Korg drumlogue Test: Hybride Drum-Machine
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Mit dem drumlogue meldet sich Korg nach einigen Jahren der Kleinstgeräte mit einer vollwertigen Drum Machine zurück. Dabei setzt das Unternehmen auf eine hybride Klangerzeugung aus Analogtechnik, Samples und digitaler Soundengine. Ob das überzeugt, und wie gut sich die schicke Groovebox für Techno, Ambient und co eignet, erfahrt ihr im Korg drumlogue Test.
Korg drumlogue Test: Erster Eindruck und Verarbeitung
Im ersten Moment überraschte mich die Größe des drumlogue, wirkte dieser zumindest auf den ersten Bildern deutlich größer. Das macht aber nichts, denn trotz der kompakten Ausmaße hinterlässt der drumlogue einen durchunddurch wertigen Eindruck.
Die Regler haben einen angenehmen Widerstand, die Taster reagieren schnell und quittieren das Drücken mit einem leicht wahrnembaren Klick. Auch das Metallgehäuse vermittelt Vertrauen, wenn ich mir vorstelle, die Groovebox häufiger zu transportieren. So schick ich den kleinen Racker aber auch finde – im Clubbetrieb sollte man immer noch eine kleine Lampe dabei haben. Denn bei schlechten Lichtverhältnissen sind die Beschriftungen schwer lesbar.
Auf der Rückseite zeigt sich der Korg drumlogue anschlussfreudig. Neben Kopfhörer-Anschluss und Stereoausgang für die Summe gibt es hier noch vier frei zuweisbare Einzelausgänge. Zusätzlich kommen noch Ein- und Ausgänge für MIDI und Sync hinzu, sowie USB-Anschlüsse. Einer dient als MIDI-Verbindung zu einem Computer, über den anderen können MIDI-Controller direkt mit dem drumlogue verbunden werden.
Im oberen Bereich des Korg drumlogue sitzen noch Lautstärkeregler für die einzelnen Elemente. Das ist praktisch, um mal eben Anpassungen zu machen. Allerdings sind Fader für den Live-Betrieb praktischer, denn mit diesen ist man in der Lage, mehr als zwei Instrumente gleichzeitig ein- oder auszufaden. Andererseits würde die Kiste damit auch wieder größer und ihr handliches Format verlieren. Und wer das unbedingt benötigt, hätte über den USB-Anschluss noch die Möglichkeit, zu diesem Zweck einen Fadercontroller anzuschließen.
Die Klangerzeugung des drumlogue im Detail
Das Sounddesign im drumlogue erfolgt in zwei Bereichen: Im linken Reglerfeld befinden sich die gängigsten Parameter pro Instrumentengattung. Wer tiefer einsteigen möchte, erhält über die Taster und Regler rund ums OLED Zugriff auf weitere Sektionen.
Allen Instrumenten gemein ist ein überblendbares (digitales) Lowpass- / HiPass-Filter mit Resonanz. Das ist zum Beispiel nützlich, wenn man einer Kick oder Tom per tief gestimmtem Hochpassfilter mit viel Resonanz noch Bassschub mitgeben möchte. Oder falls einem die Snare zu aggressiv daherkommt.
Bass Drum
Die Kickdrum ist eines der wichtigsten Elemente in der elektronischen Musik und um vorweg die Spannung aufzulösen: Sie klingt im drumlogue deutlich anders als bei den Elektrons, Rolands oder Jomoxes dieser Welt. Mit Decay, Tune und Drive kann man schon gut etwas bewegen, aber in vielen Settings ist der Sound erstmal etwas hölzern, bzw. pappig. Um da jetzt eine richtig voluminöse Kick hinzudrehen, muss man schon tief in die Editebene abtauchen. Und selbst dann wird es die analoge Bass-Drum des drumlogue im Vergleich mit den oben genannten Kisten schwer haben.
Andererseits drängt sich die Frage auf: Muss sie das überhaupt, wenn es die rund fetten Kicks bereits in etlichen anderen Kisten gibt? Und je länger ich den drumlogue im Einsatz hatte, umso interessanter fand ich die Bass Drum. Schließlich ist der Charakter schon sehr eigenständig und dabei trotzdem noch recht flexibel. Gut für Industrial, Electro (also den echten) und Old-School-Techno. Selbst Paukiges geht mittels Sweep-Envelope im Untermenü. Wobei diese Klanggattung mit der Low Tom noch einmal deutlich gewaltiger um die Ecke kommt.
Snare Drum & Clap
Ebenso wie Bass Drum und Toms ist auch die Snare des Korg drumlogue analog. Mit der Snare konnte ich mich in der Zeit nicht wirklich anfreunden. Wenn man den Noise-Anteil rausdreht, könnte man sie zumindest als weitere Percussion-Spur einsetzen. Aber im klassischen Betrieb ist sie schnell zu mittig-dominant.
Die samplebasierten Claps wiederum besitzen einen herrlich crispen Sound, der sich problemos durch den Mix schiebt. Verstärkt wird das noch durch den guten Sample-Redux-Effekt, mit dem die Claps schnell in den rohen Sound früherer Sampler zusammenfallen.
Toms
Gerade Toms neigen in Drum Machines gerne mal dazu zu nerven, oder schlicht unbrauchbar zu sein. Nicht so die Tom-Sektion des drumlogue. Allerdings sehe ich die Stärke hier nicht im Erzeugen von analoger Percussion. Vielmehr greift vor allem die Low Tom Defizite bei der Bass Drum auf.
So lassen sich mit dieser durchaus eine brettharte Techno-Bassdrum oder Bass-Sounds synthetisieren. Wenngleich man hier mit etwas Feingefühl noch das Filter einbinden sollte. Die HiTom übernimmt dann gekonnt die Rolle eines tonalen Gegenspielers, der sich im Mix gut durchsetzt.
HiHats
Damit kommen wir zu den HiHats, neben der bereits erwähnten Clap die nächsten rein Sample-basierten Instrumente. Das mitgelieferte Sampleangebot deckt ein breites klangliches Spektrum ab. Insgesamt geht die Tendenz in dieser Abteilung aber eher in Richtung Techno und Industrial. Vor allem, wenn man Drive und den SampleRate-Reducer mit einbindet. Wer smoothere HiHats möchte, kann mittels Hochpassfilter und Hüllkurve aber auch dezentere Ergebnisse erzielen.
Sample 1 und 2
In dieser Sektion kann man eigene Samples (32MB Speicher, aber da wird laut Korg wohl noch optimiert) reinladen. Ab Werk gibt es natürlich schon eine gute Auswahl an Percussions, Adlibs und anderen FX-Sounds. Einmal ausgewählt, stehen zur Bearbeitung Filter, Drive, Sample-Redux, sowie Sample-Start und eine simple Lautstärkehüllkurve zur Verfügung. Das ist nicht viel, erfüllt aber gut klingend seinen Zweck.
Drum-SDK / VPM
Abschließend versteckt sich hinter dem Taster VPM eine Multi-Engine, die manch einer schon aus dem Korg Minilogue XD oder dem Prologue kennt. Wahlweise kann hier Rauschen, ein User-Modell, oder eine digitale Synthese-Engine aktiviert werden, die auf VPM (variabler Phasenmodulation) basiert. Mit VPM erzeugt man im Handumdrehen metallische, gläserne oder hölzerne Sounds, sowie FM-Bässe.
Entgegen der Produktbeschriebung bei Korg empfand ich die Synthesemöglichkeiten hier derzeit noch nicht als besonders tief. Aber als weitere klangliche Nuance sind VPM und auch Noise natürlich willkommen. Richtig spannend wird es vermutlich dann, wenn Drittanbieter kostenlose oder kommerzielle Erweiterungen anbieten, die auf dem Drum SDK basieren.
Korg drumlogue Test: Der Sequencer
Die bis zu 64-Steps umfassenden Pattern werden entweder per Step-Eingabe programmiert oder live eingespielt. Anschließend kann man für einzelne Steps Accent und Triggerwahrscheinlichkeiten (sehr ähnlich zu dem, was Elektron anbietet), sowie Roll einstellen. Letzteres bietet die Möglichkeit, aufsteigend, absteigend oder konstant in der Lautstärke zu bleiben. Das klappt auf Anhieb intuitiv, lediglich das schnelle Umschalten zwischen den Instrumenten hätte eleganter gelöst werden können. So muss man immer die Part-Taste und die korrespondierende Instrumententaste gleichzeitig drücken, um zu wechseln.
Wer es komplexer mag, wird sich über den Polymetrik-Mode freuen. Sobald dieser aktiviert ist, kann für jede Instrumentenspur eine eigene Tracklänge festgelegt werden. Weiterhin bietet der drumlogue noch Motion Sequences, um Parameteränderungen aufzuzeichnen und wiederzugeben.
Zum Zeitpunkt des Tests war es leider noch nicht möglich, gezielt Notenwerte einzuprogrammieren. Das ist schade, zumal es mit dem VPM noch einen heißen Kandidaten für Tonales und sogar Polyfones gibt. Und um brauchbare Trap-Bassdrum- oder Tom-Melodien mal eben gezielt per Motion Sequence einzuspielen, wird man wohl etliche Anläufe benötigen. Ich hoffe daher, dass Korg das zukünftig noch nachlegt.
Korg drumlogue im Vergleich mit Alternativen
In den letzten Jahren hat sich auch im Groovebox-Segment einiges getan. Und so geht der drumlogue mit einer starken Konkurrenz ins Rennen. Davon dürften der Elektron Syntakt, sowie Rolands TR-8S die wohl stärksten Mitbewerber sein. Beide bieten eine eigene Klangerzeugung in Kombination mit Sample-Import.
Während Roland bei der TR-8S klar auf die eigenen Klassiker setzte, ist Elektron etwas dazwischen. Hier gibt es zwar deutlich mehr Soundengines im Vergleich mit dem drumlogue. Dieser punktet wiederum mit Einzelausgängen, besseren Master-Effekten und der Möglichkeit, eigene Samples zu laden.
Und man sollte nicht das gewaltige Potential des Drum SDK außer Acht lassen. Korg schreibt dazu:
„Es können bis zu 24 Synthesizer-Units in die User-Sektion der Multi-Engine geladen werden. Ein derartiger Custom-Synthesizer lässt sich mit der Sequenzerspur der Multi-Engine und via MIDI ansteuern. Pro Synthesizer können bis zu 24 Parameter bereitgestellt werden, die dann mit den Reglern und über das OLED-Display bedient werden. Mit der Motion-Funktion des Sequenzers lässt sich ein Synthesizer außerdem modulieren.“
Quelle: Korg.de
Wenn ich mir das Angebot für den Minilogue XD so ansehe, kann ich mir gut vorstellen, dass es zukünftig auch für den drumlogue etliche spannende kommerzielle und kostenlose Erweiterungen von Drittanbietern geben wird.
Korg drumlogue Test: Fazit
Gut gemacht Korg! Der drumlogue ist bereits jetzt eine spannende Drum Machine mit sinnvoller Feature-Ausstattung. Wer in erster Linie klassische 808 oder 909 sucht, ist hier allerdings falsch. Dafür gibt es aber auch schon dutzende guter Alternativen. Vielmehr hat es Korg geschafft, guten Sound mit schnell begreifbarem Workflow zu kombinieren.
Vielleicht ist es das leichte MS-20-Flair im Design; Aber klanglich sehe ich die Maschine tendenziell eher im Bereich Old-School-Techno, EBM und Industrial. Ein bisschen wie eine Mischung aus HR-16, dazu eine Prise (fetterer) KPR-77 und etwas Drumtraks. So oder so ist der Korg drumlogue aber eine Empfehlung für jeden, der eine flexible Drummachine mit eigenständigem Charakter sucht.