Vermona DRM1 MKIV Test

Vermona DRM1 MKIV Test

Das deutsche Unternehmen Vermona ist schon lange über den Geheimtipp-Status hinaus. Bereits in den 1980er Jahren versorgte der Hersteller (nicht nur) die DDR mit Synthesizern, Orgeln und Drum Machines. Mit der Lancet-Serie, vor allem aber mit den hervorragenden Synthesizern 14 und Perfourmer feierte Vermona ein Comeback und steht seitdem für hochwertigen Sound und gute Verarbeitung. Ein weiteres Standbein Vermonas jüngerer Geschichte ist die DRM-Serie. Wie sich die neuste Revision des Drum-Synthesizers schlägt, erfahrt ihr im Vermona DRM1 MKIV Test.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Vermona DRM-1 MKIV Demovideo

Vermona DRM1 MKIV Test: Erster Eindruck und Verarbeitung

Bei der DRM-Serie handelt es sich um ausgewachsene Drum-Synthesizer mit analoger Klangerzeugung. Das verspricht organischen Klang, hat aber in diesem Fall auch den Nach-/Vorteil, dass man einmal gefundene optimale Sounds nicht am Gerät speichern kann. Persönlich empfinde ich das nicht als Nachteil. Denn auf diese Wiese konzentriert man sich eher auf die Produktion und Perfektionierung des Sounds, statt dank Speicherbarkeit immer wieder Änderungen vorzunehmen.

Die Verarbeitung lässt keine Wünsche übrig: Alle Drehregler sitzen fest und bieten einen angenehmen Widerstand, die Taster zum manuellen Triggern reagieren schnell, wenngleich ich diese nur zum Vorhöhren nutzen würde. Falls man vorhat, den DRM1 MK4 fürs Fingerdrumming einzusetzen, wird man aber ohnehin den favorisierten Pad-Controller anschließen.

Zur Steuerung der acht Drum-Instrumente stehen insgesamt 73 Parameter zur Verfügung. Sechzehn davon sind mit jeweils zwei Reglern Panorama und Lautstärke zugeteilt, ein weiterer Regler bestimmt die Lautstärke des Mix-Ausgangs. Es bleiben also noch 56 weitere Regler übrig, mit denen man den Sound der acht Instrumente formen kann.

Vermona DRM-1 mk IV Test: Anschlüsse
Vermona DRM-1 mk IV: Anschlüsse auf der Rückseite. Die Trigger-Eingänge fehlen in dieser Version

Um den DRM1 MKIV bestmöglich ins Studio zu integrieren, wurde er mit acht Einzelausgängen für jedes Instrument, sowie einem Stereoausgang für die Summe ausgestattet. Die Einzelausgänge liegen auf der Oberfläche, was ich – allerdings primär aus ästhetischen Gründen – nicht optimal finde, zumal auf der Rückseite noch ausreichend Platz ist, wenn man stattedessen die Triggereingänge nach vorne geholt hätte. Trotzdem begrüße ich deren Vorhandensein, gerade wenn man sich vor Augen führt, dass Einzelausgänge meistens als Erstes bei der Kostenoptimierung geopfert werden.

Den Vermona DRM1 MKIV gibt es übrigens in zwei Ausbaustufen. Während die Standardvariante Notenbefehle lediglich über MIDI und USB, liefert der DRM1 MK4 Trigger-Eingänge für alle Druminstrumente mit. Drummer und User rein analoger Setups sollten sich daher überlegen, die 100 € Aufpreis für die Erweiterung einzuplanen. Zumal das Trigger-Interface die eingehenden Trigger-Signale auch in MIDI-Befehle wandelt und über USB und MIDI ausgibt.

Die acht Drum-Instrumente im Detail

Alle Instrumente besitzen einen Decay-Regler, der die Ausklingzeit bestimmt. Von kurzen Impulsen bis hin zu sekundenlangem Nachklingen ist hier einiges möglich. Steigt man dann tiefer in die einzelnen Sektionen ein, wird deutlich, wie flexibel der DRM-1 MKIV ist.

Kick

Die Bass Drum des DRM-1 MKIV bietet durch gut aufeinander abgestimmte Parameter einen recht breiten Sweet Spot. Dabei liefert sie gleichzeitig ein umfangreiches Spektrum, das weit über die Klassiker hinausgeht. Klanglich sehe ich sie eher im klassischen Elektro-Bereich, wobei auch 808- und 909-artiges mit ihr möglich ist. Wer allerdings explizit auf der Suche nach diesen Sounds ist, findet anderswo womöglich bessere Alternativen.

Test vermona drm-1 mkiv: Kick
Die Kick der DRM1-MKIV

Ohne Zweifel macht die Kick der DRM-1 MKIV ordentlich Druck und verfügt über einen kräftigen Subbassbereich, den man beim Mixing auf jeden Fall im Blick behalten sollte. Der Obertongehalt des Oszillators lässt sich – ausgehend vom Sinus – variabel anreichen, wodurch auch sehr harte Kickdrums möglich sind. Mit Attack und Noise arbeitet man den Anfangsimpuls stärker heraus und erzielt dadurch mehr Präsenz. Mit Bend und Time wiederum stellt man die Tonhöhen-Hüllkurve ein. Hiermit formt man die Kick fließend von einem Subbass in eine Zap-Kickdrum, wie man sie in vielen Psytrance- und Electrotracks hört.

Drum 1 und Drum 2

Die nächsten zwei Instrumente eignen sich hervorragend zur Erzeugung analoger Toms, sind aber dank weitreichender Frequenzmodulation auch die ideale Sektion für experimentellere Sounds. Neben klassischen Toms können Drum 1 und Drum 2 auch Kicks, Congas und metallische Sounds erzeugen.

Test vermona drm-1 mkiv: Drum 1 und 2
Test Vermona drm-1 mkiv: Drum 1 und 2

Mitunter ist es etwas schwierig, die Tonhöhe der beiden Drum 1 und Drum 2 exakt aufeinander zu tunen, da die Skalierung des Pitch-Reglers ziemlich weit reicht. Andererseits erhält man dadurch auch wieder ein breites klangliches Spektrum, wofür sich der Mehraufwand ohne Zweifel lohnt.

Intensität und Frequenz des modulierenden Oszillators lassen sich sehr fein dosieren, obwohl auch hier das Spektrum recht umfangreich ist. Gerade an solchen Details merkt man, wie viel Arbeit in die Feinabstimmung gewandert ist.

Multi

Offiziell als Cowbell-Generator getarnt, versteckt sich hinter Multi ein kleiner Chord-Generator, der sogar rudimentäre House- und Dubchords liefert. Die drei Oszillatoren dieses Instruments haben jeweils einen Regler zu Einstellung der Frequenz, wobei der erste Pitch-Regler den Grundton vorgibt. Praktischerweise ist hier ein Highpassfilter eingebaut, das bei Bedarf den Tieftonbereich und untere Mitten entfernt.

Test vermona drm-1 mkiv: Multi
Test Vermona DRM-1 MK IV: Multi

Snare und Clap

Die beiden Instrumente Snare und Clap hinterlassen ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Für eine variantenreiche Soundpalette steht für beide der Nachklanganteil (Reverb), sowie Nachklangdauer und Lautstärke des Rauschens zur Verfügung. Ebenso verfügen sowohl Clap als auch Snare über ein resonanzfähiges Tiefpassfilter um Obertöne herauszunehmen oder zu betonen.

Test vermona drm-1 mkiv: Snare
Vermona DRM-1 mk IV: Snare

Besonders gut gefallen hat mir beim Clap, dass man die Anzahl der „Klatschimpulse“ flexibel einstellen kann. Von einem kurzen Impuls bis hin zu einem langgezogenen Rrrratsch ist alles möglich. Durch die zahlreichen Filtermöglichkeiten ist der passende Sound schnell eingestellt. Ein paar kleine EQ-Tweaks in der Nachbearbeitung und die Instrumente sitzen perfekt im Mix. Wie bei den anderen Instrumenten erzeugt auch hier der analoge Sound ein angenehm künstliches Retrofeeling. Klanglich gehen die Instrumente stärker in Richtung 808 als 909, ohne diese aber kopieren zu wollen.

Vermona DRM-1 mk IV: Clap
Vermona DRM-1 mk IV: Clap

HiHat 1 & 2

Die HiHat-Sektion ist für offene und geschlossene HiHats und anderes Beckenwerk zuständig. Per Mixregler bestimmt man das Verhältnis von Rauschen und tonalem Anteil, ein resonazfähiges Tiefpassfilter nimmt den HiHats die Aggressivität.

Test Vermona DRM-1 mk IV: HiHats
Vermona DRM-1 mk IV: HiHats

Klanglich verorte ich die HiHats eher bei frühen analogen Drum-Machines, also analog künstlich im besten Sinne. Dabei schieben sie sich schnell dominant nach vorne in den Mix, weshalb hier ein dezenterer Einsatz häufig die besten Ergebnisse liefert.

Vermona DRM1 MKIV Test Fazit

Auch mit der vierten Version hat Vermonas DRM1 MKIV wieder bewiesen, dass auf einem recht gesättigten Markt immer noch Platz für gut ausgestattete Drum-Synthesizer ist. Der DRM1 MKIV klingt sehr eigen und man muss diesen Sound mögen. Wer sich auf 909 und 808 eingeschossen hat und genau diesen Sound sucht, wird mit Alternativen wie z.B. der Behringer RD-9 glücklicher.

Seine Stärken in elektronischer Musik spielt der DRM1 MKIV daher auch im Verbund mit anderen Drum-Machines aus. Hier liefert er exotischere elektronische Percussion, zusätzlichen Tiefenschub als Kick-Layer, oder spannende Claps und Snares, abseits der TR-Standards. Als Single-Unit empfehle ich den Vermona-Drumsynth daher nur absoluten Fans des Sounds, im Verbund in mittleren bis großen Setups kann der DRM1 MKIV aber häufig das fehlende Element sein, das einem Track noch fehlt.

Man könnte sich den Drumsynth vorübergehend zulegen und absamplen. Dann aber würde genau das Element fehlen, das analoge Instrumente so besonders macht: der spontane Eingriff ins Klanggeschehen. Und hier bringt der DRM1 MKIV alles mit, was man erwartet: Perfekt aufeinander abgestimmte Komponenten und eigene Regler für jeden Parameter.

Weitere Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert