Die besten USB MIDI Interfaces für elektronische Musik
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Die meisten älteren Klangerzeuger wie Synthesizer oder Drum Machines setzen zur Datenkommunikation mit der DAW auf traditionelle 5-Pin-MIDI-Ports. Um diese in ein aktuelles Setup zu integrieren, benötigt man ein spezielles MIDI-Interface. Hierüber werden Noten-Informationen gesendet, MIDI-Clock-Befehle weitergegeben oder Klangdaten übertragen. Worauf man beim Kauf eines USB MIDI Interface achten sollte und welche MIDI-Interfaces empfehlenswert sind, sehen wir uns in diesem Artikel an.
Worauf sollte man bei einem MIDI Interface achten?
Primärer Einsatzzweck eines MIDI-Interface ist es, eine MIDI-Datenverbindung zwischen einer DAW und externen Klangerzeugern herzustellen. Insofern ist es wichtig, dass ausreichend DIN-5-MIDI-Ports zur Verfügung stehen. Das sind die runden Anschlüsse, von denen es meistens sowohl Ein-als auch Ausgänge am Synthesizer gibt.
Mittlerweile bieten viele Hardware-Geräte wie Synthesizer oder Effektpedale neben der traditionellen 5-Pin-MIDI-Schnittstelle auch MIDI über USB an. Daher ist es gut, wenn das MIDI-Interface zusätzlich eine Auswahl an aktiven USB-Anschlüssen beherbergt. Auf diese Weise könnte man sich einen USB Hub sparen.
Andersrum wird ein MIDI-Interface nicht unbedingt benötigt, wenn ihr lediglich Geräte im Einsatz habt, die bereits einen USB-Port zur MIDI-Kommunikation besitzen. Dann wäre unter Umständen eine Investition in einen guten USB-Hub für Audio und MIDI sinnvoller.
Die besten MIDI-Interfaces für elektronische Musik: Kaufempfehlungen
Je nach Studiogröße und Menge der Klangerzeuger habt ihr natürlich andere Anforderungen. In der Regel wird das Hauptkriterium aber die Anzahl der benötigte MIDI-Anschlüsse sein. Hier würde ich immer Reserven einplanen und jedem Gerät seinen eigenen MIDI-Port spendieren.
Zwar könnte man über unterschiedliche MIDI-Kanäle auch MIDI-Thru-Ketten nutzen. Spätestens aber, wenn man neben reinen Notenwerten auch umfangreiche Soundinformationen über MIDI schickt, sind Thru-Ketten alles andere als zuverlässig. Dann bleiben Noten gerne mal hängen, oder die Latenz nimmt sukzessive zu. Macht euch daher am besten vorab darüber Gedanken, wie euer Studio perspektivisch aussehen soll. Zum Glück bekommt man heutzutage selbst MIDI-Interfaces der Profiklasse zu einem recht günstigen Kurs.
MIDI Interfaces bis 100 €: Für Einsteiger und kleine Setups
Für ganz kleine Setups, bestehend aus DAW und einer Groovebox oder einem Synthesizer, reicht häufig ein MIDI Interface mit einem Ein- und Ausgang. Ich würde trotzdem immer auf mindestens zwei MIDI IN/Outs setzen, um einen kleinen Puffer für die Zukunft zu haben. Wenn dann ein weiteres MIDI-Gerät hinzukommt, ist man direkt vorbereitet.
Ein grundsolides Angebot bietet das MIDIFLEX 4 von Nektar. Hier gibt es insgesamt 4 MIDI-DIN-Anschlüsse. Diese können alternativ in einer 2 x 2 (In/Out) oder 1 x 3 (In/Out) Konfiguration geschaltet werden. Dabei wird automatisch erkannt, ob an einem Port eingehende oder ausgehende Signale anliegen.
Weiterhin lässt sich das MIDIFLEX 4 auch für Merge- und Splitfunktionen im Standalone-Betrieb nutzen. Die Spannungsversorgung muss für diesen Fall allerdings über ein externes USB-Netzteil gesichert sein.
Features | MIDIFLEX 4 |
---|---|
Anzahl MIDI In / Outs | frei konfigurierbar: 2-in/2-out bzw. 1-in/3-out |
Anzahl USB Anschlüsse | 0 |
Standalone Betrieb | über optionales Netzteil |
Netzteil erforderlich | Spannungsversorgung über USB, Merge- und Splitfunktionen erfordern USB-Netzteil |
Sonstiges | automatische I/O-Erkennung |
Unterstützt | Windows, Mac OSX, iOS (Camera Connection Kit) |
Preis | 70 € |
MIDI Interfaces bis 250 €: Die Mittelklasse für Projektstudios
Mindestens vier Ein- und Ausgänge, USB-Host-Anschlüsse und Standalone-Betrieb: Die Empfehlungen aus der Mittelklasse eignen sich für mittlere Studio-Setups.
ESI M4Uex
Mit dem M4Uex hat ESI ein Mittelklasse MIDI Interface im Portfolio, das durch solide Verarbeitung und einfaches Handling überzeugt. Besonders praktisch ist hier, dass das Interface automatisch erkennt, ob ein Port MIDI-Daten empfängt oder sendet. Dadurch lassen sich die Anschlüsse auch völlig frei konfigurieren. Im Extremfall stehen euch so bis zu acht Aus- oder eben Eingänge zur Verfügung.
Auf der Rückseite bietet das M4UeX MIDI Interface noch drei USB 3.0 Anschlüsse, wodurch ihr auch aktuelle Geräte einfach einbinden könnt. Ein Standalone-Betrieb mit Merge- und Thru-Funktion rundet die Ausstattung ab.
iConnectivity mioXM
Wenn es noch komplexer sein soll, ist das iConnectivity mioXM ein vielseitiger Kandidat. Vier 5-Pol-MIDI-Eingänge und ebensoviele Ausgänge, plus noch einmal vier USB Hosts sind eine gute Basis für mittlere Setups. Richtig spannend wird es aber, wenn man die umfangreichen Routing-Möglichkeiten des mioXM nutzt.
Denn hier bietet iConnectivity zahlreiche MIDI-Filter, Merge und Kaskadierungsoptionen, die man in dieser Preisklasse woanders nicht erhält. Über Netzwerk stehen weitere „virtuelle“ MIDI-Ports bereit, um weitere Computer mit einzubinden. Via Camera Connection Kit arbeitet das mioXM auch zuverlässig mit einem iOS-Gerät zusammen. Um diesen Funktionsumfang bestmöglich zu nutzen, muss man sich aber intensiver mit der Einrichtung beschäftigen.
Features | ESI M4U eX | iConnectivity mioXM |
---|---|---|
Anzahl MIDI In / Outs | 4 Anschlüsse, frei konfigurierbar | 4 In / 4 Out |
Anzahl USB Anschlüsse | 3 USB MIDI Host | 4 USB MIDI Host |
Standalone Betrieb | ✓ | ✓ |
Netzteil erforderlich | Standalone | Standalone |
Sonstiges | automatische I/O-Erkennung | RTP-MIDI Netzwerk Anschluss |
Unterstützt | Windows, Mac OSX | Windows, Mac OSX, iOS (Camera Connection Kit) |
Preis | 140 € | 235 € |
MIDI Interfaces bis 500 €: Die Profiklasse für große Studiosetups
In der Profiklasse spielen neben Patchbay-Möglichkeiten vor allem die Anschlussanzahl eine zentrale Rolle. Und wieder habe ich mich für MIDI Interfaces von ESI und iConnectivity entschieden. Zwar haben auch andere Unternehmen wie MOTU oder Miditech spannende Kandidaten im Portfolio. Aber wenn man das Preis/Leistungsverhältnis berücksichtigt, liegen ESI und iConnectivity einfach zu weit vorne.
iConnectivity mio XL USB Midi Interface
Denn was mit dem iConnectivity mio XL möglich ist, stellt die anderen Mitbewerber locker in den Schatten. Über acht 5-Pol MIDI-Eingänge und 12 MIDI-Ausgänge, plus noch einmal zehn USB MIDI Host Anschlüsse lassen sich bis zu 22 Geräte ansteuern. Gerade auch die USB-Host-Funktionalität unterstreicht beim mioXL den flexiblen Ansatz. Denn einmal als Preset eingerichtet und abgespeichert, kann man mit dem mioXL auch ohne Rechner dazwischen seinen Hardwarepark flexibel miteinander verschalten. Und da USB-Verbindungen nur ein statt zwei Kabel benötigen, spart man sich hier sogar etwas Kabelsalat.
Und ein weiteres Goodie im Betrieb als USB-Host, das sich allerdings auch auf mein Setup beschränken kann: Alle angeschlossenen USB-MIDI-Geräte, die vorher gerne mal mehr oder weniger stark durch die USB-Verbindung Störgeräusche produziert haben, waren flüsterleise, nachdem sie auf das mioXL umgezogen sind. Schade nur, dass die USB-Verbindung keine Audio-Signale durchlassen, wenn das Gerät es unterstützt. Aber auch so ist die Ausstattung schon beeindruckend.
Falls das nicht immer noch nicht ausreicht, können mehrere iConnectivity MIDI Interfaces kaskadiert werden. Auch iOS-Geräte lassen sich problemlos einbinden. Wobei problemlos hier etwas zu euphorisch ist. Dazu ist die Einrichtung bei komplexeren Setups schon etwas umständlich und erfordert in den meisten Fällen einen Blick in die Anleitung.
ESI M8U eX
Wer es einfach mag und auf die Routing-Funktionen verzichten kann, hat mit dem ESI M8U eX eine großartige Alternative. Bei diesem MIDI Interface erkennen die 16 Anschlüsse automatisch, ob MIDI-Signale ein- oder ausgehen. Dadurch kann man die Ein-und Ausgänge auch völlig beliebig nutzen.
Über drei USB MIDI Hosts werden aktuelle Klangerzeuger angesteuert. Einfaches Setup, solide Verarbeitung und ein geringer Preis machen dieses MIDI Interface zur klaren Empfehlung, wenn man größere Setups ohne viel Schnickschnack ansteuern will.
USB MIDI Interfaces: Empfehlungen für die Profiklasse
Features | ESI M8U eX | iConnectivity mio XL |
---|---|---|
Anzahl MIDI In / Outs | 16 I/O, flexibel konfigurierbar | 8 / 12 |
Anzahl USB Anschlüsse | 3 USB MIDI Host | 10 USB MIDI Host |
Standalone Betrieb | ✓ | ✓ |
Sonstiges | Merge / Thru | Flexible Patchbay mit Merging-Funktionen, USB-Host-Funktion, RTP-MIDI Netzwerk Anschluss |
Netzteil erforderlich | Standalone | ✓ |
Unterstützt | Windows, Mac OSX | Windows 7, Mac OSX, iOS |
Preis | 230 € | 390 € |
Sonderfall: MIDI Interface mit SMPTE
Vorweg eine Sache: Wenn du noch nie etwas von SMPTE gehört hast, kannst du diesen Abschnitt getrost überspringen. Denn SMPTE wird (war) vor allem dann ein Thema, wenn du Videos oder Games vertonst. Denn über dieses Protokoll werden vereinfacht gesagt konkrete Zeitangaben und Positionen übertragen (MTC in SMPTE umgewandelt). War das vor zwanzig Jahren ein noch recht weit verbreitetes Feature, gibt es mittlerweile nur noch wenig Interfaces, die das unterstützen.
Und daher überrascht es nicht, dass das MOTU Midi Interface „Midi Express XT USB“ in der ersten Version bereits 1999 auf den Markt kam. Der Vollständigkeit sei es daher erwähnt, denn mit 8×8 Anschlüssen, einer Merge-Matrix und dem SMPTE-Feature bietet das MOTU ebenfalls eine solide Ausstattung. Andererseits ist etwa der komplette Verzicht auf USB-Host-Anschlüsse nicht mehr wirklich zeitgemäß.
Daher kann ich das MOTU-Interface (und auch andere aus der MOTU-Reihe) nur eingeschränkt empfehlen. Es sei denn, ihr benötigt SMPTE und / oder legt auf USB Host-Anschlüsse keinen Wert. Falls ihr euch dennoch für ein MOTU-Interface entscheidet, könnt ihr euch über einen soliden Treiber-Support mit Langzeitperspektive freuen.
Features | MOTU Midi Express XT USB |
---|---|
Anzahl MIDI In / Outs | 8 In / 8 Out |
Anzahl USB Anschlüsse | 0 |
Standalone Betrieb | ✓ |
Netzteil erforderlich | ✓ |
Sonstiges | SMPTE, Merge-Matrix, Programmspeicher |
Unterstützt | Windows, Mac OSX |
Preis | 459 € |
Fazit: Die besten USB MIDI-Interfaces
Mittlerweile sind gute MIDI Interfaces zu recht überschaubaren Preisen erhältlich. Daher verläuft die Entscheidung am ehesten anhand der Linie: Wie komplex soll es werden und wie viele Klangerzeuger plant man mittelfristig im Studio ein.
Der Plug-&-Play-Ansatz wird von ESI hervorragend umgesetzt. Hier muss man sich wirklich kaum noch Gedanken über die korrekte Verkabelung machen. Demgegenüber liefert die mio-Serie von iConnectivity etliche Features, um auch exotische Anwendungen abzudecken.
Ein kleiner Tipp noch am Ende: Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob euer MIDI Interface eine gute Performance liefert, könntet ihr eure Klangerzeuger mal maximal mit MIDI-Signalen befeuern. Etwa durch eine Soundübertragung. Wenn es hier Probleme gibt, solltet ihr zunächst einmal gucken, ob das Interface nicht an einem schwachen USB-Hub sitzt. Falls hier alles gut ist, würde ich ein anderes MIDI Interface ausprobieren. Die hier in der Liste vorgestellten Modelle sollten jedoch auch anspruchsvolle Datentransfers meistern.