BOSS RE-2 Test: Space Echo Delay für Synthesizer

BOSS RE-2 Space Echo Test

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Es gibt viele Effektpedale, die sich über die Zeit zum Klassiker entwickelt haben. Und selbst unter diesen dürfte das Roland RE-201 noch herausstechen. Das legendäre Bandecho mit Federhall ist auch in etlichen Produktionen elektronischer Musikgenres zu hören. Darunter fallen etwa die typisch scheppernden Echos im Dub Techno oder die sich langsam aufschaukelnden Feedbackorgien in Trip Hop oder Ambient-Tracks. Was so gefragt ist, wird auch gerne kopiert. Und natürlich lässt es auch BOSS nicht nehmen, als Roland-Marke einen eigenen Clone auf den Markt zu bringen. Wie sich das BOSS RE-2 Space Echo schlägt, erfahrt ihr in diesem Test. Doch zuerst gibt es ein Demovideo, mit dem BOSS RE-2 und Twisted Electrons MEGAfm, sowie dem Roland SH-01a.

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BOSS RE-2 Demovideo

BOSS RE-2 Test: Erster Eindruck

Falls ihr bereits andere BOSS Effektpedale im Einsatz habt, dürfte euch auch das BOSS RE-2 sofort vertraut vorkommen. Auch der Space Echo Clone von BOSS bietet eine solide Verarbeitung und Drehregler mit angenehmem Widerstand. Leider sitzen diese recht nah beieinander, sodass man im Livebetrieb schon sehr vorsichtig drehen muss, um nicht andere Parameter mit zu vernändern.

Zusätzlich sind alle Drehregler – außer dem Moduswahlschalter – als Doppelregler ausgeführt. Dabei steuert der dünne Abschnitt des Potis eine andere Funktion als der untere, dicke Abschnitt. Um Platz zu sparen ist das super, aber im Live-Betrieb kann das echt ein Showstopper werden. Wenn man vorhat, das RE-2 intensiv zum Soundschrauben zu verwenden, ist der größere Bruder „BOSS RE-202“ wahrscheinlich die bessere Wahl.

BOSS RE-2 Space Echo Rueckseite
BOSS RE-2 Space Echo Rückseite: Gut zu erkennen sind die Drehregler mit Doppelfunktion

BOSS RE-2 Test: Features

Da sich das BOSS RE-2 Space Echo an der Originalvorlage orientiert, gibt es hier wenig Überraschungen: Neben verschiedenen Delay-Settings, welche elf unterschiedliche Konfigurationen der Tonköpfe des Originals nachbilden, kann man noch eine Federhall-Simulation aktivieren.

Zusätzlich stegen Wow und Flutter zur Verfügung. Dadurch verpasst man dem virtuellen Delay eine künstliche Alterung und das Signal fängt herrlich an zu leiern bzw. leichtes Flanging zu erzeugen. Mit dem Regler Tone lassen sich die Höhen des Delay-Signals schließlich bedämpfen. Dieser Effekt nimmt zu je mehr Wiederholungen durch Feedback vorliegen und je stärker man den Toneregler zumacht.

Wie viel Space Echo steckt im BOSS RE-2?

Um es vorweg klarzustellen: Meine letzte Begegnung mit einem echten RE-201 Space Echo liegt mittlerweile über zehn Jahre zurück und zudem war das damalige Modell nicht frisch gewartet. Da sich Erinnerung leider ständig wandeln kann, ist auch meine Einschätzung hier mit Vorsicht zu genießen. Mein Eindruck war allerdings, dass das BOSS RE-2 nicht so richtig den Sound des Originals trifft.

Zum einen fehlt ihm einfach die organische Tiefe. Da helfen auch Wow und Flutter nicht wirklich weiter, denn spätestens, wenn man das RE-2 in die Selbstoszillation fährt, sind die Unterschiede schon sehr ausgeprägt. Zwar klingt das BOSS RE-2 deutlich besser als die ältere Simulation BOSS RE-20. Insgesamt finde ich aber, dass es bessere Tape-Simulationen gibt. Sogar das rund 100 Euro günstigere NUX NDD-7 Tape Echo konnte mich mehr überzeugen, wobei auch dieses Ecken und Kanten hat.

Auf dem Papier hat sich BOSS jedoch sehr am Original orientiert: So finden sich hier alle Tape-Kopf-Modi, Federhall und Wow und Flutter, um die Tape-Alterung nachzuempfinden. Ein zusätzlicher Regler für den Rauschanteil hätte ich auch noch begrüßt, aber mir ist kein Pedal bekannt, das dieses Feature bietet (Vorschläge bitte in den Kommentaren).

BOSS RE-2 Space Echo Draufsicht
BOSS RE-2 Space Echo

Delay-Agorithmen & Selbstoszillation

Wie schon bei der Originalvorlage sind auch beim BOSS RE-2 drei (virtuelle) Wiedergabeköpfe vorhanden, die im Zusammenspiel mit der Federhallemulation elf verschiedene Kombinationen zulassen. Die maximale Delay-Zeit wurde hier im Vergleich zum Roland Space Echo sogar noch etwas erweitert, allerdings immer noch eher im Normalbereich. Wer ewig lange Ambient-Delays sucht, muss auf alternative Delays umsteigen. Mit einem eingeschleiften EQ lassen sich per Tone-Regler final noch die Höhen oder Tiefen der Delays etwas bedämpfen.

Bei der Emulation der Selbstoszillation ist mir BOSS etwas zu zaghaft vorgegangen. Denn wirklich „kreischen“ will das RE-2 auch bei hohen Feedback-Werten nicht. Zwar geht das insgesamt schon in eine akzeptable Richtung. Aber die optimale Mischung aus crunchigem Overdrive, Resonanz und zunehmendem LoFi-Faktor mag dem RE-2 nicht so richtig gelingen.

Emulation des Spring-Reverbs

Da der scheppernde Federhall des Originals einen entscheidenden Beitrag zum Gesamtsound liefert, darf diese Emulation natürlich auch nicht im BOSS RE-2 fehlen. Im Gegensatz zum Original ist der Federhall des BOSS RE-2 sogar Stereo ausgelegt. Allerdings war mir dieser im Vergleich zum Original etwas zu dezent.

Wow & Flutter

Mit Wow und Flutter werden die Eigenschaften eines analogen Tonbands nachgebildet. Je weiter der Regler nach rechts gedreht wird, umso stärker ist die simulierte Gleichlaufschwankung des Tonbands. Klanglich äußert sich das in einem leichten Flanging und Tonhöhenschwankungen, perfekt für LoFi-Ambient oder Dub Techno. Aber auch hier ist mir das Gesamtergebnis wieder zu statisch. Wenn ich das etwa mit einem UAFX Starlight Echo Station vergleiche, liegen dazwischen Welten.

BOSS RE-2 Space Echo Schraegansicht
BOSS RE-2 Space Echo Schrägansicht

BOSS RE-2 Test: Fazit

Der Sound des BOSS RE-2 dürfte vielen Tape-Delay-Liebhabern sicherlich zusagen, wenngleich Puristen an einigen Stellen das gewisse Etwas fehlen wird. Denn das RE-2 kommt ingseamt etwas zu zahm und steril daher. Im Vergleich zum Vorgänger, dem BOSS RE-20, konnte BOSS den Klang immerhin noch einmal deutlich verbessern.

Wer aber vor allem crunchige und schmutzige Tape-Sättigungseffekte im Delay oder organisches Bandverhalten sucht, ist mit dem BOSS RE-2 nicht optimal beraten. Auch die Live-Fraktion wird mit den eng beieinander liegenden Reglern mit Doppelfunktion keine Freude haben. Alle anderen auf der Suche nach einer vernünftig klingenden Tape-Echo-Emulation können hier aber bedenkenlos zugreifen.

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Sound 7
Features 7
Bedienung 4
Preis/Leistung 6
PROS
  • Smoother Sound
  • Wow & Flutter im direkten Zugriff
CONS
  • Selbstoszillation zu zahm im Vergleich zum Original
  • Doppelbelegung und Abstand der Regler zueinander sind nicht optimal für Live-Einsätze

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