Die am meisten unterschätzten Synths der letzten Jahre
Abseits von den Klassikern und Massensynths gibt es eine Reihe von Klangerzeugern, die sich nicht so richtig durchsetzten. Unter diesen gibt es auch einige, bei denen sich ein zweiter Blick lohnt. Entweder weil sie mittlerweile zu deutlich günstigeren Preisen angeboten werden, ihnen vielleicht ein ungerechtfertigt schlechter Ruf vorauseilt, oder schlicht, weil sie bei Markteinführung nicht so richtig wahrgenommen wurden. Da diese Synthesizer zudem neu oder auf dem Gebrauchtmarkt häufig zum Budgetkurs erhältlich sind, zeigt dieser Artikel einige der am meisten unterschätzten Synths der letzten Jahre.
Polyend Dreadbox Medusa: Zu viel Charakter?
Mittlerweile nur noch gebraucht zu kaufen, könnte sich der Medusa in Zukunft zu einem Sammlerobjekt entwickeln. Denn der Synthesizer, der aus einer Kooperation von Dreadbox und Polyend hervorging, bietet eine Menge spannender Features und einen recht eigenwilligen Klang.
Und wahrscheinlich war es auch der charaktervolle Sound, durch den sich der Medusa nie so richtig durchsetzen konnte. Dieser ist eher auf der nasalen LoFi-Seite, kann aber durchaus überzeugende Leads, Bässe und Drones produzieren. Allerdings benötigt es einiges an Zeit und Erfahrung mit dem Synth, um die Sweetspots direkt anzusteuern.
Womöglich hat man hier aber auch den voluminösen Dreadbox-Sound erwartet, erweitert um das Sequencer-Know-How aus dem Hause Polyend. Letzteres ist definitiv gegeben, denn der Sequencer bietet einige Tricks, die man woanders sucht. Hervorzuheben ist beim Medusa auch die Möglichkeit, jedem Pad einen Akkord, sowie komplett unterschiedliche Parameter-Settings mitzugeben.
Letztlich schaffte es aber leider auch das 4.0er Firmware-Update nicht, den Medusa zu retten. Und das, obwohl der Synth hiermit zusätzlich noch einen sechsstimmigen 3-OP FM-Modus bietet. Daher kann ich nur empfehlen, den Synth eine Chance zu geben. Diese sollte dann auch beinhalten, sich mal intensiv mit dem Synth auseinanderzusetzen.
Novation Circuit Mono Station: Die ungeliebte Bass Station III?
Ebenso wie der Medusa, konnte sich auch die Circuit Mono Station aus dem Hause Novation nie so richtig durchsetzen. Hier wird womöglich nicht der Sound ausschlaggebend gewesen sein, denn liefert bei dem analogen Synth recht schnell brauchbare Ergebnisse.
Vielmehr dürfte die konzeptionelle Nähe zur Bass Station II eine Rolle gespielt haben. Da die Feature-Liste sich an vielen Stellen mit der Ausstattung der Bass Station II deckt, war es unklar, warum man bei Markteinführung für einen recht ähnlichen Ansatz mehr bezahlen sollte.
Trotz des ersten Eindrucks handelt es sich bei der Circuit Mono Station um einen eigenständigen Synth, der auch neben einer Bass Station II durchaus seine Berechtigung hat. Zu seinen Stärken gehören der Duophonie-Modus, der gerade bei Ringmodulation und Sync spannend wird, sowie ein umfangreicher Sequencer. Mit dem 64-Step-Sequencer sind selbst Paramater-Locks möglich, und man kann die Circuit Mono Station auch dafür einsetzen, weiteres Equipment per CV/Gate oder MIDI zu steuern.
Insgesamt also ein echt gutes Gesamtpaket, das gegen Ende für rund 300 € im Sonderdeal rausgehauen wurde. Wer noch auf der Suche nach einem guten Synthesizer für Bass und Leads ist, sollte sich hier mal auf dem Gebrauchtmarkt umsehen.
IK Multimedia UNO Synth Pro: Massive Features zum Budget-Preis
Um den UNO Synth Pro haben viele einen großen Bogen gemacht: Die ersten Berichte über zahlreiche Bugs, meine Erfahrungen mit dem normalen UNO Synth und nicht zuletzt das sperrige Design erzeugten nicht einmal ein müdes Achselzucken.
Spätestens aber mit der letzten Preisreduzierung liefert der UNO Synth Pro ein echt attraktives Gesamtpaket: Etliche Features treffen hier auf gute Verarbeitungsqualität (zumindest kann ich das für die Tastenvariante bestätigen), und einen überzeugenden Sound.
Klanglich bewegt sich der UNO Synth Pro irgendwo zwischen Moog und Roland, wobei er durchaus seinen eigenen Charakter besitzt: Nicht zu aufdringlich, nicht zu aggressiv, aber dennoch präsent genug, um im Mix nicht unterzugehen.
Dank der flexiblen Modulationsmatrix, drei Oszillatoren, zwei Filtern, sowie Arpeggiator und Sequencer kann man mit dem UNO Synth Pro einiges anstellen. Man sollte sich nur nicht gleich durch die Bedienung über das Matrixfeld abschrecken lassen. Denn für rund 600 € in der Tastaturvariante, bzw. 350 € als Desktopversion liefert der UNO Synth Pro ein umfangreich ausgestattes Gesamtpaket.
Korg opsix: Weit mehr als nur FM
Kommen wir zum opsix (Test: Korg opsix). Bei dem FM-Synth stand weder die Ausstattung noch der Klang in der Kritik. Eher wurde der opsix kaum wahrgenommen. Vielleicht lag es an der langen Zeit zwischen Ankündigung und Auslieferung, aber er war dann irgendwann einfach da und schlug keine großen Wellen. Und das ist schade, denn mit dem opsix hat Korg einen echten Allrounder im Angebot, der weit mehr kann als nur traditionelle FM.
Einerseits überzeugt der opsix durch eine umfangreiche Ausstattung: Hier trifft 6 OP-FM, die zudem völlig frei verknüpft werden können, auf eine umfangreiche subtraktive Abteilung mit mehreren Filtern. Dazu gibt es zahlreiche Modulationsquellen und -Ziele, Sequencer und Arpeggiator, sowie eine gut klingende Effektabteilung.
Dass sich die komplexe Klangerzeugung über die durchdachte Oberfläche auch noch richtig gut bedienen lässt, steht ebenfalls auf der Pro-Liste. Klanglich ist der opsix eher auf der HiFi-Seite. Nicht ganz so dumpf-melancholisch wie der Digitone und weit weg vom rohen Klang eines Twisted Electrons MEGAfm. Für mich ist er trotzdem ein wunderbarer Synth, den man auf jeden Fall einmal ausprobieren sollte.
Roland SH-01a Boutique: Polyphoner Analogsound, versteckt als Clone
Zwar ist der Roland SH-01a bereits ein sehr guter Clone des populären Roland SH-101. Viele User wünschten sich allerdings eine vollanaloge Replik des SH-101, die später dann auch von Behringer ins Rennen geschickt wurde. Dadurch hatte der SH-01a einen nicht ganz so einfachen Start.
Ganz unabhängig davon, dass Roland meiner Meinung nach mit der Simulation ein gutes Stück näher am Original ist als Behringer, wird allerdings ein entscheidender Pluspunkt häufig vergessen: Beim SH-01a handelt es sich gleichzeitig um einen echt gut klingenden vierstimmigen Synthesizer. Damit ist der SH-01a auch prädestiniert für analog klingende Flächen und Drones. Zusätzlich stehen auch fürs Sounddesign weitere Features bereit wie BPM-synchrone LFOs, die sich bei Bedarf bis in hörbare Frequenzbereiche fahren lassen und mehr Schwingungsformen bieten.
Für mich ist der SH-01a daher definitiv unterbewertet und fast ein Must-Have für alle Eleltronikmusikproduzenten, die Spaß an Hardware haben.
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