Modal Argon 8 Test und Video
Das englische Unternehmen Modal hat mit dem Argon 8 einen spannenden Wavetable-Synthesizer im Angebot. Ausgestattet mit subtraktivem Filter, Modulationsmöglichkeiten, umfangreichem Sequencer und Arpeggiator, scheint sich der Synth auch ideal für elektronische Musik zu eignen. Wie gut das Teil ist, erfahrt ihr im Modal Argon 8 Test. Doch wie immer gibt es erstmal ein Video zur Einstimmung mit Ambient und Techno Patches von Limbic Bits.
Modal Argon 8 Test: Erster Eindruck
Zum Test hatte ich die Modulvariante Modal Argon8M hier, kenne aber die Tastenversion bereits aus dem Modal Cobalt 8 Test, die weitestgehend identisch sein dürfte. Und genau wie beim Cobalt 8 ist die Verarbeitung hier im oberen Durchschnitt zu verorten. Das Gehäuse selbst macht einen robusten Eindruck. Die Taster sitzen etwas locker, aber das ist nichts, worüber man sich Sorgen machen sollte.
Wie schon im Cobalt8 Test angemerkt, empfinde ich die Drehregler auch beim Argon8 als etwas zu leichtgängig. Das kann reine Geschmacksache sein, aber die schwerer drehbaren Potis eines Clavia-Synth fühlen sich für mich fertiger an. Andererseits beschweren sich Elektron-User ebenfalls nur selten über die Potis und deren Haptik ist durchaus mit den Potis im Argon vergleichbar.
An Anschlüssen bietet der Argon 8 fast alles, was man sich im zeitgenössischen Studio für elektronische Musik wünscht: Eine USB-Schnittstelle, echte MIDI-Anschlüsse, Sync In- und Out, sowie Ausgänge für Kopfhörer und Line-Signale. Abgerundet wird das Paket durch einen Audio-Eingang, sowie Anschlüsse für Expression- und Sustain-Pedale.
Oszillatoren
Zentraler Bestandteil eines Wavetable-Synthesizers sind seine Oszillatoren. Hier kommt es einerseits auf die Anzahl der vorhandenen Wavetables, sowie andererseits auf die Anzahl der jeweils in ihnen enthaltenen Wellenformen an. Nicht zu letzt spielt auch eine Rolle, wie gut die einzelnen Wellenformen mit ihren Nachbarn, bzw. im Kontext des jeweiligen Wavetables harmonieren. Ansonsten entsteht beim Durchfahren einer Wavetable schnell nur geräuschhaftes. Oder die Wavetables sind in sich geschlossen so charakteristisch, dass man sie sofort heraushört, was auch nicht immer wünschenswert ist.
Der Argon 8 bietet insgesamt 28 Wavetables, wobei Oszillator 1 nur auf die ersten 24 zugreifen kann. In Oszillator Nr. 2 finden sich am Ende die verbleibenden vier Bänke, unter denen sich unter anderem auch eine Bank für Rauschen befindet. Die Wavetables lassen sich für jeden Oszillator einzeln auswählen.
Doch damit nicht genug: In beiden Oszillatoren findet sich jeweils sogenannte Wavetable-Modifier. Unter den 32 unterschiedlichen Modellen finden sich diverse Waveshaping-Algorithmen, Möglichkeiten zur Reduktion der Sample-Rate und Bittiefe und vieles mehr. A
lle hier einzeln aufzuführen, sprengt den Rahmen des Tests. Aber so viel sei gesagt: Die Wavetable-Modifier erweitern das klangliche Spektrum der Oszillatoren noch einmal immens. Und wem das immer noch nicht reicht, hat mit acht weiteren Oszillator-Modifiern noch die Möglichkeit, die zwei Oszillatoren auf verschiedene Weisen zu cross-modulieren.
Klanglich sind die meisten Wavetables eher auf der sanften Seite, wenngleich man mithilfe der Modifier auch zornigere Sounds erstellen kann. Wer allerdings auf der Suche nach ungeschliffenerer Wavetable-Rohheit eines (Micro-)Waves ist, wird mit dem Argon8 nicht glücklich. Dafür ist der Grundsound des Synths dann doch zu sehr auf der weichen Seite.
Filter
In der Filtersektion kann zwischen vier subtraktiven 2-Pol-Filtern gewählt werden: Standard, Standard Notch, sowie Classic und Classic Notch. Bei den Filtern kann man stufenlos zwischen den Modi Lowpass, Bandpass und Hochpass überblenden.
Die Modi Standard entsprechen den Modal-Filtern, die auch schon in anderen Synths des Unternehmens eingesetzt wurden. Die Classic-Modelle klingen für mich bei höherer Resonanz noch etwas knackiger, wobei man dem Filter generell eher einen sehr weichen Sound attestieren kann. Oder um es in direkte Vergleiche zu bringen: Die Filtercharakteristik ist deutlich näher an Roland als beispielsweise an Korg MS-20.
Modulations-Matrix
Um Bewegung in den Sound zu bringen, finden sich acht zuweisbare Modulations-Slots, sowie weitere vier fest zugewiesene Verknüpfungen, wie z.B. für die Aftertouch-Steuerung des Filters.
Dabei können elf Modulationsquellen mit einer Auswahl aus 52 Modulationszielen verbunden werden. Was auf den ersten Blick beeindruckend klingt, ist für gezieltes, ausgefeiltes Sounddesign in der Praxis dann manchmal etwas zu wenig. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man die festen Verschaltungen auflösen und stattdessen alle zwölf Slots zur Verfügung hätte. Für die meisten Anwendungen dürfte man allerdings mit der Auswahl ganz gut zurechtkommen.
Bei den Modulationsquellen wurde dem Argon8 ein umfangreiches Arsenal spendiert: 3 ADSR-Hüllkurven (Amp / Filter / Mod) mit jeweils acht unterschiedlichen Verlaufs-Typen, 2 LFOs, sowie natürlich die Standards wie Anschlagdynamik usw. Die Hüllkurven liefern dank der unterschiedlichen Charakteristika ein breites Spektrum, mit dem sich schnell zupackende Bässe ebenso umsetzen lassen wie organisch einschwingende Pads. Die LFOs schwingen bis in den hörbaren Frequenz und lassen sich zudem an die Tonhöhe koppeln, wodurch sich diese gut als Basis für FM-und AM-Sounds eignen.
Leider stehen in der Mod-Matrix je nach ausgewählter Modulationsquelle nicht immer all Ziele zur Verfügung. So lässt sich z.B. die Geschwindigkeit von LFO2 nur bei LFO1 als Ziel auswählen, nicht aber umgekehrt. Warum man hier die Einschränkung gewählt hat, wird mir nicht klar. Hat man sich das aber mal gemerkt, kann man im Alltag ganz gut damit arbeiten.
Die Effektsektion des Argon 8
Bei so viel Licht gibt es leider auch etwas Schatten. Mit der Effektsektion hat man sich bei Modal echt keinen Gefallen getan. Delay und Phaser mögen noch ganz ok klingen, das Reverb ist aber eher unterdurchschnittlich. Den mittig-blechernen Sound kann man sich mit viel Wohlwollen noch als schlechten Springreverb schönreden, aber da gibt es heutzutage in Synths echt bessere Vertreter.
Zum Glück sind interne Effekte in der Regel auch nicht so wichtig, und man kann ich mit externen Delay-Pedalen oder Reverb-Effekten ganz gut behelfen. Die Bitcrusher-Einheit fand ich wiederum recht brauchbar, zumal man hier auch an Sample-Reduktion und ein Filter zur Beschneidung von aufdringlichen Höhen gedacht hat, die beim Einsatz dieser Effektgarn gerne mal auftreten.
Modal App
Wem die Bedienung über die an sich gut strukturierte Oberfläche zu fummelig ist, kann auch die Modal App nutzen. Die Editor-Software läuft auf Mac OS, Windows PCs und sogar iOS-Devices. Für alle, die tiefer ins Sounddesign einsteigen wollen, ist die App ein echter Segen. Schnell per USB verbunden, wird der Synth automatisch erkannt und, falls vorhanden, Updates heruntergeladen und installiert.
Die App läuft bei mir unter Mac OSX reibungslos und ist bei der Erstellung eigener Patches eine echte Hilfe. Denn anders als bei der Bedienung über den Synth kommt man hier blitzschnell zu den in Submenüs versteckten Parameter, um etwa die Hüllkurvencharakteristik zu ändern, Modulationen zuzuweisen, oder schlicht um einzelne Presets umzubenennen.
Modal Argon8 oder Cobalt8?
Falls ihr vor der Frage steht, ob ihr euch statt des Argon 8 lieber den Cobalt 8 besorgt, solltet ihr folgende Überlegungen heranziehen: Argon 8 ist zunächst einmal ein klassischer Wavetable-Synth, wo auch seine Haupstärke liegt. Hier habt ihr alleine in der Oszillatorensektion etliche unterschiedliche Schwingungsformen, die ihr starr verwenden oder durchfahren könnt. Alleine das bringt schon ein gewaltiges Klangpotential mit sich. Wenn man nun noch die beiden Oszillatoren miteinander per Ring Modulation etc. miteinander verknüpft, stehen euch weitere Türen offen.
Auf der anderen Seite beherrscht auch die Oszillatorensektion im Cobalt 8 etliche Tricks. Im Direktvergleich fand ich hier die Ergebnisse häufig brauchbarer. Oder um es mit anderen Worten auszudrücken: Mit dem Cobalt 8 kommt man schneller zum Ziel, da man die einzelnen Komponenten und ihr Zusammenspiel intuitiver erfasst. Auch wenn der Argon 8 sicherlich nicht der komplexeste Vertreter seiner Gattung ist, benötigt man hier schon einiges an Erfahrung, um gezielt Klänge zu schrauben.
Daher empfehle ich den Argon 8 eher als spezialisierten Synth in einem gut ausgestatteten Setup, während der Cobalt 8 ein grundsolider VA-Synth mit vielen Möglichkeiten ist, der auch in kleinen Setups eine zentrale Rolle übernehmen kann. Tatsächlich sind sich die Filter beider Modell aber recht ähnlich, sodass ich hier eher eine Entweder-oder-Entscheidung sehe, als beide parallel zu betrieben. Wobei das natürlich auch eine Option ist.
Modal Argon 8 Test: Fazit
Modal Argon 8 ist ein gut klingender Wavetable-Synth, der solide Pads, Leads und Bässe liefert und sich hervorragend in jedes elektronische Genre eingliedert. Dabei sollte man sich allerdings im klaren sein, dass die vielen Wavetables erst einmal umfassend erforscht werden sollten, vor allem im Zusammenspiel miteinander. Das ist allerdings etwas, das dem Konzept Wavetable-Synthese innewohnt. Wer das nicht scheut, wird mit einer Menge neuer Sounds belohnt.
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wären das bessere Effekte und eine flexiblere Modulationsmatrix. Hier stößt man dann doch etwas zu schnell an die Grenzen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis geht für das Gebotene aber absolut klar.