Die besten Wavetable-Synthesizer 2024
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Nach einer längeren Zeit des Winterschlafs kam es in den letzten Jahren zu einer wahren Renaissance der Wavetable-Synthese. Und das aus gutem Grund: Denn diese Syntheseform bietet ein enormes Klangpotential, welches sich besonders für Flächen eignet. Aber auch Bässe, Leads und Effektsounds sind mit einem Wavetable-Synthesizer überzeugend möglich.
Schnell erklärt: Was macht ein Wavetable-Synthesizer?
Die meisten Wavetable-Synthesizer unterscheiden sich strukturell tatsächlich nicht so sehr von (virtuell) analogen Synthesizern. Denn abgesehen von den Oszillatoren nutzt ein Großteil davon subtraktive Synthese, um den Klang anschließend in seine finale Form zu bringen.
Der wesentliche Unterschied liegt hier bei den Oszillatoren. Statt auf eine kleine Auswahl analog erzeugter Schwingungsformen zu setzen, gibt es hier etliche berechnete Schwingungen (Waves). Diese wiederum werden in sogenannten Wavetables zusammengefasst, die aus einer Handvoll verschiedener Schwingungsformen bis hin zu Sets aus hunderten Einzelschwingungen bestehen können.
Die einzelnen Schwingungen in den Wavetables können dabei entweder manuell angesteuert, oder mithilfe von Modulationsquellen wie LFOs, Hüllkurven durchfahren werden. Für das Durchfahren (Wave-Scanning) bieten viele Wavetable-Synthesizer unterschiedliche Überblendungsalgorithmen. Damit wird mehr oder weniger hart zwischen den einzelnen Schwingungen interpoliert. Dadurch sind die Ergebnisse mal butterweich oder eben ruppig abgehackt. Zusätzlich finden sich bereits in dieser Ebene weitere zahlreiche Methoden um bereits die Grundwellenformen zu beeinflussen. Darunter zählen unter anderem Ringmodulation, Sync, FM oder additive Synthese.
Auch die Auswahl an Wavetables ist mittlerweile gigantisch und lässt sich durch Sample-Analyse bei den meisten Synths sogar noch erweitern. Ob man hier analoge Schwingungsformen seiner Lieblingssynths lädt, sich seine Wavetables mathematisch errechnet, oder einfach wild mit Samples experimentiert: Der Fantasie sind dabei wenig Grenzen gesetzt.
Korg modwave
Korg setzt mit dem modwave auf eine umfangreiche Fusion aus Wavetable-Synthese, Sample-Integration und virtuell analoger Synthese. Kombiniert mit einer einladenden Oberflächen und etlichen Möglichkeiten zur Klangbearbeitung, richtet sich Korg dabei gleichermaßen an Sounddesigner und Live-Performer.
Der modwave II macht in der Praxis sehr viel Spaß, benötigt allerdings auch etwas Einarbeitungszeit um das volle Potential auszuschöpfen. Das liegt einerseits am strukturellen Aufbau mit Parts und Layern, andererseits natürlich an der Fülle an Features.
Dank seines überzeugenden HiFi-Sounds, der Features und nicht zuletzt aufgrund des guten Preis-Leistungsverhältnis, ist der modwave eine klare Empfehlung für alle, die in die Welt der Wavetable-Synthese einsteigen wollen. Weitere Infos gibt es übrigens im Korg modwave Test.
Mayer EMI MD900
Mayer EMI MD900 ist ein kompromissloser Klangerzeuger, der Wavetable- und umfangreiche virtuell Analoge Synthese vereint. Der sehr hochwertig verarbeitete MD900 bietet zusätzlich noch einen Clip-Launch-Mode, einen extrem umfangreichen Arpeggiator und dazu noch eine komplexe Modulationsmatrix.
Zwar schlägt der MD900 zu einem Preis von rund 3500 € ein ziemliches Loch ins Budget. Auf der anderen Seite erhält man hier neben der guten Verarbeitung einen durchsetzungsfähigen, kräftigen Sound. Häufig vergisst man dann auch, dass es sich beim MD900 um einen digitalen Synth handelt. Denn der definierte Tiefenschub, den der MD900 erzeugt, sucht man bei den meisten anderen digitalen Synths vergeblich.
Vorbidlich ist auch der Service: Zur Kommunikation bietet Mayer einen Discord-Kanal an, in dem sich Nutzer untereinander und mit dem Entwickler himself rege austauschen können. Gute Vorschläge werden hier direkt übernommen und umgesetzt. Hier geht es zum Kanal: https://discord.gg/MEGZ8a8JCP
Waldorf Iridium
Mit dem Iridium dürfte Waldorf den zurzeit flexibelsten Hardware-Synthesizer im Angebot haben. Der Iridium vereint mehrere Synthesemodelle, darunter VA, FM, Granular, Physical Modelling und auch Wavetable-Synthese. Zudem lassen sich diese Modelle im Kernel-Modus weitgehend frei miteinander kombinieren.
Sechs Hüllkurven, ebenso viele LFOs, drei Oszillatorsektionen, sowie eine flexible Filterabteilung und umfangreiche Modulationsmatrix: Das Ausstattungspaket des Iridiums ist schlicht beeindruckend.
Durch seinen kräftigen HiFi-Sound, durchdachte Bedienung und vor allem die immense Feature-Liste ist der Waldorf Iridium daher eine klare Empfehlung für alle Klangforscher. Im Vergleich mit einem MD900 oder modwave ist die Bedienung des Iridiums allerdings nicht ganz so direkt. Mit etwas Übung beherrscht man den Synth aber auch im Club zu später Stunde.
ASM Hydrasynth
Ashun Sound Machines, kurz ASM, landete mit dem Hydrasynth einen echten Volltreffer. Der Wavetable-Synthesizer liefert eine wahnsinnig komplexe Syntheseabteilung mit mehreren LFOs, Hüllkurven, gut klingende Filter und umfangreichen Möglichkeiten zum Wave-Scanning. Anders als die anderen Vertreter in dieser Liste wird hier aber nicht auf riesige Wavetables gesetzt.
Vielmehr baut man sich beim Hydrasynth seine eigenen Wavetables, die bis zu acht Schwingungsformen aus dem internen Speicher beinhalten. Diese werden dann entweder einzeln wiedergegeben oder beim Durchfahren gemorpht, wodurch wiederum interessante Hybride entstehen. Auf Oszillatorebene stehen ebenfalls spannende Synthesefeatures wie FM, Wavefolder, Phase Modulation etc. bereit, um den Klang weiter zu formen. Verschiedene Filtermodelle und eine ausgefuchste Modulationsmatrix runden das Gesamtpaket ab.
Trotz all der spannenden Features und durchdachten Bedienung muss man allerdings erwähnen, dass der Hydrasynth einiges an Einarbeitungszeit erfordert. Denn hierbei handelt es sich definitiv nicht um einen „Sweet-Spot-Synth“ wie beispielsweise dem Korg modwave. Wenn man sich aber auf den Hydrasynth einlässt, wird man mit einem charismatischen Klangerzeuger belohnt, der ganz eigene klangliche Akzente setzt.
Arturia MicroFreak
Als Budget-Empfehlung sei hier der MicroFreak von Arturia genannt. Denn dieser verfügt, neben anderen Synthesemodellen, seit dem 4.0 Firmware-Update auch über die Möglichkeit, eigene Wavetables zu laden.
In Kombination mit analogem Multimodefilter, verhältnismäßig umfangreichen Modulationsmöglichkeiten und Paraphonie bietet der Hybride einen spannenden Einstieg (nicht nur) in die Wavetable-Synthese.
Waldorf M
Auch wenn in dieser Liste bereits das Synthesemonster Waldorf Iridium aufgeführt ist, darf ein weiterer Waldorf-Synth nicht fehlen. Mit dem „M“ setzt Waldorf eine langjährige Reihe fort, die vor über dreißig Jahren mit dem Waldorf Microwave begann. Dieser Wavetable-Synthesizer war ebenfalls ein Nachfolger, nämlich des legendären PPG Wave, mit dem seinerzeit die Wavetable-Synthese in ihrer jetzigen Form überhaupt erst ins Leben gerufen wurde.
Entsprechend kompromisslos ist auch der Ansatz des M, der sich in dieser Tradition sieht. Waldorf M vereint die Wavetables vom Microwave bis hin zum XT, bietet sowohl ein analoges als auch digitales Filter, sowie umfangreiche Modulationsmöglichkeiten. Zusätzlich können eigene Wavetables über den SD-Card-Slot importiert werden.
Zwar steht der Waldorf M mit seiner Ausstattung im direkten Vergleich etwas sporadischer da. Dafür erhält man hier einen einzigartigen Sound, der sich besonders gut für harte Bässe und Leads eignet, aber auch Pads überezugend wiedergibt. Nur muss man den charmismatischen Grundklang mögen. Deshabl sei der Waldorf M vor allem denjenigen empfohlen, die den rohen Originalsound der frühen Wavetable-Generationen suchen.
Groove Synthesis 3rd Wave
Mit dem 3rd Wave hat das kalifornische Unternehmen Groove Synthesis einen flexiblen Wavetable-/VA-Synth im Portfolio, der zum Teil auf dem legendären PPG Wave basiert. Die Klangsynthese hat es in sich: Vier Parts mit bis zu 24 Stimmen, Rossum-Lowpassfilter, ein weiteres digitales Multimodefilter, sowie eine umfangreiche Modulationsmatrix. Auch die Effektabteilung weiß hier zu überzeugen.
Neben zahlreichen vorhandenen Schwingungsformen und Wavetables kann man mit dem 3rd Wave auch eigene Wavetables erstellen und diese anschließend in verschiedenen Qualtitätsstufen (Vintage-Modi) wiedergeben. Klanglich ist das alles sehr stimmig und der 3rd Wave liefert absolut ab. Das sollte er aber auch, denn für knapp 4000 € in der Modulversion und rund 5500 € als Tastaturvariante ist der 3rd Wave mit Abstand der teuerste Synth in dieser Liste.
Fazit: Die besten Wavetable-Synthesizer
In dieser Liste ist nur eine kleine Auswahl derzeit erhältlicher Wavetable-Synthesizer. Zu nennen wären sicherlich noch Modals Argon8, die 1010music Nanobox Fireball, Fred’s Lab Töörö und viele andere Vertreter. Und damit würde ich immer noch etliche Software-Plugins unterschlagen, welche diese Syntheseform in Perfektion beherrschen.
Meine persönlichen Favoriten wären der Iridium für seine extremen Klangforschungsmöglichkeiten, der modwave für das geniale Preis-Leistungsverhältnis, und der MD-900 für seinen intuitiven Zugriff und hervorragenden Sound. Aber das kann bei euch völlig anders sein. Vielleicht hat euch diese Liste als Startpunkt trotzdem etwas geholfen und ihr macht eigene Erfahrung mit der Wavetable-Synthese. Wie immer freue ich mich über euer Feedback dazu in der Kommentarspalte.