Sonicware LIVEN Ambient Ø Test: Ambient-Synthesizer

Sonicware LIVEN Ambient Ø Test

Lesezeit: 11 Minuten

Das japanische Unternehmen Sonicware dürfte spätestens mit dem MEGA Synthesis und dem Texture Lab Bekanntheit erlangt haben. Nach sieben Modellen bekommt die LIVEN-Reihe weitere Verstärkung: Ambient Ø, wie der Name schon andeutet, ist ein Synth/Groovebox, der für Ambient-Musik in verschiedensten Variationen entwickelt wurde. Es überrascht nicht, dass der Ambient Ø gut klingende Pads liefert. Aber selbst rudimentäre Bässe und Leads können überzeugen. In einer vierten Spur können zusätzlich Samples importiert werden: Ob dieser LIVEN hält was er verspricht, erfahrt ihr im Sonicware LIVEN Ambient Ø Test.

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Sonicware Ambient Ø Demovideo

Eingangs gibt es noch einen Disclaimer: Ich war Teil des Sounddesign-Teams für den Ambient Ø. Daher kenne ich den Synth zwar ziemlich gut, bin womöglich aber auch zu involviert, um ein komplett objektives Feedback zu geben.

Auf einen Blick: Was ist der Sonicware LIVEN Ambient Ø?

  • Synthesizer und Groovebox mit Fokus auf Pads
  • Drei Synthesizerspuren, plus ein weiterer Track für Sample-Wiedergabe
  • Wavetable-basierte Klangerzeugung mit unterschiedlichen Synthesealgorithmen zur weiteren Bearbeitung
  • Interner Sequencer mit bis zu 64 Steps, Parameter-Lock und Zufallsfunktionen
  • Arpeggiator
  • Batteriebetrieb möglich

Sonicware LIVEN Ambient Ø Test: erster Eindruck

Wer bereits mit anderen Modellen der LIVEN-Serie vertraut ist, wird beim Ambient Ø keine Überraschung erleben: Die Verarbeitungsqualität ist in Ordnung, aber das Gerät ist eben aus Plastik. Auch ist es insgesamt recht leicht, was vielleicht wenig Vertrauen schafft.

Sonicware LIVEN Ambient Ø Test
Sonicware LIVEN Ambient Ø

Da ich nun schon seit einiger Zeit mehrere Sonicware-Geräte besitze, kann ich aber sagen, dass diese deutlich robuster sind, als man auf den ersten Blick erwartet. Praktisch ist der Betrieb mit sechs AA-Batterien, wodurch man den LIVEN Ambient Ø gut mehrere Stunden lang nutzen kann.

Alternativ lässt sich der Synth auch mit einem externen Netzteil betreiben, was man allerdings zusätzlich kaufen muss. Zudem hat man durch die Platzierung der Buchse auf der Oberfläche wieder das Problem der Hebelwirkung auf die Verbindungen im Inneren. Bisher hat das bei mir zwar keine Probleme ausgelöst, ich war aber auch vorsichtig.

LIVEN Ambient Ø: Anschlüsse

Bleiben wir gleich bei den Anschlüssen. Neben der eben erwähnten Netzteilbuchse finden sich noch Stereo-Miniklinken-Anschlüsse für ein- und ausgehende Signale, ein 5-Pol-MIDI-Duo, sowie Sync-Ein- und Ausgänge. Auch hier bereitet mir die oberseitige Platzierung Sorgen. Allerdings kann man für diese Kabel recht gut gewinkelte Stecker bekommen, was das Problem deutlich abmildert.

Sonicware LIVEN Ambient Ø: Die Anschlüsse liegen alle auf der Oberseite
Sonicware LIVEN Ambient Ø: Die Anschlüsse liegen alle auf der Oberseite

Wie bei den anderen LIVEN-Modellen hätte ich individuelle Ausgänge oder zumindest einen EQ für jede Spur geschätzt – aber ich denke, das ist der Preis für einen budgetfreundlichen Synth.

Erweiterte Wavetable-Synthese: Klangerzeugung des LIVEN Ambient Ø

Beim Ambient Ø kann man in den drei Wavetable-Synthesizer-Tracks aus verschiedenen Algorithmen wie Ringmodulation, FM, Wavetable und subtraktiver Synthese wählen. Es ist hauptsächlich ein Wavetable-Synth, bietet jedoch auch eine vierte Spur für weißes Rauschen, sowie den Import von Samples, um Field-Recordings einzubeziehen.

Die Wavetables bilden den Ausgangspunkt

Grundlage jedes Sounds bildet eine der insgesamt 32 Wavetables. Die meisten davon sind klar auf Pads hin optimiert und stehen damit auf der eher soften Seite des Wavetable-Spektrums. Eigene Wavetables lassen sich Stand heute leider nicht importieren. Das hätte die klanglichen Möglichkeiten noch einmal erheblich aufgebohrt.

Die wichtigsten Parameter der Wavetable-Synthese im direkten Zugriff
Die wichtigsten Parameter der Wavetable-Synthese im direkten Zugriff

Die Algorithmen zur weiteren Bearbeitung

Im direkten Zusammenhang mit den Wavetables steht der Algorithmus, mit dem die Wavetable weiter geformt wird. Dieser ist mit der Wahl der Wavetable das Kernelement jedes Sounds, denn der Charakter ändert sich mitunter drastisch.

Zur Auswahl stehen sechs verschiedene Algorithmen, hier unter den Labels Drone 1/2, Pad 1/2, sowie Atmosphäre 1/2 zusammengefasst. Von den Bezeichnungen sollte man sich aber nicht beeinflussen lassen. Natürlich kann man mit allen Algorithmen gute Drones, Pads, Atmos uvm. erstellen.

Mit sechs Algorithmen formt man die Wavetables
Mit sechs Algorithmen formt man die Wavetables

Im Endeffekt verstecken sich dahinter vielmehr Ringmodulation (Atmos 1), FM (Atmos 2), unterschiedliche Möglichkeiten die Wavetables zu durchfahren, oder schlicht Pitch-Modulationen.

Zwar wird man einige Zeit brauchen, um die verschiedenen Wavetables auswendig zu lernen und wie sie mit den verschiedenen Synthesealgorithmen interagieren. Hat man diese aber erstmal verinnerlicht, ist zielgerichtetes Arbeiten mit dem Ambient Ø gut möglich.

Spur 4 ist für Samples

Wer Ambient sagt, muss auch Field Recording sagen. Und so hat Sonicware dem Ambient Ø eine vierte Spur für Sample-Wiedergabe spendiert. In dieser kann man aus acht Samples auswählen. Bis zu 8 Sekunden lang kann so ein Sample sein, per Sysex importiert, oder via Live-Recoding aufgenommen und mit variablem Cross-Fading geloopt werden.

Der Ambient Ø verfügt über vier einzelne Spuren. Drei davon mit Wavetable-Synthese, Nr. 4 ist für Rauschen und Samples zuständig
Der Ambient Ø verfügt über vier einzelne Spuren. Drei davon mit Wavetable-Synthese, Nr. 4 ist für Rauschen und Samples zuständig

Parallel steht in dieser Spur noch weißes Rauschen bereit, das sich mit dem jeweiligen Sample überblenden lässt. Dieses Mischen kann auch automatisch per LFO passieren, sodass man hier schöne rhythmische Noisestrukturen bauen kann: perfekt für Dub Techno.

Multimode-Filter

Zur weiteren Bearbeitung des Sounds gibt es ein Multimodefilter mit Resonanz, das sich zwischen Tiefpass, Bandpass und Hochpass umschalten lässt. Weitere Charakteristika wie Notch oder unterschiedliche EQ-Settings bleiben dem Sonicware-„Flaggschiff“ elz_1 Play vorbehalten.

Klanglich ist das Filter ok für Anpassungen, aber wie schon bei den anderen LIVEN-Modellen holt mich der Sound nicht so richtig ab. Für charaktervolles Einfärben des Sounds – wie etwa bei MOOG, Oberheim SEM, oder MS-20 – würde ich die Filter der LIVEN-Serie eher nicht nutzen. Um die Höhen abzusenken oder das Bassfundament aufzuräumen reicht es aber durchaus.

Sonicware LIVEN Ambient Ø: Filter und LFO-Sektion
Sonicware LIVEN Ambient Ø: Filter und LFO-Sektion

Modulationsmatrix? Wie bekommt man Bewegung in die Sounds?

Der Ambient Ø bietet eine Amp-Hüllkurve, 2 LFOs plus einen zusätzlichen Modulations-LFO für den jeweiligen Algorithmus, und damit bereits eine sehr solide Basis für bewegte Sounds. Gewünscht hätte ich mir vor allem noch eine weitere Hüllkurve für das Filter, sowie umfangreichere Modulationsmöglichkeiten.

Die zwei LFOs kann man flexibel einer breiten Auswahl an Zielen zuweisen. Und auch die Auswahl an LFO-Wellenformen und Triggermodi (zwischen One-Shot und unendlich kann man bis zu zehn Wiederholungen einstellen) finde ich praktisch.

Gutes Reverb und durchschnittlich klingende Standards: Die Effektsektion des Ambient Ø

Die Effektsektion teilt sich einerseits auf in einen gut klingenden Reverb-Effekt mit neun verschiedenen Varianten und zusätzlichem Shimmer. Andererseits findet sich ein weiterer Effektslot bei der man aus insgesamt sechs weiteren Algorithmen wählt. Dazu gehören Tape Delay, Distortion oder Chorus.

Die Effekte wirken auf alle vier Spuren gleichzeitig. Beim Reverb handelt es sich um einen Sendeffekt, der pro Track eingestellt wird. Ebenso ist die Intensität des Shimmers pro Spur einstellbar. Das funktioniert in der Praxis gut und verhindert einen zugematschten Mix. Die neun Reverbalgorithmen klingen sehr ordentlich, der Shimmer arbeitet aber eher dezent, wenn man es mit anderen Reverbpedalen vergleicht. Hier und da hätte ich mir neben der Ausklingphase und Send umfangreichere Bearbeitungsmöglichkeiten des Reverbs gewünscht, vor allem einen EQ.

Reverb und Effekte des Sonicware LIVEN Ambient Ø
Reverb und Effekte des Sonicware LIVEN Ambient Ø

Der zweite Effekt lässt sich leider nur global einstellen, was ich bedauerlich finde. Denn gerade hier hätte ich mir gewünscht, etwa Distortion, Delay oder den Tilt-EQ nur auf einzelne Spuren anzuwenden, da es sonst schnell zu viel wird. Die Effektqualität ist ok, bei spezialisierten externen Geräten geht aber noch deutlich mehr. In Anbetracht des guten Reverbs wäre meine Empfehlung also – neben einem externen Mixer / EQ -, sich ein kleines Delaypedal daneben zu stellen. Und weil wir gerade beim Mixing sind: Um die konzeptionell bedingte Dominanz der Mitten etwas zu zähmen, empfehle ich grundsätzlich eine leichte EQ-Absenkung bei 300-500 Hz.

Der Sequencer des LIVEN Ambient Ø

Auch beim Sequencer setzt Sonicware auf bewährtes. Hier findet sich die gleiche Variante, die man schon aus vielen anderen LIVEN-Modellen kennt: Bis zu 64 Steps in unterschiedlichen Taktarten, Echtzeitaufnahme und Step-Programming, sowie (leider) eine feste Quantisierung bilden hier das Fundament. Fein dosierbare Zufallswiedergaben, Swing, Trigger-Wahrscheinlichkeiten, sowie Parameter-Locks und Motion-Recording runden das Paket ab.

Und wie bei den anderen LIVEN-Modellen hätte ich mir auch beim Ambient Ø Sequencer Microshift oder Aufnahmen ohne Quantisierung gewünscht. Allerdings kommt das hier durch den Fokus auf langsame Sounds nicht ganz so stark zum Tragen, als es bei Grooveboxen der Fall ist, die primär zur Beatproduktion eingesetzt werden.

Sonicware LIVEN Ambient Ø

Alternativen zum Sonicware LIVEN Ambient Ø

Wer nur einen Synthesizer für Pads sucht, hat etliche Alternativen. Und auch wenn ich ein Freund von „Kauf-nur-was-du-wirklich-brauchst“ bin, greift die Reduzierung des Ambient Ø auf einen Pad-Lieferant zu kurz.

Kern des Konzepts ist vielmehr, alles in einer transportablen Unit zu haben, mit der man nahezu autark Ambientproduktionen fahren kann. Und diese Aufgabe erledigt der Ambient Ø mit Bravour. Natürlich geht es auch anders: Ein Polyend Play+, eine MPC One, ein Roland SH4d und etliche andere Klangerzeuger sind ebenso in der Lage, viele Bereiche des Ambient Ø abzudecken.

Allerdings sind diese Alternativen nicht nur teurer, sondern konzeptionell viel breiter aufgestellt. Dadurch können sie schnell vom eigentlichen Ziel wegführen, denn manchmal ist es die Essenz, die man sucht. Und mit drei Spuren plus Sample-Playback gelingt mit dem Ambient Ø genau das.

Sonicware LIVEN Ambient Ø: Gelungenes Gesamtpaket für Ambient-Producer
Sonicware LIVEN Ambient Ø: Gelungenes Gesamtpaket für Ambient-Producer

Sonicware LIVEN Ambient Ø Test: Fazit

Der Sonicware LIVEN Ambient Ø ist ein solides Gerät und eine klare Empfehlung für DAW-less Ambient-Producer mit wenig Budget. Oder für diejenigen, die leicht reisen und performen möchten. Kritikpunkte wie die etwas begrenzte Auswahl an Modulationsmöglichkeiten oder fehlende Einzelausgänge muss man immer dem günstigen Preis gegenüberstellen.

Und dafür bietet der Ambient Ø ein Gesamtpaket, das weitgehend konkurrenzlos ist. Mein abschließender Rat wäre, zusätzlich in ein gutes externes Effektpedal zu investieren, um verschiedene Hall-oder Delay-Algorithmen zu schichten.

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Features 7
Sound 8
Bedienung 8
Preis / Leistung 10
PROS
  • Geradliniges Konzept
  • Schöne Pads
  • Sample-Import für Field Recordings
  • Intuitive Bedienung
CONS
  • Effekte nur global einstellbar
  • Kein Wavetable-Import
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