knapp 200 € also eine klare Kaufempfehlung, wenn man den Sound mag.