Die besten Synthesizer für Pads: Flächenleger für Ambient und Techno
Atmosphärische Pads sind für Ambient genauso unverzichtbar wie gute Hintergrundatmos für (Dub)Techno oder anderen Genres elektronischer Musik. Die gute Nachricht vorweg: Fast jeder Synthesizer lässt sich mehr oder weniger gut für Flächen verwenden. Selbst mit vielen monophonen Synthesizern kann man über Mehrspur-Recording oder intelligenter Programmierung Akkorde und Pads erzeugen. Um den Workflow aber nicht unnötig kompliziert zu gestalten, sollte man früher oder später über einen Synthesizer für Pads nachdenken. Dieser sollte folgende Features mitbringen.
Welche Eigenschaften sollte ein Synthesizer für Pads mitbringen?
- mindestens 4 Stimmen (gerne mehr)
- mindestens zwei Oszillatoren (oder einer plus Suboszillator)
- ausreichend Modulationsmöglichkeiten, um Pads über längere Zeit spannend zu halten
Welche sind also die besten Synths für Flächen, die man zurzeit kaufen kann?
Novation Peak / Summit: Hybridsynth mit exzellenten Pads
Novation hat mit dem Peak einen richtig guten Polysynthesizer kreiert, der sich neben vielen anderen Dingen ideal für Flächen eignet. Mit acht Stimmen, hervorragend klingenden Oszillatoren, analogen Filtern und einer mächtigen Modulationsmatrix erzeugt er Pads, Texturen und Drones in nahezu allen Facetten. Von granular bis analog, von gläsern digital bis hin zu experimentellen Sounds ist damit nahezu alles machbar. Eine ausgezeichnete Effektsektion, rudimentäre Frequenzmodulation und sinnvolle Features wie loopbare Hüllkurven runden die Ausstattung ab.
Summit verfügt als Tastaturvariante des Peak neben der doppelten Stimmenanzahl noch über einen zweifachen Multimode, sowie ein zweites Filter, von dem gerade Flächensounds noch einmal enorm profitieren.
Korg Minilogue XD: flexibler als man denkt
Mit dem Vorgänger Minilogue (ohne „XD“) landete Korg bereits einen Hit: Vier voll analoge Stimmen inklusive Tastatur und tollem Design. Und das Ganze für deutlich unter 1000 €. Knapp zwei Jahre später setzten sie mit dem „Minilogue XD“ noch einen drauf. Dabei ist der XD ein eigenständiger Synthesizer, der nicht nur anders klingt, sondern sinnvolle Erweiterungen mitbringt. Ein dritter digitaler Oszillator erweitert die Klangerzeugung um etliche Schwingungs- und Syntheseformen.
Die Effekt-Engine wurde aufgebohrt und liefert jetzt gute Reverb- und Delay-Algorithmen, die sich bei Bedarf – ebenso wie der digitale Oszillator – sogar noch um eigene Modelle erweitern lassen. Mittlerweile hat sich darum eine eigene Community gebildet, die spannende Oszillator- und Effektmodelle teils kostenlos, teils kommerziell anbieten. Ein smarter Zug von Korg – denn durch die Öffnung der Technik für Drittanbieter dürfte die Zukunft des XD gesichert sein.
Durch seine einfache Bedienung, ausreichend Möglichkeiten fürs Sounddesign und dem runden Grundsound sind gute Flächen schnell erstellt. Für den aufgerufenen Preis von rund 580 € ist das Teil eine ganz klare Kaufempfehlung.
Roland JU-06a: ideal für Ambient-Pads
Wenn es retro klingen soll, ist der JU-06a von Roland eine gute Wahl. Der Synthesizer im Kleinformat emuliert sehr ordentlich die legendären Juno 6 und Juno 60, die seit den 80ern auf unzähligen Tracks zu hören sind. Von Retrowave bis hin zu Ambient deckt er trotz limitierter Möglichkeiten eine große klangliche Palette ab. Die Synths der Juno-Reihe sind eher Schönklinger – das machen sie dafür aber richtig gut.
Wer die Flächen und Arpeggios bei Niels Frahm, Boards of Canada usw. mag, wird mit dem JU-06 glücklich. Einziges Manko ist hier die Limitierung auf vier Stimmen. Dafür bekommt man mit dem JU-06a noch ein Audiointerface on top, wodurch sich der kleine Synth perfekt für unterwegs eignet. Eine direkte Alternative hierzu wären Behringer Deepmind 6 / 12. Klanglich sind die Behringer-Synths näher am Juno 106 als am 6 bzw. 60 dran. Der Sound ist dadurch als etwas verwaschener zu beschreiben, was durchaus auch seine Fans findet.
Sequential OB-6: Oberheim-Pads mit großartigem Filter
Was wäre eine Synthesizer-für-Pads-Liste ohne einen Oberheim? Die legendären Oberheim-Filter genießen nicht ohne Grund einen guten Ruf, wenn es um Flächen geht. Die Resonanz betont hier sehr musikalisch die Eckfrequenz, wodurch selbst extreme Einstellungen eher glänzen als stören. Und so darf auch der sensationelle Sequential OB-6 (Test) nicht in dieser Liste fehlen.
Eigentlich haben alle Oberheim-Synthesizer eins gemeinsam: Trotz ihrer Vielseitigkeit klingen sie in fast allen Einstellungen immer gut. Umfangreiche Modulationsmöglichkeiten lassen experimentelle Klänge ebenso zu wie klassische Analogsounds. 3000 Euro für die Tastaturversion bzw. 2400 € für die Desktop-Ausführung sind sicherlich nicht gerade wenig. Auf der anderen Seite erwirbt man ein solides Instrument, das auch nach Jahren noch Freude macht.
Elektron Digitone: Digitale Texturen und analoge Pads
Elektron hat mit Digitone einen FM Synthesizer im Angebot, der sich auch ausgezeichnet zur Erzeugung von Pads eignet. Intuitive FM mit vier Operatoren, Zugriff auf die Obertonverteilung bei den Oszillatoren und vor allem die Integration eines subtraktiven Filters ermöglichen es selbst Einsteigern, schnell gut klingende Patches zu erstellen.
Mit einer geschickten Stimmzuweisung sind zudem sehr komplexe Layer-Sounds möglich. Selbst Drones und Texturen, die über Minuten hinweg spannend bleiben stellen Digitone vor keine große Herausforderung. Schade nur, dass sich die Hüllkurven noch nicht loopen lassen und die LFOs im Gegensatz zu den größeren Elektron-Modellen nur ein Modulationsziel besitzen.
Unabhängig vom Einsatz als Flächenlieferant ist der Digitone eine ideale Ergänzung zu bestehenden Studio-Setups. Mit seinem vielseitigen Sequencer und Funktionen wie Sound- und Parameter-Locks könnte man ein komplettes Live Set nur mit diesem Synthesizer durchziehen. Ach ja: Ein Audiointerface und komplette Einbindung in Computer-Setups sind dank Overbridge ebenfalls mit an Bord. Für rund 700 € ist Digitone eine ganz klare Kaufempfehlung, wenn es nicht unbedingt analog sein muss.
ASM Hydrasynth: Die Modulationsmaschine
Das chinesische Unternehmen ASM hat mit dem Hydrasynth ganz überraschend einen polyphonen Wavetable-Synthesizer auf den Markt gebracht. Nachdem die Schwächen der ersten Version ausgeräumt wurden – hier ist besonders der anfangs unterdimensionierte Bassanteil zu nennen – ist der Hydrasynth längst kein Geheimtipp mehr unter Synthesizer-Freaks.
Und das aus gutem Grund: Neben einem ausgewogenen Grundsound und gut klingenden Filtermodellen spricht für den Hydrasynth eine sehr umfangreiche Modulationsmatrix mit fünf DAHDSR Hüllkurven und ebenso vielen LFOs.
Wo man sich bei anderen Herstellern gerne mal in Untermenüs verheddert, ist beim Hydrasynth nahezu alles schnell miteinander verknüpft. So werden die komplexen Möglichkeiten gezähmt und aus dem Synth ein echtes Flächenmonster. Nicht zuletzt durch seine solide Verarbeitung (die Keyboard-Variante ist überraschend schwer) ist der Hydrasynth eine klare Empfehlung als Synthesizer für Pads und natürlich auch andere Sounds.
Trotz der umfangreichen Möglichkeiten erschließt sich der Hydrasynth durch seine intuitive Oberfläche auch Einsteigern recht schnell. Allerdings würd ich neben dem Hydrasynth immer noch einen weiteren Synthesizer dazustellen, wenn es mal schnell gehen soll. Hier haben Synths mit weniger Features teilweise die Nase vorn.
Korg modwave
Und noch einmal Korg, dieses Mal mit dem Wavetable Synthesizer Korg modwave. Dieser Synthesizer kombiniert einerseits Wavetable-Synthese mit klassischer subtraktiver Synthese. Andererseits findet sich noch ein umfangreicher Vorrat an Samples, mit denen man sich abwechslungsreiche Pads zusammenbauen kann.
Für die Kombination eines Presets stehen hier insgesamt vier Layer zur Verfügung, die sich jeweils völlig frei voneinander aufbauen lassen. Mit umfangreichen Modulationsroutings und intelligenten Echtzeitzugriffen ist der modwave auch ideal für Live-Performances. Ein sehr solider Klang, der eher in Richtung HiFi geht plus vielseitige Sounddesignmöglichkeiten machen den modwave zu einem perfekten Flächenleger. Hier geht es zum Korg modwave Test.
Expressive E Osmose: Wenn es richtig außergewöhnlich werden soll
Abgerundet wird diese Liste durch einen Exoten. Die bis zu 24-fach polyfone Klangerzeugung im Expressive E Osmose basiert auf Haken Audios EaganMatrix; einer Mischung aus subtraktiver Synthese, Physical Modelling (also der Nachbildung akustischer Instrumente), FM und allem was dazwischen liegt. Das verspricht völlig neuartige Sounds, die durch die einzigartigen Controller-Fähigkeiten des Keyboards erst richtig zum Leben erweckt werden. Hybride Flächen, die von Streichern zu Analogpads mutieren, metallene Texturen oder granulare Drones sind für Osmose kein Problem.
Das Keyboard ermöglicht neben Anschlagdynamik auch polyphonen Aftertouch und reagiert sehr exakt auf Wertveränderungen. Dadurch ist ein ausdrucksstarkes Spiel möglich, wie es nur bei einer Handvoll elektronischer Instrumente der Fall ist.
Und sollten die internen Soundmöglichkeiten mal nicht mehr ausreichen: Mit entsprechend kompatibler Software lässt sich Osmose auch als High-End-Controller für den Computer verwenden.
Zur Webseite von Expressive É Osmose