Behringer MS-5 Test: monofoner Analogsynth im Stil des SH-5

Behringer MS-5 Test

Im schicken Grau soll der Behringer MS-5 ganz in der Tradition des legendären Roland SH-5 stehen. Eine analoge Klangerzeugung mit Multimode-Filtern und flexiblen Routing-Möglichkeiten lesen sich zumindest auf dem Papier gut. Ob sich der Synth auch für zeitgenössische elektronische Musik lohnt, erfahrt ihr im Behringer MS-5 Test. Doch zuerst gibt es ein Demovideo zur Einstimmung.

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  • Behringer MS-5
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Behringer MS-5 mit aufgestelltem Bedienpanel
Behringer MS-5 mit aufgestelltem Bedienpanel

Auf einen Blick: der Behringer MS-5

  • Monofoner Analogsynth im Stil des Roland SH-5
  • Zwei Oszillatoren mit Sync, Noise und Ringmodulator
  • Multimode-Filter plus zusätzliches Bandpassfilter
  • Mischersektion mit flexiblem Routing
  • 37 anschlagdynamische Tasten
  • Perfekt für: Leads, Bässe, experimentelle Sounds

Behringer MS-5 Test

Angelehnt an den Roland SH-5 bietet der Behringer MS-5 einen Sweetspot-Sound mit umfangreichen Möglichkeiten zum Sounddesign. Dazu zählen zwei analoge VCOs mit Sync und Ringmodulation, Rauschen (weiß/rosa), 2 LFOs mit unterschiedlichen Wellenformen, sowie S&H. Richtig spannend wird es dann in der Filterabteilung, wo ein Multimodefilter mit Resonanz auf ein zusätzliches Bandpassfilter, ebenfalls mit Resonanz, trifft.

Behringer MS-5 hat den Roland SH-5 als Vorbild
Behringer MS-5 hat den Roland SH-5 als Vorbild

Erster Eindruck

Beim Auspacken fällt als erstes das Gewicht des MS-5 auf. Wie bereits andere Synthesizer dieser Serie, etwa der MonoPoly oder der Poly D, bringt auch der MS-5 rund 10 kg auf die Waage und gehört damit wahrscheinlich nicht zu den Synths, die man mal eben mitnimmt. Insgesamt 71 Bedienelemente ermöglichen einen direkten Zugriff auf alle relevanten Parameter.

Wer es sich zutraut, kann auf der Rückseite des klappbaren Panels noch zahlreiche Feinjustierungen per Trim-Potis vornehmen. Das empfehle ich nur versierten Usern, weil man hier schnell kaputt optimieren kann. Aber grundsätzlich ist es gut, dass man bei Behringer diese Möglichkeit geschaffen hat.

Trim-Potis im Panel
Feinjustierungen sind per Trim-Potis auf der Rückseite möglich

Die Verarbeitungsqualität geht in Ordnung, war aber bei Behringer schon einmal besser. Möglicherweise hatte ich auch eine Montags-Unit erwischt, aber der Pitchbender funktionierte nicht zuverlässig und auch die Oktavumschalter bei den Oszillatoren reagierten erst, als eine Note neu angeschlagen wurde. Auch die Tastatur fühlte sich etwas labbrig an – insgesamt nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Trotzdem: Für einen Straßenpreis von knapp 500 € kann man nicht meckern.

Anschlüsse

Auf der Rückseite wartet eine erfreulich flexible Auswahl an Anschlüssen. Die Standards wie MIDI Trio, USB MIDI, Kopförer- und Line-Out, sind hier natürlich vorhanden. Darüber hinaus finden sich aber auch CV/Gate-Schnittstellen in beide Richtungen, ein Audioeingang, sowie vier weitere 6,3 mm Klinkeneingänge für Expression-Pedale.

Behringer MS-5 Anschluesse
Behringer MS-5 Anschlüsse

Oszillatoren

Die zwei Oszillatoren des MS-5 bieten jeweils Dreieck, abfallender Sägezahn, Rechteck und Pulse mit variabler Pulsbreite. Die Oktavlagen reichen jeweils von 32′ bis hin zu 2′, bei Bedarf entkoppelt ein Kippschalter den zweiten Oszillator vom Keyboard-Tracking.

Im Detail unterscheiden sich die beiden Oszillatoren in der Wahl der Modulationsquellen für Pitch und PWM. Während sich die Pulsbreite beim ersten Oszillator etwa entweder durch den LFO (Puls / Dreieck) oder manuell bestimmen lässt, erfolgt die PWM des zweiten Oszillators über die ADSR-Hüllkurve oder manuell. Das ist ein guter Kompromiss, der in der Praxis genügend Flexibilität ermöglicht.

Behringer MS-5

Die Oszillatoren klingen kraftvoll und auch die Rechteckschwingung liefert denn herrlich bauchigen Plastiksound, den man von vielen Rolandgeräten kennt. Wem das nicht reicht, kann darüber hinaus die Schwingungen mit Ringmodulation und Sync (hard und soft) weiter verbiegen. Gut gelöst ist, dass man beim Ringmodulator auch externe Signale einspeisen, oder die LFOs statt des zweiten Oszillators reinrouten kann.

Abschließend erhält man mit Rauschen (weiß/rosa) noch eine Signalquelle für geräuschhaftes oder Schmutz. Gerade in Verbindung mit den zwei Filtern hilft das zusätzliche Rauschen bei der Erstellung von Vokal-artigen Effektsounds.

Die Mixersektion: Ein echtes Highlight im Behringer MS-5

In der üppig ausgestatteten Mixersektion nimmt man schließlich das Filterrouting für die einzelnen Signalquellen vor. Und diese ist ein echtes Highlight. Denn im Mixer hat man nicht nur Zugriff auf die Lautstärke aller Klangbausteine, man kann zudem noch jedes Signalelement entweder nur einem der beiden Filter zuweisen, parallel in beide Filter, oder ganz am Filter vorbei routen.

Freies Routing der MS-5-Mixersektion
Freies Routing der MS-5-Mixersektion

Mittlerweile bieten immer mehr Hersteller dieses Feature an und ich würde mir sehr wünschen, dass es ein zukünftiger Standard wird. Denn auf diese Weise eröffnen sich noch einmal ganz andere Möglichkeiten fürs Sounddesign, indem man bis zu drei unterschiedliche Sounds kombinieren kann.

Der Behringer MS-5 bietet zwei unabhängige Filter

Weiter geht es ins Filter, oder besser gesagt, in eines der Filter. Denn der Behringer MS-5 kommt mit zwei unabhängigen Filtern, von denen eines eine vollwertige Multimode-Variante mit Lowpass, Bandpass und Hochpass ist. Dieses ist in allen drei Varianten zur Selbstoszillation fähig, der Tiefpass arbeitet mit 24dB, das Hochpass kommt als 1-Pol-Variante mit 6dB Flankensteilheit.

Gerade das Tiefpassfilter packt ordentlich zu, der klangliche Gesamteindruck verliert aber durch die etwas zu trägen Hüllkurven etwas an Punch. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, denn generell ist der MS-5 eher ein Sweetspot-Synth, der nie so richtig aggressiv oder zackig wird.

Das zweite Filter ist ein resonanzfähiger Bandpass, allerdings im Gegensatz zum Multimode-Filter ohne Möglichkeit, die Frequenz per Hüllkurve oder LFO zu automatisieren.

Behringer MS-5 Bandpassfilter
Das Bandpassfilter im Behringer MS-5 ist gut vor vokalartige Sounds

Dennoch ist es eine willkommene Ergänzung, die bei höheren Resonanzwerten die Welt für vokale Effektklänge und Bandpass-Leads eröffnet. Spannend ist auch der parallele Einsatz beider Filter, bei denen man die Oszillatoren und Rauschen in unterschiedliche Filter routet.

Behringer MS-5 Modulationsmöglichkeiten

Zur automatischen Klangmanipulation finden sich im MS-5 zwei LFOs, eine S&H-Einheit, sowie zwei Hüllkurven. Die Zuweisung der Modulationsquellen erfolgt immer in der jeweiligen Sektion der Klangerzeugung und ist fest vorgegeben. Das klingt auf den ersten Moment vielleicht etwas einschränkend, ist aber so flexibel gelöst, dass es die meisten Standardanwendungen locker abdeckt. Metamodulationen oder andere komplexe Routings sind zwar nicht möglich. Das hätte ich aber von einem Synth auch nicht erwartet, der sich von einem Gerät aus den 70er-Jahren inspiriert zeigt.

LFOs

Die beiden LFOs unterscheiden sich komplett voneinander. Handelt es sich beim ersten um eine Sägezahn- / Ramp-Variante, kann man beim zweiten LFO zwischen Dreieck, Puls und Sinus wählen. LFO 2 verfügt darüber hinaus noch über eine Verzögerungsstufe.

Die Frequenz der LFOs reicht von ultralangsamen 0,1 Hz bis 20 Hz und damit ganz leicht in den hörbaren Bereich. Schade ist, dass sie bei jedem Tastenanschlag neu getriggert werden. Das mag Vorteile haben, wenn man die LFOs als zusätzliche Minimalhüllkurve nutzen will. Spätestens aber, wenn man subtile, langsame Modulationen auf einen Arpeggio-Sound legen will, stößt man schaltungsbedingt an die Grenzen des MS-5. Hier hätte ich mir einen Kippschalter gewünscht, mit dem man schnell den LFO-Reset von der Tastatur entkoppeln kann.

S&H

Ausgestattet mit eigener Clock (LFO) und Lag, ist die S&H-Einheit des MS-5 in der Lage, sowohl die Tonhöhe des ersten VCOs als auch die Filterfrequenz zu modulieren. Zusätzlich kann man die S&H-eigene Clock zum Triggern der Hüllkurve verwenden. Als Sampling-Quelle kann man zwischen Noise (für Zufallsspannungen) und den beiden LFOs frei wählen.

Hüllkurven

Der Behringer MS-5 bietet zwei Hüllkurven, einmal als klassische ADSR- und einmal als AR-Variante ausgeführt. Zwar sind die Hüllkurven des MS-5 nicht von der schnellsten Sorte – das gilt vor allem für die AR-Variante. Trotzdem ist der MS-5 in der Lage, kräftige Bässe und Leads zu erzeugen. Wer es klickend möchte, muss sich jedoch woanders umsehen oder mit einem Kompromiss leben.

Behringer MS-5 Huellkurven
Die Hüllkurven reagieren etwas träge

Beide Hüllkurven lassen sich auf verschiedene Weisen retriggern, unter anderem auch über die LFOs. Damit lassen sie sich schnell zu einem LFO mit alternativer Schwingungsform umfunktionieren. In dieser Betriebsart kann man mit der ADSR-Hüllkurve bei kurz eingestellter A/D-Zeit durchaus auch Klickendes erzeugen.

Behringer MS-5 Test: Fazit

Der Behringer MS-5 ist ein vielseitiger Synth mit sehr rundem Klang und tollem Bassfundament. Gerade die Kombination der zwei Filter ist spannend für vocal-artige Psytrance-Sounds. Das freie Filterrouting ist ein weiterer Pluspunkt. Falls man auf der Suche nach extremeren Experimentalsounds ist, sollte man sich aber woanders umsehen.

Und noch etwas am Ende: Die hier verwendete Unit hatte ein Problem mit der Umschaltung der Oktavlage der VCOs. Hin und wieder kam es vor, dass die Klangänderung erst bei einem neuen Notenanschlag erfolgte. Nicht dramatisch, aber auch nicht optimal. Möglicherweise kann man das via Software-Update beheben.

Behringer MS-5 Synthesizer
Sound 7
Features 8
Bedienung 9
Preis/Leistung 7
PROS
  • Flexible Routing-Möglichkeiten
  • Zwei gut klingende Filter
  • Vielseitige Möglichkeiten fürs Sounddesign
CONS
  • Träge Hüllkurven
  • Re-Trigger der LFOs nicht abstellbar

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