Behringer WASP Deluxe Presets: Tutorial
Mit dem Wasp Deluxe hat Behringer einen charaktervollen und günstigen Synth im Angebot, der immer noch ein Geheimtipp sein dürfte. Zu Unrecht, denn das kleine Desktopgerät verfügt über einen interessanten Vintagesound irgendwo zwischen Korg MS20 und Polivoks. Trotz seines eingeschränkten Frequenzumfangs ist er in der Lage, spannende Sounds für elektronische Musik zu erzeugen. Ein paar davon zeigt dieses Wasp Deluxe Presets Tutorial.
Als Basis deses Workshops dient das Demovideo zum Wasp, aus dem ich meine Favoriten hier vorstelle. Mit Klick auf die Videos gelangst du direkt zu den Presets, der anschließende Screenshot zeigt die Einstellungen. Durch den Kamerawinkel sind manche Settings nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Hier versuche ich, die Infos in der Beschreibung nachzuliefern.
Wasp Deluxe Preset: Boarder Lead 1
Wesentliches Element des von Boards of Canada inspirierten Presets ist einerseits die Modulation des Filters durch den LFO, sowie andererseits der zweite Oszillator. Zunächst ist dieser 7 Halbtöne über dem ersten Oszillator gestimmt. Im Verlauf des Videos wird dessen Frequenz um 12 Halbtöne erhöht (eine Oktave).
Später erzeugen wir eine Varianz der Filtermodulation, indem wir zwischen den einzelnen Schwingungsformen des LFOs durchschalten. Bei einer knappen Minute nehmen wir noch die Tonhöhenmodulation durch den LFO (Pitch Mod) hinzu, wodurch der Sound anfängt zu leiern.
Boarder Lead 2
Hierbei handelt es sich um einen weiteren Lead im BOC-Stil. Eine leichte Pitchmodulation sorgt hier wieder für den Leier-Effekt, dessen wahrgenommene Intensität noch durch eine stärkere Filtermodulation unterstützt wird.
Beide Oszillatoren sind hier auf der Stellung „ENH“, was einer subtilen Pulsbreitenmodulation entspricht, auf die man leider keinen weiteren Einfluss hat. Trotzdem bringen sie noch einmal Schwebungen mit in den Sound, die für den Vintagecharakter dieses Patch essentiell sind.
Gritty Arp
Gritty Arp ist ein schmutzig klingender Staccato-Lead-Sound bei dem wieder die PseudoPWM der Oszillatoren die Basis bildet. Ebenso wichtig ist hier aber auch eine gesunde Prise Resonanz, die bei für den leicht instabilen Sound sorgt.
Später variieren wir das Patch noch, indem wir mit Attack- und Decayphase der Filterhüllkurve spielen. Bei gehaltenen Noten kommt schließlich der Hüllkurven-Repeat zum Tragen, der die Filterhüllkurve abhängig von A/D loopt.
Rubber Lead
Eine nicht ganz so gelungenen TB-303-Emulation stellt „Rubber Lead“ dar. Für Acid-Sound mit interessanter Geschmacksnote kann dieses Preset aber durchaus herhalten.
Bei diesem Patch sind vor allem drei Dinge wesentlich:
1. Oszillator 1 liefert den Sägezahn, Oszillator 2 nutzt Pseudo-PWM,
2. Oszillator 2 Pitch liegt 5 (oder 7) Halbtöne über dem Grundton von Osc 2
3. die Variationen, die wir durch das Umschalten der Filtercharakteristik und Erhöhen der Resonanz erhalten.
Wasp Deluxe Preset: Nitzer Bass
Nitzer Bass ist eine Remineszenz an EBM-Tracks der ersten Tage. Ausgangsbasis sind hier zwei Sägezahne, die durch Detuning des zweiten Oszillators für die starke Schwebung im Sound sorgen.
Beim Tiefpass-Filter wird auf Resonanz verzichtet, etwas Modulation des Filters durch LFO und Hüllkurve bringt zusätzlich Bewegung in den Sound.
Dirty Lead
Dirty Lead ist in tiefen Lagen ein herrlich knurriger Basssound, der durch leichte Anhebung der Resonanz zusätzlich an Fundament gewinnt. Attack auf 11-Uhr sorgt für eine leichte Anhebung der Filterfrequenz, die nach einer kurzen Decayphase auf einen niedrigen Wert zurückfällt.
Parallel wird die Filterfrequenz noch durch den LFO moduliert. Interessante Variationen ergeben sich bei diesem Sound einerseits durch Wechsel der LFO-und Oszillator-Wellenformen.
WASP Lead
Der schmutzige Charakter des Wasp Lead entsteht maßgeblich durch die hohe Resonanz. Denn das WASP-Filter neigt in dieser Stellung zu einem leicht chaotischen Verhalten, was sich unter anderem in Sättigung äußert. Zwar wird der WASP Deluxe dabei nicht so extrem wie es etwa beim WASP-Filtermodul von Doepfer der Fall ist. Trotzdem ist diese Eigenschaft ein entscheidender Baustein des besonderen Klangs dieses Synths.
Beim Wasp Lead findet eine Modulation des Filters sowohl durch den LFO als auch durch die Filterhüllkurve statt. Letztere sorgt mit ihrer langen Attackphase für den konstanten Aufbau des Sounds, während der fallende Sägezahn des LFOs den pulsierenden Rhythmus liefert.
Ducks in the Pond Lead
Dieser Lead eignet sich hervorragend, um die verschiedenen Filtermodi kennenzulernen. Durch die Modulation des Filters mit LFO und Envelope, sowie einer guten Dosis Resonanz entstehen hier leicht vokale Elemente.
Tragende Elemente dieses Patches sind daher sowohl Filtersetting als auch die Werte der Modulationsquellen. Bei den Schwingungsformen des Oszillators kann man ruhig experimentieren, auch wenn die Defaulteinstellung für dieses Patch ein Sägezahn ist.
Wasp Deluxe Preset: 7th Father
Inspiriert von einem bekannten Clubtrack setzt dieser Basssound auf den Einsatz beider Oszillatoren, die im Abstand von 7 (bzw. 19) Halbtönen gegeneinander verstimmt werden. Dadurch entsteht der Chordsound, der für dieses Patch so wichtig ist.
Zweites Kernelement ist hier die deutlich wahrnembare Modulation des Tiefpassfilters durch einen relativ schnell schwingenden Sinus-LFO. Resonanz wird für dieses Sound nicht benötigt, auch die Filterhüllkurve hat hier lediglich eine flankierende Funktion.
Melodic Pad
Am Ende kommt noch ein warmer Pad Sound, eine Disziplin, die dem Wasp Deluxe auch recht gut liegt – wenn man sich auf duofone Chordsounds beschränken kann und auch vor der Nutzung von Reverb nicht zurückschreckt. Eine interessante Variation in den Obertönen entsteht hier in der Kombination aus Sägezahn im ersten und PWM im zweiten Oszillator.
Ein leichtes Attack in der relativ subtil wirkenden Filterhüllkurve, dazu noch ein leichter Sinus-LFO auf das Filter geroutet und Rauschen nach Belieben addiert ergibt ein herrlich melancholisches Patch.